Drehscheibenkeramik des Früh-und Hochmittelalters in Ulm (original) (raw)
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Drehscheibentöpferei im Barbaricum. Technologietransfer und Professionaliesierung eines Handwerks am Rande des Römischen Imperiums, Bonner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie 13 (Hrsg.J. Bemmann, M. Hegewisch, M. Meyer, M. Schmauder), Bonn 2011, 284-.293.
Das Keramikmaterial aus dem Gräberfeld von Opatów wurde von der Verfasserin im Rahmen eines von R. Ma-dyda-Legutko vom Archäologischen Institut der Jagiel-lonen-Universität Krakau geleiteten Forschungsprojek-tes aufgearbeitet, das zum Ziel hat, eine Monographie zu dieser Nekropole vorzulegen. ZUR CHRoNoLoGIE DER DREHSCHEIBENKERAMIK IN DER PRZEWoRSK-KULTUR IM LICHTE DER JÜNGSTEN FoRSCHUNGSERGEBNISSE Judyta rodzińska-nowak Die Chronologie der Drehscheibenkeramik 1 aus dem Verbreitungsbereich der Przeworsk-Kultur stellt neben der Frage des Ursprungs dieser Keramik eine der bei den Studien zu dieser Fundkategorie wichti-gen Fragestellungen dar. Der Schwerpunkt dieser Studien liegt bei der präzisen Bestimmung sowohl des Zeitpunktes des Aufkommens der Drehscheibenkeramik als auch deren Verbreitung in der Przeworsk-Kultur sowie des Endes der Produktion. Eine weitere Fragestellung hängt mit der Möglichkeit zusam-men, einen gewissen Entwicklungsrhythmus der Herstellungstätigkeit im betreffenden Kulturmilieu zu erfassen, wie er im Veränderungsprozess der Technik und Verzierung zum Ausdruck kommt 2. Die derzeit an mehreren Fundstellen der Przeworsk-Kultur vorangetriebenen Ausgrabungen wie auch die Studien, deren Ziel es ist, den bei den früheren Forschungen gewonnenen Keramikfundstoff zu bearbeiten, liefern immer wieder neue Anhaltspunkte, die die oben genannten Fragestellungen in einem neuen Licht erscheinen lassen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei vor allem zwei neuerdings aufgearbeitete, sehr umfangreiche Quellenbestände. Der eine stammt aus der Siedlung von Jakuszowice, Fst. 2, woj. świętokrzyskie, der andere aus dem Gräberfeld von opatów, Fst. 1, woj. śląskie 3. In beiden Fällen haben wir es mit Fundplätzen zu tun, die durch ihre Eigenart die Durchführung von chronologi-schen Studien zu dem Fundstoff der Przeworsk-Kultur aus der jüngeren und spätrömischen Kaiserzeit und der völkerwanderungszeit besonders begünstigen (Godłowski 1970; 1986; 1991; 1995). Die räumlich ausgedehnte Siedlung von Jakuszowice zeichnet sich durch eine in ihrem zentralen Be-reich erhaltene Schichtenfolge von bis zu 2,5 m Stärke aus, die zu einem großen Teil – Schicht I – mit der jüngeren und spätrömischen Kaiserzeit in Verbindung zu bringen ist. Aus dieser Schicht wie auch aus den dort freigelegten Befunden, zu denen zwei Brennöfen für Drehscheibenkeramik gehören, wurden ungefähr 84 000 Tongefäßfragmente geborgen. Drehscheibenkeramik (rund 27 000 Scherben) macht etwa 32 % dieses Quellenbestandes aus (rodzińska-nowak 2006, 21). es gibt darunter Frag-mente von Drehscheibenkeramik, die vier technologischen Gruppen angehören: I glattwandige graue Keramik; II rauwandige graue Keramik, III rauwandige Keramik – Vorratsgefäße mit breitem Kragen; Iv " pseudo-mittelalterliche " rauwandige Keramik (rodzińska-nowak 2006, 51–67 Abb. 9). es sei in diesem Zusammenhang angemerkt, dass nur bei elf Exemplaren der Gruppe I und bei zwei Exemplaren der Gruppe II das komplette Profil rekonstruiert werden konnte. Die erwähnten Kulturschichten, die sich im Bereich der Siedlung von Jakuszowice erhalten haben, bargen außer der Keramik auch sehr reichhaltiges anderes Fundmaterial, unter anderem zahlreiche gut zu datierende Metallgegenstände (Godłowski 1986; 1991; 1995). Ihre verteilung in manchen Bereichen der Schicht I ließ zunächst den Schluss zu, dass die betreffende stratigraphische Abfolge im Allgemeinen Zur Chronologie der Drehscheibenkeramik in der Przeworsk-Kultur im Lichte der jüngsten Forschungsergebnisse
Zu einigen Dekorbesonderheiten an frühmittelalterlicher Keramik aus Ulm
Konrad Dietrich Hassler war der erste amtliche Denkmalpfleger in Württemberg. Er amtierte seit 1858 als Königlicher Konservator der Kunst-und Alterthums-Denkmäler. 1 In dieser Funktion war er nicht nur für die Baudenkmäler im noch jungen Königreich, sondern auch für die Archäologie zuständig. So stellt sein Beitrag aus dem Jahre 1860 über "Das alamannische Todtenfeld bei Ulm" 2 die erste -und bis heute überaus wichtige -Beschäftigung mit dem großen Friedhof am Kienlesberg dar, der erst kurz zuvor beim Eisenbahnbau aufgedeckt worden war. Durch diesen Aufsatz gehört er zu den Pionieren der süddeutschen Merowingerzeitforschung, wie Gerhard Fingerlin im Begleitband der großen Alamannenausstellung von 1996 3 hervorgehoben hat. Hier soll im Folgenden ein Gefäß näher betrachtet werden, das heute im Fundbestand nicht mehr existiert, also nur dank der zeitnah zur Entdeckung erfolgten Publikation durch Hassler der Forschung erhalten blieb. Es handelt sich um das Fragment einer sogenannten Tüllenausgusskanne, das Hassler auf Tafel V mit der Nummer 38 abbildet (Abb. 1). Besonders bedeutsam ist nicht die auffällige, im Oberteil flächendeckende Eindruck-oder Rollstempelverzierung, sondern der Kranz von ovalen Vertiefungen knapp über der größten Gefäßweite. Leider ist nicht überliefert, ob es ein auf der schnelldrehenden fußgetriebenen Töpferscheibe hergestelltes Erzeugnis war, oder ob es von Hand aufgebaut und allenfalls auf der Scheibe ‚überdreht' wurde. Vergleicht man es mit den noch erhaltenen, entsprechend aufwändig ornamentierten Töpfen aus Ulm in den Beständen des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart und der Städtischen Museen Ulm, ist die letztere Möglichkeit die weitaus wahrscheinlichere. Bei keinem von ihnen handelt es sich um echte Drehscheibenware. Gleiches scheint auch für die Stücke aus den Gräberfeldern in umliegenden Orten (z. B. Grimmelfingen, 4 Hüttisheim, 5 Schelklingen 6 und Langenau 7 ) zu gelten.
Zur Drehscheibenware der Spätlat ène- und frühesten Kaiserzeit in Böhmen und in Mitteleuropa
In der sich mit der Spätlatène- und frühen Römischen Kaiserzeit befassenden Literatur kann man oft jener Meinung begegnen, dass zu Beginn der Römischen Kaiserzeit latènezeitliche Werkstätten für die Herstellung von Drehscheibenware in Mitteleuropa noch in Betrieb waren. Die Tätigkeit dieser Werkstätten sollte dann die germanische1 Keramikproduktion in den Jahrzehnten um die Zeitenwende deutlich beeinflusst haben. Diese Vorstellung stützt sich auf drei Argumentations- und Quellenkreise: 1. Schriftliche Quellen, 2. Parallelen zwischen der latène- und der kaiserzeitlichen Keramik und 3. Funde von scheibengedrehten Latène-Gefäßen in kaiserzeitlichen Befunden.