Global player? Ein merowingerzeitliches Reitergrab mit Spielsteinen bei Leipheim, Lkr. Günzburg, Schwaben. In: Das Archäologische Jahr in Bayern 2015, 91-93 (original) (raw)

Glück im Unglück oder Unglück im Glück: Im Februar 2015 stießen Mitarbeiter des Kampfmittelräumdiensts im ehemaligen Flugplatz südlich von Leipheim überraschend auf ein merowingerzeitliches Männergrab und eine Pferdebestattung. Während die letztgenannte zuerst nicht als solche erkannt und daher undokumentiert nahezu vollständig abgebaggert wurde (ein Großteil der erhaltenen Pferdeknochen wurde später aus dem Abraum aufgesammelt), identifizierte man das unmittelbar nach dem Pferd gefundene Schwert des Männergrabes sofort richtig und reagierte rasch und umsichtig: Die Arbeiten wurden eingestellt und das BLfD verständigt. Die nun hinzugezogenen Archäologen konnten daher zumindest den unteren Teil des Grabes ordnungsgemäß dokumentieren und bergen -und stießen dabei auch auf Beigaben von großem Seltenheitswert: Spielsteine und einen Würfel. Der Tote war, wie im 6./7. Jahrhundert üblich, in gestreckter Rückenlage beigesetzt worden; bei der Grabung beobachtete Holzreste deuten auf einen rechteckigen Sarg hin (Abb. 137). Die anthropologische Untersuchung ergab wegen der sehr schlechten Knochenerhaltung keine Erkenntnisse, die über die archäologischen Beobachtungen hinausreichen: Der hier Bestattete war erwachsen und wohl männlich. Das Pferd lag in einer eigenen Grube neben dem Männergrab. Genauere Angaben zur Lage des Reittiers sind leider ebensowenig möglich wie ein Urteil, ob es bereits ohne Kopf beerdigt worden war oder der Schädel nur wegen der unsanften Bergungsbedingungen fehlt bzw. bereits beim Bau einer hier vorbeiführenden modernen Straße beseitigt wurde. Jedoch kann zumindest erschlossen werden, dass das Pferd wirklich zum Männergrab gehörte, da die Trense im Grab des Mannes beigegeben war. Nach der Bestimmung der Knochen handelt es sich um einen Hengst oder Wallach mit einer ungefähren Widerristhöhe von 137 cm. Die Beigabe von Pferden ist im süddeutschen Raum zwar nicht häufig, aber auch nicht gänzlich unbekannt; vor allem in der jüngeren Merowingerzeit war es laut Untersuchungen Judith Oexles zudem üblich, die Trense bzw. allgemeiner Reitzubehör nicht beim Pferd, sondern im Grab des Reiters zu deponieren. Um die etwas unglückliche Bergungsgeschichte noch zu vervollständigen, wurde der Abraum unmittelbar nach der Ausgrabung des Grabes am Wochenende durch Raubgräber mit der Sonde abgesucht -wie eindeutige Spuren, die am Montag entdeckt wurden, verrieten. Obwohl der Abraum bereits davor von den Archäologen durchsucht worden war, könnten doch noch einzelne Fragmente entdeckt und entwendet worden sein. Diese Fragmente, materiell höchstwahrscheinlich wertlos, sind kleine, aber jetzt bei der Restaurierung der Funde fehlende Puzzleteilchen von hohem wissenschaftlichem Wert. Daher möchte ich hier an die Finder appellieren, eventuelle Funde gegebenenfalls noch nachträglich dem BLfD (Dienststelle Thierhaupten) zukommen zu lassen.

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Am Rande des Imperiums – Das spätkaiserzeitliche Kammergrab von Pförring. Aus: Das Archäologische Jahr in Bayern 2016 (2017) 97-99.

2016

Im Sommer und Herbst 2016 fanden in Pförring im Bereich einer seit Langem bekannten spätkaiserzeitlichen Siedlung bauvorgreifende Ausgrabungen für ein neues Wohngebiet statt. Aufgedeckt wurden nicht nur Siedlungsspuren der späten Kaiserzeit, sondern auch ein reich ausgestattetes Kammergrab aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Das Grab war unberaubt und konnte im Rahmen einer rund sechswöchigen Ausgrabung sorgfältig dokumentiert werden. Einzelne Teile der Bestattung, darunter der Kopfbereich, wurden als Block geborgen. Röntgenaufnahmen deuten darauf hin, dass sich in den Blockbergungen weitere Beigaben befinden, so dass aktuell noch nicht das gesamte Inventar bekannt ist. Die Fundstelle liegt auf der ersten Hochterrasse unmittelbar nördlich der ehemaligen Donauaue, rund 800 m westlich des Ortskerns von Pförring. Bis zur Kanalisierung im 19. Jahrhundert floss hier der Hauptarm der Donau, heute verläuft der Fluss knapp 2 km weiter südlich. Die Fundstelle befindet sich zwar auf ehemals römischem Boden, zum Zeitpunkt der Grablegung lag sie aber außerhalb des Römischen Reiches. Etwa 1,2 km nordöstlich befindet sich das ehemalige römische Kastell Celeusum, in ca. 8 km Entfernung nordöstlich verlief der raetische Limes. In der Spätantike lag der Fundort somit jenseits der neuen Militärgrenze an der Donau, aber buchstäblich in Sichtweite des römischen Imperiums.

DAIM, F. / LAUERMANN, E. (Hrsg.): Das frühungarische Reitergrab von Gnadendorf (Niederösterreich) (B. M. Szőke)

Germania 87 (2009)

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Das spätlatènezeitliche Kriegergrab von Kohldorf, Marktgemeinde Eberdorf, Unterkärnten

Rudolfinum 2023, 2024

Kohldorf ist ein kleiner Weiler am orographisch rechten Ufer der Drau südlich von Völkermarkt in der Katastralgemeinde Kühnsdorf der Marktgemeinde Eberndorf in Unterkärnten. Die kleine, im 13. Jhdt. als Winchlaren 1 (?) bezeugte Ansiedlung ist nach der im 19. Jhdt. belegten Mautstation mit Brücke über die Drau der erste Ort auf dem Weg über Eberndorf nach Süden in das heutige Slowenien, wo wohl schon in der Antike wichtige Verkehrsrouten 2 von Virunum nach Celeia und Emona geführt haben dürften. Die Bedeutung dieses knapp südlich der Drau gelegenen Gebietes (Abb. 1) zeigt sich unter anderem durch die zentralörtliche Höhensiedlung mit Gräbern 3 auf der Gracarca und dem mittel-bis spätlatènezeitlichen und überregional bedeutenden Grabbezirk 4 von Kühnsdorf, der sich nur zwei Kilometer südlich des Kohldorfer Grabes befunden hat. Das Kohldofer Kriegergrab -ein Brandgrabwurde zusammen mit drei Körpergräbern im

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