Die Grabinschriften des M. Aurelius Zosimas in Olympos (original) (raw)

2017, Epigraphica Anatolica

Epigraphica Anatolica 50 77-92 DIE GRABINSCHRIFTEN DES M. AURELIUS ZOSIMAS IN OLYMPOS DIE GRABINSCHRIFTEN DES M. AURELIUS ZOSIMAS IN OLYMPOS * Aus der ostlykischen Hafenstadt Olympos sind bislang 227 Grabinschriften bekannt. Sie stammen aus den gut erhaltenen Nekropolenarealen, die sich im Westen der Siedlung beiderseits des Olympos-Flüsschens entlangziehen. Die überwiegende Zahl dieser Texte ist im zweiten Band der Tituli Asiae Minoris (TAM II) erfasst. Unter der Nr. 1140 findet sich dort folgender Eintrag: Aedes sepulcralis, limen portae superius 0,29 m altum, 1,10 m latum; litterae diligenter incisae 0,02 m altae. Αὐρ(ήλιος) Ζωσιμᾶς Εὐπορίστου βʹ Ὀλυμπηνὸς κατεσκεύασα τὸν τύνβον ἑαυτῷ καὶ̣ μη[τρ]ί μου καὶ γυναικί μου καὶ τέκνοις καὶ ἐνγόνοις καὶ θ̣ είῳ μ̣ ο̣ υ̣ Ε̣ ὐδ̣ ή̣ -4 μῳ· ἕτερον δὲ οὐδένα βούλομε ἐνκηδευθῆνε, ἢ ὁ βιασά̣ μ̣ [ενος] ἐνκηδεῦσέ τινα ἐκτείσει θεῷ Ἡφαίστῳ φʹ, ὧν̣ [ὁ ἐλέν]ξας λήνψετε τὸ τρίτον. Ich, Aurelius Zosimas, Sohn des Euporistos, des Sohnes des Euporistos, Bürger von Olympos, habe das Grabmal bereitgestellt für mich, 1 meine Mutter, meine Frau, die Kinder und Kindeskinder und meinen Onkel Eudemos. Ich will, dass niemand anderer hineinbestattet wird. Wer es dennoch gewaltsam unternimmt, jemanden zu bestatten, soll dem Gott Hephaistos 500 Denare zahlen, von denen derjenige, der dies aufdeckt, ein Drittel nehmen wird. 2 In Au fbau und Inhalt entspricht dieser Text dem gängigen Muster olympenischer Grabinschriften, die sich durch die Verwendung immer gleich formulierter Textbausteine auszeichnen. 3 Im konkreten Fall präsentiert sich Aurelius Zosimas, der Sohn Euporistos des Zweiten, als Grabherr und Familienvater. Er hält seinen Grabtext subjektiv (κατεσκεύασα, μου), wenn er erklärt, für welchen Personenkreis er das Grabmal eingerichtet hat. Daran schließt er ein ebenfalls subjektiv formuliertes Verbot an (βούλομαι), in dem er die Bestattung weiterer Personen untersagt. Wer dennoch eigenmächtig eine Bestattung vornimmt, soll eine Buße an das nahegelegene Hephaistos-Heiligtum zahlen. Bekannt gemacht wurde diese Inschrift bereits 1892 durch V. Bérard. 4 E. Kalinka überprüfte sie bei einem Aufenthalt vor Ort im Jahre 1895 und publizierte sie in stark verbesserter Lesung im 1944 erschienenen dritten Faszikel von TAM II. Beim Träger der Inschrift handelt es sich um ein limen portae superius, eine "obere Türschwelle", d.h. um den Türsturz eines der in Olympos * Dieser Beitrag ist im Rahmen des vom österreichischen FWF geförderten Projektes "Grabrecht und Grabschutz im griechisch-römischen Südwestkleinasien" (P26620) entstanden.