Die Hermeneutik des differenzierten/differenzierenden Konsensus: einmaliges Zugeständnis oder breit einsatzbare ökumenische Methode für die römisch-katholische Kirche? (original) (raw)
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Die Grenzen der Beteiligung. Durch einflussreichen Dialog zu mehr Akzeptanz der katholischen Kirche
Communicatio Socialis, 2015
Kirchen erfüllen zentrale Definitionsmerkmale von organisationen, wie die Kontrolle durch spezielle Machtzentren oder ihre einrichtung auf Dauer. S. 23), doch wer allein dieser Argumentation folgt, verkennt, dass es sich bei der katholischen Kirche durchaus um eine Organisation handelt-wenn auch um eine besondere (vgl. Gabriel 2015; Ebertz 2014). In ihrer transzendentalen Dimension unterscheiden sich Kirchen beispielsweise von Parteien oder Sportvereinen, doch erfüllen Kirchen zentrale Definitionsmerkmale von Organisationen, wie die Kontrolle durch spezielle Machtzentren, eine formale Struktur, ihr Wesen als Einrichtung auf Dauer, einen genau feststellbaren Mitgliederkreis und Verfahren für Aufnahme und Ausschluss sowie als bedeutsames Kriterium die Orientierung auf bestimmte, wenn auch häufig sehr vage Organisationsziele (vgl. Endruweit 2004, S. 19). Dabei betont Nassehi (2009, S. 209ff.) die steigende Diskrepanz zwischen dem ökonomischen Überleben der Organisation Kirche und deren religiöser Deutungshoheit als Religionsgemeinschaft. Sein Fazit: Kirchen sollten das Organisierbare organisieren und das Nicht-Organisierbare nach seinen eigenen Regeln geschehen lassen (ebd., S. 216). Grundlegendes Ziel einer jeden Organisation ist zunächst einmal der Selbsterhalt-unabhängig aus welcher Motivation dieser sich speist. Somit sind Organisationen aller couleur gezwungen, sich immer wieder aufs Neue zu legitimieren, um ihre Akzeptanz zu befördern (vgl. Bentele et al. 2015). Die Akzeptanzfrage erhält "unmittelbar praktische Relevanz und gesellschaftspolitische Brisanz […] in einer Gegenwartsgesellschaft, in der Prinzipien des informierten Infragestellens und kompetenten Dagegenseins nicht nur als Attitüde kultiviert und zur zeit(geist-)mäßigen Mentalität stilisiert sind, sondern tatsächlich praktiziert werden und sich auf dem Wege zum anerkannten Sozialisationsziel bzw. zur Bürgerpflicht befinden" (Lucke 1995, S. 12). Akzeptanz als gesellschaftliche Akzeptanz entsteht, wenn Eigenschaften von Akteuren und ihr Handeln in Übereinstimmung mit gesellschaftlichen Normen und Werten stehen und durch die Zuschreibung von Legitimität als akzeptabel gelten (vgl. Krebber 2015, S. 16). Die römisch-katholische Kirche bezieht ihre Akzeptanz nicht nur aus ihrer religiösen Legitimation, sondern "hat sich zu einem immensen interorganisationalen Verflechtungszusammenhang unterschiedlicher kirchlicher Organisationen und unterschiedlicher Sozial-und Rechtsformen entwickelt (Ebertz 2014, S. 34), der bedeutsame Leistungen für die Gesellschaft erbringt. Hier sei etwa an die
Evangelikal – Römisch-Katholischer Dialog
World of Theology Series, 2023
Die offiziellen Dialogtexte der Gespräche zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und der Weltweiten Evangelischen Allianz – Der Dialog über Mission zwischen Evangelikalen und der Römisch-Katholischen Kirche (1977–1984) – Kirche, Evangelisierung und das Band der Koinonia (1993–2002) – Das christliche Zeugnis in einer multi-religiösen Welt (2011) – „Schrift und Tradition“ und „Die Rolle der Kirche für das Heil“: Katholiken und Evangelikale erkunden Herausforderungen und Möglichkeiten (2009–2016)
Fischbach, Anne-Kathrin/Tautz, Stephan (Hgg.), Zeiten wenden?! Konstellationen von Gottesreden nach der Postmoderne. Festschrift für Karlheinz Ruhstorfer zum 60igsten Geburtstag, Religion and Transformation in Contemporary European Society Bd. 26, Paderborn 2023, 232–248., 2023
Die grundsätzliche Frage nach der Rolle der Kirchenväter für die systematische Theologie und gar ihr Zukunftspotenzial scheint nicht ausreichend geklärt zu sein. Nach der Darstellung der Herausforderungen, vor denen die Beschäftigung mit den Kirchenvätern steht – der Nichtbeachtung, einer Romantisierung und einer Instrumentalisierung –, wird die allgemeine Bedeutung der Väter für die Theologie in Bezug auf die theologischen Inhalte, die theologische Methode sowie ihre praktische Bedeutung dargestellt. In einem weiteren Schritt wird ihre spezifische Bedeutung für die systematische Theologie ausgearbeitet, indem ihre Zeit als eine formative, (zum Teil) normative, instruktive und in ihrem existenziellen Charakter für die Gegenwart viele Anknüpfungspunkte bietende Phase betrachtet wird. Der Beitrag soll die von Karlheinz Ruhstorfer ausgearbeitete Bedeutung der „Differenz 1.0“ unterstreichen und um einige Aspekte erweitern.
Marc Breuer, Religiöser Wandel als Säkularisierungsfolge. Differenzierungs-und Individualisierungsdiskurse im Katholizismus. Wiesbaden: Springer VS 2012, 484 S., br., 39,95 € Anliegen Die 2011 an der Universität Luzern angenommene Dissertation Marc Breuers tritt an, eine in der Katholizismusforschung immer noch weit verbreitete Annahme zu korrigieren, nach der erst das Zweite Vatikanische Konzil in den 1960er Jahren die Öffnung der katholischen Kirche gegenüber der Moderne vollzogen habe (14). Für Breuer stellt das Konzil jedoch nicht den Beginn, sondern allenfalls den (vorläufigen) Endpunkt einer Entwicklung dar, die bislang kaum im Fokus religionssoziologischer wie geschichtswissenschaftlicher und theologiegeschichtlicher Forschungen stand. Breuers zentrale These ist, dass gesellschaftliche Modernisierungsprozesse für den Katholizismus schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine derartige Relevanz erlangten, dass sie in theologischen Diskursen aufgegriffen und verarbeitet wurden. Die im Zuge dessen vorgenommenen Umstellungen religiöser Semantiken und Formen hätten vor dem Hintergrund der sich ändernden sozialstrukturellen Voraussetzungen eine höhere Plausibilität besessen und das Zweite Vatikanische Konzil gewissermaßen vorbereitet (21f.).
Kirche anders: Gnadentheologische Relativierung der Kirche
2017
Was die Kirche mit Gnade zu tun hat bzw. die Gnade mit der Kirche, erschliest sich einsichtigerweise insbesondere in ihrer Sakramentalitat. Denn die Sakramente gelten als die vorzuglichen Orte der Erfahrung von Gnade und auch die Kirche versteht sich als Grundsakrament in Analogie zum Ursakrament der Inkarnation, zu Jesus Christus. Sie ist Zeichen und Werkzeug und damit Sakrament der in Christus erschienen Liebe Gottes (LG 1). Je mehr sich die Kirchen in ihren Gestalten und Menschen fur diese Gegebenheit der Gnade offnen, desto mehr kann sie anders, ja ganz anders werden, nicht nur in einem bestimmten Kontrast zu gesellschaftlichen und personlichen Verhaltnissen, sondern auch zu ihren eigenen bisherigen Vollzugsformen und pastoralen Praktiken. The question what the church has to do with grace or grace with the church can be reasonably answered when one looks at the sacramental nature of the church because the sacraments are considered to be the most exquisite places of experiencing ...