Man wird doch wohl noch Mohrenkopf sagen dürfen! (original) (raw)
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Katharina König "ziGEUner darf man ja eigentlich nicht sagen" -Die Verhandlung von (Un-)Angemessenheit im Gespräch Erschienen in aktualisierter Version als: König Katharina (2015) "ziGEUner darf man ja eigentlich nicht sagen" -Die Verhandlung von (Un-)Angemessenheit im Gespräch. Aptum, 2015, S. 141-150. 1 Angemessenheit von Personenbezeichnungen Die Angemessenheit von Personenbezeichnungen im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit ist Gegenstand zahlreicher diskurslinguistischer sowie sprachkritischer Studien (vgl. Böke 2000; Jung/Wengeler/Böke 1997; Wengeler 1995). Vor allem der Begriff Migrationshintergrund hat in den letzten Jahren eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Diskurs eingenommen. Der Ausdruck steht dabei im Spannungsfeld zwischen neutral-statistischer Operationalisierung und abwertender Ausgrenzung (vgl. Kemper 2010): So zeigen etwa Scarvaglieri/Zech (2013), dass Migrationshintergrund in überregionalen Tageszeitungen häufig in solchen Kontexten genutzt wird, in denen die identifizierte Gruppe mit gesellschaftlichen Herausforderungen (etwa Kriminalität, Verweigerung von Integration) verbunden wird. Die Studie kommt zu dem Schluss: "‚Migrationshintergrund' erklärt nicht, sondern grenzt aus." (Scarvaglieri/Zech 2013: 223) Die Angemessenheit des Ausdrucks wird somit in Bezug auf eine mögli-
„Das wussten wir schon lange, heute sagen wir`s!“
Sozial Extra, 2018
Die Entwicklung eines Kinderschutz-Falleingangsteams im Jugendamt Deutschlandweit bilden sich in Jugendämtern Teams, die sich auf den Falleingang von Kinderschutzmeldungen spezialisieren. Diese Entwicklung wirft in vielen Jugendämtern fachliche und organisationale Fragen auf, wie etwa "Wie kann ein neues 'Expert_innenteam' für akute Kinderschutzfälle in der ohnehin originären Aufgabe der Kinderschutzarbeit der Jugendämter seinen Platz nden?" Der Beitrag stellt den Prozess der Organisationsentwicklung in einem Jugendamt, der dialogisch die Fachkräfte des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) in den regionalen Teams einbezieht, exemplarisch dar. Carmilla Eder *1984 Sozialpädagogin (BA), Projektmitarbeiterin in einem partizipativen Forschungsprojekt im Setting Kita, führte im Rahmen ihres weiterbildenden Masterstudiums "Kinderschutz-Dialogische Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen und im Kinderschutz" an der ASH Berlin als "Dialogische Qualitätsentwicklerin" das Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Regina Rätz durch.
Aber der Löwe spricht eben nicht! Anmerkungen zu einer Kontroverse
Beiträge der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft, 2006
Im zweiten Teil der Philosophischen Untersuchungen schreibt Wittgenstein "Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir könnten ihn nicht verstehen." Dieses Zitat wird oftmals dazu herangezogen, die grundsätzliche Unmöglichkeit einer Verständigung zwischen sehr verschiedenen Lebensformen zu behaupten. Im §242 der Philosophischen Untersuchungen hatte Wittgenstein nämlich zuvor behauptet, dass zur Verständigung durch die Sprache nicht nur eine Übereinstimmung in den Definitionen, sondern zudem in den Urteilen erforderlich sei. Zu urteilen lernt man innerhalb seiner Gemeinschaft von Sprachspielenden durch die dort gespielten Sprachspiele. Aus dieser Übereinstimmung entsteht letztlich die Lebensform. Weil Sprachspiele und damit auch Lebensformen ihren Ursprung in der Verwobenheit des Sprechens mit der Praxis haben, folgt daraus, dass eine Lebensform teilt, wer eine Form der Praxis teilt. Können Menschen aber wirklich so verschiedene Praxisformen haben, dass sie sich nicht mehr verstehen können? Die Bestimmung der gemeinsamen Lebensform des Menschen wird zeigen, dass wir sogar den Löwen verstehen könnten, wenn er nur wirklich spräche.
Die Neudeutsche Schule – Phänomen und Geschichte, 2020
Der Zopf als Schreckbild (H-L.) Nichts ist denjenigen, die einer unhaltbaren Sache die Fahne vortragen, willkommener, als wenn sie ein Wort finden, das ihnen mit Spott und Hohn genügend durchätzt erscheint, um es gegen die Seichten und Gedankenlosen, die keine eigene Meinung haben und vor dem Popanze eines Wortes erschrecken, als Waffe gebrauchen zu können, um sich in diesen Kreisen Gewalt und Ansehen zu verschaffen. Ein solches Wort ist im lieben deutschen Vaterlande der Zopf. 1 Wer erinnert sich nicht mit Entsetzen der Zeit, als das gemüthliche Wien, vom politischen Taumel erfaßt, vom staatlichen Reformtriebe gegeißelt, auf den harmlosen Zopf seinen zerstörerischen Grimm entlud, 2 und diejenigen, die auf die ewigen Grundlagen der menschlichen Gesellschaft nicht verzichten mochten, es diesem harmlosen Blitzableiter mitunter zu verdanken haben mochten, wenn die unreifen Köpfe, die den Zukunftsstaat aus luftigen Phrasen aufbauen wollten, nicht blutdürstiger wurden. Wir leben, Gott sei Lob und Dank! nun wieder in geordneten Zuständen; aber das Schlagwort hat sich nicht so schnell verdrängen lassen, der Zopf ist nun der treue Bundesgenosse aller Anhänger des maßlosen Vorwärtsdrängens nach einer ideirten unvorbereiteten Zukunft auf dem Gebiete der Kunst geworden. 1 Seit der Französischen Revolution galt der Zopf, nicht nur in Frankreich, wo die Zopfperücke nur noch in monarchistischen Kreisen getragen wurde, sondern auch in Deutschland als Ausdruck reaktionärer Gesinnung. Eine 1713 erlassene Regelung Friedrich Wilhelms I. von Preußen, der per Dekret all seinen Soldaten vorgeschrieben hatte, einen "Soldatenzopf" zu tragen, wurde erst 1807 abgeschafft. Wie sehr der Zopf ein regelrechtes Symbol des Feudalstaates war, zeigt sich schon daran, dass ein (hessischer) Soldatenzopf 1817 auf dem Hambacher Fest öffentlich verbrannt wurde. 2 Gemeint ist die Revolution von 1848, die auf österreichischem Boden im Wiener Oktoberaufstand gipfelte. Zahlreiche mit der Revolution sympathisierende Wiener, vor allem Arbeiter und Studenten und meuternde Soldaten, hatten am 6. Oktober versucht, den Abzug der zur Niederschlagung der aufständischen Ungarn bestimmten Truppen zu verhindern, woraufhin es zu Straßenkämpfen gekommen war. Nach der Ermordung des Kriegsministers Theodor von Latour durch aufgebrachte Revolutionäre verließ Kaiser Ferdinand I. fluchtartig die Stadt, die erst am 31. Oktober durch das Militär zurückerobert werden konnte, wobei rund zweitausend Aufständische ihr Leben verloren. Obwohl zu dieser Zeit längst aus der Mode gekommen, diente der Zopf den Revolutionären immer noch als Sinnbild der absolutistisch-reaktionären Ordnung. Dies schlug sich auch in Karikaturen nieder, die während der Revolution-etwa auf Flugblättern mit Titeln wie "Selbst die Hölle hasst den Zopf"-in Wien kursierten.
„Das können Sie morgen in der Zeitung lesen“
Publizistik, 2015
Zusammenfassung Parlamentarische Debatten richten sich zwar an die Öffentlichkeit, werden von dieser aber fast ausschließlich in stark gekürzter Form über die Massenmedien wahrgenommen. Dies wirft erstens die Frage auf, nach welchen Kriterien Journalisten entscheiden, welche Argumente aus den Debatten sie in der Berichterstattung aufgreifen. Zweitens stellt sich die Frage, ob die Redner zunehmend auf solche Kommunikationsstrategien setzen, die ihnen eine hohe Medienpräsenz versprechen. Im vorliegenden Beitrag werden beide Fragen mit Hilfe einer Inhaltsanalyse der Generaldebatten im deutschen Bundestag zwischen 2000 und 2010 und der Berichterstattung über die Debatten in neun Print-und Online-Medien beantwortet. Die Befunde zeigen, dass Journalisten überproportional Aussagen auswählen, die Nachrichtenfaktoren -vor allem Negativität -enthalten. Persuasive Stilmittel haben dagegen kaum einen Effekt. Eine Anpassung des Kommunikationsverhaltens an die Medienlogik lässt sich vor allem für die Oppositionsredner feststellen, die im Verlauf des Untersuchungszeitraums zunehmend die Regierung kritisieren.