Maschinenraum. Arbeit des Kapitals, in: Arbeit, Sinn und Sorge (hg. v. Daniel Tyradellis, Nicola Lepp), 2009 (original) (raw)

"Das Kapital neu lesen," WerkstattGeschichte, 77, 2018: 111-116.

WerkstattGeschichte, 2018

Review essay of new translations of Lire le Capital by Louis Althusser et al. Louis Althusser/Étienne Balibar/Roger Establet/Pierre Macherey/Jacques Rancière, Das Kapital lesen. Vollständige und ergänzte Ausgabe mit Retraktionen zum Kapital hg. v. Frieder Otto Wolf unter Mitwirkung von Alexis Petrioli übersetzt von Frieder Otto Wolf und Eva Pfaffenberger, Münster (Westfälisches Dampfboot) 2015, 764 S., 49.90 Euro. Louis Althusser/Étienne Balibar/Roger Establet/Pierre Macherey/Jacques Rancière, Reading Capital: The Complete Edition, Translated by Ben Brewster and David Fernbach, London (Verso) 2016, 576 S., £30.00.

Kapitalistische Quasi-Objekte. Zu einer Latourschen Lesart Marx' Ausführungen zur Maschine

crossing borders – Thinking (across) Boundaries, 2012

Bruno Latours ebenso grundsätzliche wie unorthodoxe Entwürfe haben in den letzten zwei Jahrzehnten einen maßgeblichen Einfluss auf die Debatten in den Science Studies gehabt. Seine technik-und wissenschaftsphilosophischen Konzepte, die er in enger Verbindung mit seinen Untersuchungen über den Betrieb der Wissenschaften entwickelt hat, zielen auf das Unterlaufen der modernen Verfassung, die sich für Latour vor allem durch eine trennscharfe Unterscheidung zwischen Natur und Gesellschaft, Subjekt und Objekt sowie Politik und Wissenschaft charakterisiert. Mit unserem Aufsatz möchten wir herausarbeiten, dass sich vor dem Hintergrund der Latourschen Konzepte, allen voran das der Quasi-Objekte, Marx' Ausführungen zur Maschine gegen vorherrschende technik-oder sozialdeterministische Interpretationen lesen lassen. Wir werden darstellen, dass Marx Technik weder bloß als ein Herrschaftsmittel der Bourgeoisie über die ArbeiterInnen, noch ausschließlich als eine den Sozialismus ermöglichende Produktivkraft begreift. Am Beispiel Marxschen Auseinandersetzungen mit der Maschine werden wir zeigen, dass Marx die Maschine an manchen Stellen vielmehr als ein Gefüge von Menschen und nichtmenschlichen Entitäten, die eng miteinander verwoben sind, begreift. Schließlich werden wir argumentieren, dass mit solch einem Latour'schen Blick auf Marx' Deutungen der Maschine, gleichzeitig auch Leerstellen in Latours eigener Philosophie sichtbar gemacht werden können.

Spielhöllen des Kapitalismus? Warenterminbörsen, Spekulationsdiskurse und die Übersetzung von Rohstoffen im 19. und 20. Jahrhundert, in: Werkstatt Geschichte 58 (2011), Themenheft „Wissen und Wirtschaften“, S. 49-69.

Ende des . Jahrhunderts kam es in verschiedenen Industrieländern zu einem erbitterten Streit über den Warenterminhandel. »Der Terminhandel dient nicht … einem wirklichen Handelsbedürfnis, als der reinen Spekulation und schädigt die vaterländische Produktion«, meinte etwa ein deutscher Sachverständiger. 1 Demgegenüber betonten andere Experten gerade den Nutzen der Terminbörse für den e ektiven Warenhandel. Sie führten ins Feld, dass die Termingeschäfte als Preisversicherung im volatilen Rohsto geschäft dienten und so den Rohsto handel zum Vorteil der Industrie und Handelswelt kalkulierbarer und weniger risikoreich machten. 2 Die Debatten um den Terminhandel zeigen unter anderem, welche Herausforderungen sich der modernen Gesellschaft durch die Herausbildung einer zunehmend selbstreferentiell werdenden Finanzökonomie stellten, in der die klassischen Referenzen der Ökonomie -Arbeit, Tausch, Produktion -scheinbar entwertet worden waren. 3 Die Geschichte der Terminbörsen ist jedoch weit mehr als eine Diskursgeschichte. Ihre Entstehung lässt sich nur vor dem Hintergrund des sprunghaften Anwachsens des Rohsto handels in der zweiten Hälfte des . Jahrhunderts verstehen, der wiederum eine direkte Folge der Industrialisierung darstellte. Während die Geschichte der industriellen Produktionsweise im . und . Jahrhundert seit jeher die Aufmerksamkeit der Unternehmensund Wirtschaftsgeschichte gefunden hat 4 , ist die Geschichte des Handels und der mit ihm zusammenhängenden weltumspannenden Finanz-und Dienstleistungssysteme, zu denen auch die Terminbörse zu zählen ist, weit weniger gut erforscht.

Die Arbeit hängt am Tropf des fiktiven Kapitals

Krisis. Kritik der Warengesellschaft, 1/ 2016, 2016

Die zentrale krisentheoretische Aussage der Gruppe Krisis, dass es im Gefolge der Dritten industriellen Revolution zu einer absoluten Verdrängung von Arbeitskraft aus den kapitalproduktiven Sektoren und damit zu einem säkularen Abschmelzen der Wertmasse gekommen sei, ist vielfach in Frage gestellt worden. Der vorliegende Text stellt eine Auseinandersetzung mit einer zweiteiligen Artikelfolge von Christian Siefkes (Geht dem Kapitalismus die Arbeit aus?, Teil 1 und Teil 2) dar, welche den Versuch unternimmt, diese Aussage empirisch zu überprüfen. Siefkes wertet darin die Beschäftigungsstatistiken der ILO im Lichte der Fragestellung aus, ob das für die Kapitalverwertung relevante globale Arbeitsvolumen seit den 1980er Jahren gesunken ist oder nicht. Sein Fazit fällt uneindeutig aus: zwar sieht er die These vom Abschmelzen der Wertsubstanz als nicht bestätigt an, glaubt aber eine Tendenz in diese Richtung zu erkennen. Demgegenüber wird hier gezeigt, dass die von Siefkes vorgelegten Zahlen eine sehr viel deutlichere Sprache sprechen, als er selbst herausliest. Sein vorsichtiges Fazit beruht darauf, dass er erstens einen zentralen Argumentationsstrang der fundamentalen Krisentheorie ausblendet. In seiner Interpretation des Datenmaterials abstrahiert er nämlich von der massiven Akkumulation des fiktiven Kapitals, welche den fundamentalen Krisenprozess überlagert und im großen Stil Wertproduktion induziert, die nicht aus der Eigendynamik der Kapitalverwertung resultiert. Es lässt sich zeigen, dass diese induzierte Wertproduktion seit den 1980er Jahren gewaltige Ausmaße angenommen hat und ein erheblicher Teil des globalen Arbeitsvolumens direkt und indirekt hiervon abhängt. Das aber heißt im Umkehrschluss: Ohne diesen Effekt ist die wertproduktive Beschäftigung im globalen Maßstab deutlich rückläufig. Dieser Trend wird zweitens durch das weltweite Produktivitätsgefälle verstärkt. Denn für den in einer Ware dargestellten Wert ist nun einmal nicht die individuell verausgabte Arbeitszeit entscheidend, sondern die „gesellschaftliche Arbeitsstunde“, also der global gültige Wertmaßstab, der von dem vorherrschenden Produktivitätsstandard definiert wird. Siefkes trägt dem zwar prinzipiell Rechnung, indem er die Produktivitätsunterschiede zwischen den verschiedenen globalen Produktionsstandorten mit Hilfe von Gewichtungsfaktoren berücksichtigt, doch setzt er diese viel zu niedrig an. Legt man hier realistische Zahlen zugrunde, die sich auf Grundlage der vorliegenden Statistiken ermitteln lassen (der Produktivitätsunterschied zwischen China und Deutschland etwa ist mit ungefähr 1:8 oder 1:9 anzusetzen), zeigt sich deutlich, dass der beeindruckenden Zahl an Arbeitskräften in Ländern wie China, Indien oder Brasilien nur eine vergleichsweise geringe Wertmasse entspricht. Alles in allem lässt sich daher sagen, dass die von Christian Siefkes vorgelegte Untersuchung, bei einer der Krisentheorie angemessenen Interpretation, klare empirische Belege für die These vom Abschmelzen der Wertproduktion liefert.