"Gesellschaft" und "menschliche Lebensform". Zum Verhältnis zweier Fundamentalbegriffe des Sozialen, in: Soziale Systeme 13 (2007), pp. 443–455. (original) (raw)
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Gattungswesen Zur Sozialität der menschlichen Lebensform
Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2022
In which sense can human beings be conceived as social animals? To elucidate this question, the present paper (I) distinguishes the logical sociality of all living beings from the material sociality of social animals and the political sociality of self-conscious social animals. (II) The self-conscious political sociality that characterises the human genus-being requires a complex interplay of first and second person through which alone we can participate in our form of life and determine its content. (III) The human form of life thus constituted is characterised by a particularly open, and at the same time precarious, membership which involves specific forms of vulnerability and power. (IV) Against this background, forms of objective spirit are necessary which grant us a generalized recognition and relieve us from the contingency of each particular second-personal recognition, without abandoning the openness of the sociality of the human form of life. This double requirement has led to paradoxical institutions in modern society which strive to protect and ensure the sociality of the human form of life precisely by naturalising and individualising our access to it.
Leben und Form der Gesellschaft. Zur Lebenssoziologie von Georg Simmel
Soziologien des Lebens
In diesem Aufsatz begründen wir die These, dass Georg Simmels 1908 erschienenes Opus Magnum Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung eine Lebenssoziologie ist und zwar en tout. Mit dieser Interpretation widersprechen wir nicht Simmels Vorstellungen und Intentionen von Soziologie, sondern entsprechen ihnen. Wir meinen damit nicht, umgekehrt, dass wir so etwas wie ein lebenssoziologisches »Moment« in der »Soziologie« von 1908 oder anderen Werkstücken entdecken und zu einem allein uns eigenen Narrativ entspinnen, aus einem Teil sozusagen ein Ganzes konstruieren. Sondern wir führen Simmels Soziologie konzeptionell auf seine Philosophie des Lebens zurück, deren »reifste« und zugleich jüngste Fassung das erste Kapitel der 1918 erschienenen Lebensanschauung, ist, die »Transzendenz des Lebens«. Die Themen und Motive der Kapitel zwei bis vier, so Simmel in einer Fußnote zu Anfang des zweiten Kapitels, der »Wendung zur Idee«, würden durch den im ersten Kapitel dargelegten Begriff vom Leben »zusammengehalten« und fänden »als Teile von dessen möglicher Entfaltung« in ihm »ihren letzten Sinn« (1999a: 236, Fn I; Hervorhebung der Autoren). In exakt diesem Sinne verstehen wir die in der Soziologie von Simmel erörterten Formen der Vergesellschaftung als eine unter mehreren möglichen Entfaltungsformen jenes allgemeinen, umfassenden Vitaldualismus von Leben und Form. Die Kontingenz des von Simmel selektierten Materials lässt es von zweitrangiger Natur erscheinen, dass »Vergesellschaftung« oder das »Soziale« in der Lebensanschauung die Rolle eines Inhaltes einer das jeweilige Kapitel bestimmenden Formungsperspektive bildet, selbst als Form aber nicht in den Mittelpunkt rückt. 1 Daraus folgt wiederum, dass sich die Behauptung 1 | Dies dürfte ein Grund sein, weshalb die Soziologie die Lebensanschauung bis auf wenige Ausnahmen komplett ignoriert hat (vgl. Kron/Berger/Braun 2015). Simmel fügt in der »Wendung zur Idee« einen Teil des »Exkurses« aus dem 1. Kapitel der Soziologie im Abschnitt zur Kunst ein (1999a: 278-281). Im 3. Kapitel »Tod und Unsterblichkeit«
Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit menschliche Körper und gegenständliche Technik als Verkörperungen des Sozialen gedacht werden können. Dabei unterzieht er den techniksoziologischen Stand der Forschung einer systematischen Befragung mit Hinblick auf Körper und Leib. Startpunkt der Argumentation ist die These einer doppelten Verkörperung des Sozialen in Menschen und Techniken, die insbesondere in ihren wechselseitigen Verschränkungen in techno-korporalen Konstellationen empirisch untersucht werden können. Anhand zentraler Studien aus der Biomedizin und der Mensch-Technik-Interaktion werden ausgewählte techniksoziologische Ansätze vorgestellt und in die breitere Diskussion von Mensch-Technik-Verhältnissen eingeordnet. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick auf Forschungsdesiderate und -perspektiven an den Schnittstellen von Körper- und Techniksoziologie.
Das Soziale im Menschen: das Menschliche im Sozialen
2008
Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Lüdtke, Nico: Das Soziale im Menschen: das Menschliche im Sozialen. In: Rehberg, Karl-Siegbert (Ed.) ; Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) (Ed.): Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2. Frankfurt am Main : Campus Verl., 2008. ISBN 978-3-593-38440-5, 2944-2957.. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-151488
Phänomenologische Forschungen Jahrgang 2013: Soziale Erfahrung. ed. / Dieter Lohmar; Dirk Fonfara. Felix Meiner Verlag, 2013. p. 301-317.
Im folgenden Beitrag wird versucht, eine implizite Ebene sozialer Erfahrung, eine passive Konstitution des Sozialen aufzuzeigen: Ausgangspunkt hierfür soll das Konzept einer Gemeinschaftshabitualität sein. Es wird dafür argumentiert, dass diese als Voraussetzung für höhere Stufen sozialer Erfahrung bzw. Handlung fungiert. Sie ermöglicht ein vorprädikatives Verständnis anderer Subjekte innerhalb derselben Heimwelt und erleichtert soziale Handlungen. Zugleich wird aber auch die Einfühlung und soziale Interaktion mit Subjekten erschwert, die einer anderen Gemeinschaft oder Kultur angehören: Die gleichen Prozesse und Mechanismen, die so zur Kontinuität und Identität einer sozialen Gemeinschaft gehören, können so auch zur Normierung und Ausschluss Anderer führen. Das gemeinsame Umfeld, die gemeinsame Tradition fungiert hier als eine soziale Konstitution, die jede weitere Erfahrung leitet. Gemeinschaftshabitualität als implizite Ebene sozialer Erfahrung hat insofern nicht nur eine ermöglichende, sondern auch eine beschränkende Funktion.