"'Milieu'-Renaissance auf den Schultern von Leo Spitzer und Georges Canguilhem? Zum Nachleben der Sekundärliteratur in der Wissenschaftsgeschichte", in F. Huber & C. Wessely (ed.), Milieu. Umgebungen des Lebendigen in der Moderne, Paderborn, Wilhelm Fink Verlag, 2017, p. 18-34. (original) (raw)

„Ambient und Literatur. Populäre Kultur, populärer Realismus und Raumbeschreibungen in zwei Romanen Alan Hollinghursts und Hanya Yanagiharas.“ Ambient. Ästhetiken des Hintergrunds. Hrsg. Till A. Heilmann, Dominik Maeder, Gregor Schwering, Jens Schröter. Wiesbaden: Springer VS, 2018.. 83-107.

Der Beitrag fragt, inwiefern sich das Konzept ambient auf Literatur übertragen lässt: Gibt es ambient literature, und was kann ambient als ästhetischer Begriff an Literatur beobachten? Ambient wird hier ausgehend von einer Diskussion der literaturwissenschaftlich etablierten Konzepte Atmosphäre und Stimmung als Semantik und Suchbegriff innerhalb einer Ästhetik populärer Gegenwartskultur bestimmt. So kann die naheliegende Antwort – Literatur erzeugt Stimmungen und Atmosphären durch die Beschreibung von Umgebungsphänomenen – historisch genauer eingegrenzt und zugleich kulturwissenschaftlich erweitert werden. Ambient entsteht im Kontext der populären Kultur der 1970er Jahre und erschließt, bezogen auf Literatur, ihre Einbettung in ein literarisches Feld, das durch die Segmentierung und Enthierarchisierung von Lesekulturen geprägt ist. Der veränderte Status bürgerlicher Lesekultur lässt sich, wie die beiden Fallstudien zeigen, auch inhaltlich-motivisch an der Stilisierung von häuslichen Umgebungen ablesen.

Restaurationsarbeiten im imaginierten Garten in Hilde Domins „Das zweite Paradies“. In: "Literatur für Leser" 40, 2 (2017), S. 153–165.

Literatur für Leser, Themenheft "Das literarische Leben der Pflanzen: Poetiken des Botanischen" (veröffentlicht im September 2019 als Heft 2, 2017), 2019

Jahresabonnement EUR 54,95; Jahresabonnement für Studenten EUR 32,95; Einzelheft EUR 26,95. Alle Preise verstehen sich zuzüglich Porto und Verpackung. Abonnements können mit einer Frist von 8 Wochen zum Jahresende gekündigt werden. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck, Vervielfältigung auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, Vortrag, Funk-und Fernsehsendung sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen -auch auszugsweise -bleiben vorbehalten. literatur für leser literatur für leser 2/17 l 153 Carla Swiderski, Hamburg/Deutschland Restaurationsarbeiten im imaginierten Garten in Hilde Domins Das zweite Paradies Sehnsucht Die Sehnsucht läßt die Erde durch die Finger rinnen alle Erde dieser Erde Boden suchend für die Pflanze Mensch 1 In Hilde Domins Gedicht Sehnsucht wird die Sehnsucht nach einem Ort zum Bleiben beschrieben. Mit der Gleichsetzung von Mensch und Pflanze wird der Wunsch des Menschen nach Stetigkeit aufgerufen, da das Bild des pflanzlichen Verwurzeltseins im Erdboden evoziert wird. Das Verwurzeltsein ist eine beliebte Metapher, um Verbundenheit mit einer bestimmten Region, einer Gemeinschaft, einer Kultur oder auch einer Zeit auszudrücken und diese durch das pflanzliche Sprachbild als natürlich und nicht hinterfragbar darzustellen. 2 Die Wurzelmetapher dient also der (Zu-)Ordnung und markiert das menschliche Bedürfnis nach Identität und Zugehörigkeit. 3 In Domins Gedicht jedoch wird die Vorstellung des Verwurzeltseins sofort gestört durch den Verweis darauf, dass ein passender Boden erst noch gefunden werden muss. Denn der Mensch ist im Gegensatz zu -den meisten -Pflanzen nicht mit einem bestimmten Ort verwachsen, da er rein physiologisch keine Wurzeln besitzt. Er ist mobil und muss sich seinen Platz auf der Erde erst und gegebenenfalls immer wieder neu suchen. Ein Gegenbild findet sich in Domins Gedicht Ziehende Landschaft, in dem es heißt: Man muß weggehen können und doch sein wie ein Baum: als bliebe die Wurzel im Boden, als zöge die Landschaft und wir ständen fest. 4

„Milieus bauen. Fragmentarisches Glossar zum Festival Philosophy On Stage #4“, in: Philosophy On Stage. Philosophie als künstlerische Forschung, ed. by Arno Böhler, Susanne Valerie Granzer. Wien: Passagen Verlag 2018, p. 123-157.

Wie verändert sich unser Bild des Denkens, wenn sich Philosoph_innen und Künstler_in nen aufmachen, Philosophie als eine künstle rische Forschungspraxis zu verstehen? Ist das Den ken seit Nietzsche nicht genau dahin unterwegs, sich selbst die Verankerung in der Sinnlichkeit zu rückzugeben? Diese Forschungs frage ist der ent scheidende Impetus, aus dem heraus der Philo soph Arno Böhler und die Künstlerin Susanne Valerie Granzer seit 20 Jahren Milieus für ein Denken bauen, das nicht insgeheim einem aske ti schen Ideal frönt, sondern dem Körper und dem Begehren Raum gibt. Der Sammelband prä sentiert eine philosophische Kon textua lisierung dieser Fragestellungen im Rahmen des Festivals "Philosophy On Stage #4: Nietzsche et cetera". Das Buch ist im Rahmen des PEEK Projektes "ArtistPhilosophers. Philosophy as ArtsBased Research" entstanden, das vom Österreichischen Wissenschaftsfonds gefördert wurde.

Die Renaissance des Infamen? Leonhard Thurneysser zwischen Geschichte und Gegengeschichte, in: Faltenwürfe der Geschichte. Entdecken, entziffern, erzählen, hg. von Sandrea Maß, Xenia von Tippelskirch, Frankfurt 2014, 335-365

Die Renaissance des Infamen? Leonhard Thurneysser zwischen Geschichte und »Es ist dies nicht ein Buch der Geschichtswissenschaft. Der Auswahl, die man hier vorfindet, liegt keine bedeutendere Regel zugrunde als mein Geschmack, mein Vergnügen, eine Rührung, das Lachen, die Überraschung, ein gewisser Schauder oder sonst ein Gefühl, dessen Intensität ich jetzt, da der erste Moment der Entde ckung vorüber ist, nur noch schwerlich rechtfertigen könnte. Es ist eine Antholo gie von Existenzen.«1 Mit diesen Worten beginnt Michel Foucault sein Leben der infamen Menschen und spricht damit zugleich von der Berührung durch Texte wie von der Berührung durch Leben. »Ich wollte,« fährt Foucault fort,

(zus. mit A. Binternagel u. U. Gärtner): Einleitung: Text, Kontext, Kontextualisierung, in: Text, Kontext, Kontextualisierung. Moderne Kontextkonzepte und antike Literatur. Tischer, U., Forst, A., Gärtner, U. (eds), Hildesheim u.a. 2018, 11-30. (draft)

2018

Introduction: How classicists use 'context' in interpretations.

Lebendige Bücher. Rezension zu: Codex und Material. Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 34. Patrizia Carmassi/Gia Toussaint (Hg.). (Wiesbaden 2018), Literaturkritik.de, Online-Ausgabe 03-2019.

Literaturkritik, 2019

Codex und Material, der Titel bringt auf den Punkt, um was es in dem Sammelband geht: um die Materialität mittelalterlicher Handschriften, und darum, welche Auswirkungen die physische Beschaffenheit auf den Inhalt der Codices haben kann. Nachdem der material turn seit gut 30 Jahren als mal mehr, mal weniger greifbarer Begriff durch die geisteswissenschaftlichen Debatten zieht, liegt eine Stellungnahme zur Verortung des Bandes innerhalb dieser "Wendendiskussion" auf der Hand. Nach drei Jahrzehnten Definitionsbestrebungen, mag es LeserInnen geben, die mit gedämpftem Enthusiasmus auf die Einleitung blicken und fürchten, dass hier, wie es eben Usus ist, seitenlang über Theorien und Methoden des material turn referiert wird, ohne dass noch etwas Neues zur Diskussion beigetragen werden könnte. Doch es kommt ganz anders: Die Herausgeberinnen Patrizia Carmassi und Gia Toussaint steigen nämlich ohne repetitive Theorierezeption direkt in die Materie ein. Somit wird der material turn auf der Metaebene vollzogen. Die Hinwendung zum Material, ist

Milieu-Fragmente. Technologische und ästhetische Perspektiven, hg. von Rebekka Ladewig und Angelika Seppi, Leipzig: Spector Books, 2020

Milieu-Fragmente. Technologische und ästhetische Perspektiven, 2020

Von smart objects und Big Data über affective computing und Umweltmedien bis hin zum Überwachungskapitalismus und der sensor society-diese Bezeichnungen und Phänomene stehen für einen tiefgreifenden Wandel unserer Gegenwart. Sie verlangen nach einer Neubestimmung der Beziehungen zwischen dem Lebendigen und seinem Milieu unter den Vorzeichen der medientechnologischen Umbrüche des 21. Jahrhunderts. Der vorliegende Band greift das ursprünglich lebenswissenschaftliche Konzept des Milieus auf, wie es insbesondere von Georges Canguilhem geprägt wurde, und überträgt es auf einen erweiterten ökologischen Diskurs, der sich längst nicht mehr nur auf natürliche Umwelten beschränkt. Die Beiträge loten die historischen, theoretischen und politischen Implikationen gegenwärtiger Milieukonfigurationen aus und tragen zu einer notwendigen technologischen und ästhetischen Aktualisierung des Milieukonzepts bei. Der Band versammelt Aufsätze aus Technikphilosophie, Kulturund Medienwissenschaft sowie Kunst-und Bildgeschichte. Er erscheint als dritter Band der Reihe ilinx. Kollaborationen.

Jörg Drauschke, Ewald Kislinger, Karin Kühtreiber, Thomas Kühltreiber, Gabriele Scharrer-Liska, Tivadar Vida (Hrsg.), Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag. Monographien des RGZM 150, Mainz 2018, 2 Bände

2018

Seit 2003 ist Falko Daim Generaldirektor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, doch ist dies nur eine Station seiner breit gefächerten wissenschaftlichen Laufbahn. Die zahlreichen Beiträge dieser Festschrift zu seinem 65. Geburtstag zeigen eindrucksvoll seine Betätigungsfelder und die hohe Wertschätzung, die seinen Forschungen, Projekten und Ideen international entgegengebracht wird. Die vier thematischen Abschnitte der Festschrift spiegeln im Großen und Ganzen die maßgeblichen Arbeitsbereiche des Jubilars wider. Dazu gehört natürlich die Zeitepoche von der Antike bis in das frühe Mittelalter mit seinem Fokus auf Reiternomaden und deren vielfältige Beziehungen mit den Reichen im Westen und im Mittelmeerraum, aber auch das Themenfeld der zeitlich anschließenden Mittelalterarchäologie ist von ihm geprägt worden. Die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Archäologie sowie die Forschungen zum Byzantinischen Reich und seinen Nachbarkulturen sind untrennbar mit seinem Namen verknüpft und werden daher in eigenen Abschnitten gewürdigt. Die hier versammelten Beiträge repräsentieren damit auch, wie es dem Jubilar immer wieder gelungen ist, unterschiedliche Disziplinen und Menschen miteinander zu verbinden.