Rodogno, D. / Struck, B. / Vogel, J. (Hg.): Shaping the Transnational Sphere. Experts, Networks and Issues from the 1840s to the 1930s. Vierteljahrschrift fuer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 104 (2), 272-273. (original) (raw)

Die Internationalität und Transnationalität soziologischer Netzwerke nach 1900, mit besonderem Blick auf das Institut International de Sociologie

2021

Wissenschaftsgeschichte, besonders wenn sie von Fachwissenschaftlern des betreffenden Fachs verantwortet wird, ist oft eine akkumulative oder Erfolgsgeschichte. Eine gängige Erzählung ist hierbei die Organisationsgeschichte. Sie bietet die Möglichkeit, disziplinäre Verstetigungse1rfolge klar und anschaulich zu erfassen, zu quantifizieren und zu chronologisieren. Als solche Erfolge gelten etwa das Lehrangebot, clie Erteilung der Lehrbefähigung im entsprechenden Fachgebiet, die Einrichtung und Besetzung von Lehrstühlen, die Gründung universitärer (und mit geringerem Interesse auch außeruniversitärer) Institute, die Begründung und Redaktion von Zeitschriften oder clie Publikation vorn Lehrbüchern und Überblicks werken. Daneben haben sich in der wissenschaftsges,chichtlichen Literatur gerade der Geistesund Sozialwissenschaften ideengeschichtlliche Überblickswerke etabliert, die oft in einer zeitlichen Abfolge verschiedene, mitunter antagonistische Entwürfe aufeinander folgen lassen, um im jüngsten beziehungsweise im eigenen Paracligma zu enden. Die Soziologie bildet hierbei keine Ausnmhme. Einführende Fachgeschichten spannen den zeitlichen Bogen von der Antike lbis zur Jetztzeit, historische Ansatzpunkte vor 1900 bemühen dazu gewöhnlich eher ideenhistorische Narrative, wohingegen ab dem 20. Jahrhundert tendenziell auf clie organisatorische Einbettung der Disziplin innerhalb eines akademischen Zusammemhangs hingewiesen wird. 300km 200 nu Czernowitz t"" 1909) G{oß..,rdeln (1908J5 [~ 7-/ ,q <;:)'SI <> Abbildung 1: Europäische Standorte mit mehr als einer Vereinigung sind dunkel abgesetzt. M it weißer Schrift finden sich Standorte, an denen sich zusätzlich ein soziologisches Institut b efand e 8 :i.

Dahinden, Janine (2005). "Der Anfang vom Ende eines neuen Konzepts? Transnationalismus am Beispiel der sozialen Netzwerke von albanischen MigrantInnen aus dem ehemaligen Jugoslawien." Traverse. Zeitschrift für Geschichte, 1: 93-110.

Der Anfang vom Ende eines neues [i.e. neuen] Konzepts? : Transnationalismus am Beispiel der sozialen Netzwerke von albanischen Migrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien Autor(en): Dahinden, Janine Objekttyp: Article Zeitschrift: Traverse : Zeitschrift für Geschichte = Revue d'histoire Band(Jahr): 1(2005) Persistenter Link: http://dx.Nutzungsbedingungen Mit dem Zugriff auf den vorliegenden Inhalt gelten die Nutzungsbedingungen als akzeptiert. Die angebotenen Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre, Forschung und für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und unter deren Einhaltung weitergegeben werden. Die Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern ist nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung möglich. Die Rechte für diese und andere Nutzungsarten der Inhalte liegen beim Herausgeber bzw. beim Verlag. Ein Dienst der ETH-Bibliothek Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz retro@seals.ch http://retro.seals.ch 93 Dahinden: Der Anfang vom Ende eines neues Konzepts? Der Anfang vom Ende eines neues Konzepts? Transnationalismus am Beispiel der sozialen Netzwerke von albanischen MigrantInnen aus dem ehemaligen Jugoslawien Janine Dahinden Rund ein Jahrzehnt ist vergangen, seit die Ethnologinnen Schiller, Basch und Szanton Blanc1 ihre Ideen über TransmigrantInnen in die akademische Dis-kussion einbrachten: Vermutlich ahnten sie damals nicht, dass sie einem Kon-zept Leben einhauchten, das sich zu einem der populärsten innerhalb der zeit-genössischen Migrationsforschung entwickeln sollte. Inzwischen sind sich die meisten SozialwissenschaftlerInnen einig, dass man unter « Transnationalis-mus » im weitesten Sinne die multiplen Verbindungen und Interaktionen versteht, die Personen über nationale Grenzen hinweg verbinden und deren Re-sultat transnationale soziale Felder sind. 2 Diese werden als diffuse und pluri-lokale soziale Räume wahrgenommen, die nicht etwa transitorischen Charakters sind, sondern im Gegenteil dauerhafte Strukturen hervorbringen. 3 Zweifelsohne haben die transnationalen Verflechtungen mit der Entwicklung der neuen Technologien im Transportund Kommunikationsbereich an Inten-sität und Simultanität zugenommen. Trotzdem hat sich mittlerweile die Idee durchgesetzt, dass die Aufrechterhaltung und Bildung von transnationalen Beziehungen immer ein Bestandteil von Wanderungen war und dass es sich bei Transnationalismus weniger um ein neues Phänomen, denn um eine neue Perspektive handelt. 4 Da die Migrationsforschung über lange Zeit in einem methodological nationalism5 hängen geblieben war, leistet die neue Perspek-tive einen Beitrag zu seiner Überwindung, indem die zahlreichen Verbindungen, die über die scheinbar « natürlichen » Grenzen des Nationalstaats hinweg bestehen, in den Fokus des Erkenntnisinteresses rücken. Dass das Konzept auf fruchtbaren Boden fiel und von der internationa-len Forschungsgemeinschaft perzipiert wurde, steht nicht zuletzt damit in Zusammenhang, dass Migrationsprozesse in den letzten Jahren als solche eine theo-retische Rekonzeptionalisierung erfuhren. Zum einen fliesst das Transnatio-nalismuskonzept direkt in die Kritik an der über lange Zeit vorherr-schenden bipolaren Sicht auf Migrationsprozesse ein: In der herkömmlichen Migra-tionsforschung suchte ein Teil der WissenschaftlerInnen nach den Migra-tionsursachen oftmals beschränkt auf push-pull-Faktoren und ökonomische transnationalismus / Transnationalisme traverse 2005/ 1 94 rational choice-Ansätze). Eine zweite Gruppe beschäftigte sich mit den Wirkungen von Migration: Diese untersuchte die Integrationsprozesse der als « entwurzelt » betrachteten MigrantInnen. Inzwischen hat sich die Sicht durchgesetzt, dass Migration einen zirkulären Charakter hat, das heisst, dass Auswanderung, Einwanderung, Integration, Rückkehr und Reemigration als Etap-pen eines Prozesses zu verstehen sind, der im transnationalen Raum statt-findet. 6 Eine Auswanderung bedeutet demnach nicht etwa einen Bruch mit der Herkunftsregion ganz im Gegenteil können sich im Migrationsprozess neue Interdependenzen und Reziprozitäten bilden. MigrantInnen können in

Eine transnationale Freundschaft im Zeitalter der Extreme. Leo Trotzki und die Pfemferts, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 14. Jg., 2015, H. 3, S. 98-116

Zu den schillerndsten Persönlichkeiten des intellektuellen linkskommunistischen Milieus der Weimarer Republik zählten die Eheleute Franz Pfemfert und Alexandra Ramm-Pfemfert. Sie arbeitete als Übersetzerin, er gab die vor allem in Künstlerkreisen bekannte Zeitschrift „Die Aktion“ heraus. Ein „dürres Männchen mit verbissenem Altweibergesicht und einer leicht ins Schrille umschlagenden dünnen Stimme“, beschrieb ihn einst Henry Jacoby. Auf den ersten Blick verband die Pfemferts nicht viel mit Leo Trotzki, einer der Führungsfiguren der Oktoberrevolution in Russland – selbst politisch nicht. Der Dissens ging so weit, dass Trotzki, der sonst keiner Konfrontation aus dem Weg ging, Pfemfert einmal darum bat, in ihrer gemeinsamen Korrespondenz politische Fragen auszuklammern. Trotzdem waren die beiden deutschen Linksintellektuellen und der sowjetische Dissident ab Mitte der 1920er Jahre gute Freunde – und nicht nur das. Zu dieser Zeit galt Trotzki innerhalb der Kommunistischen Partei Deutschlands bereits als „Unperson“, auf die sich niemand mehr positiv berief. Die Pfemferts sorgten jedoch dafür, dass er wieder gelesen werden konnte. Sie machten Trotzkis Schriften einem deutschsprachigen Publikum zu einer Zeit zugänglich, als die Kommunistische Partei sie längst aus ihrem „Angebot“ verbannt hatte. Der Artikel erzählt die Geschichte dieser transnationalen Freundschaft im Zeitalter der Extreme.

Die Astronomische Gesellschaft zwischen internationaler Wirksamkeit und nationalen Schranken (1863-1933) [The Astronomische Gesellschaft between international activities and national barriers (1863-1933)]

Die 1863 gegründete Astronomische Gesellschaft (AG) verstand sich stets als internationale Vereinigung von Astronomen, war allerdings gleichzeitig immer durch deutsche Astronomen dominiert, was sich u.a. in der Herkunft der Mitglieder und der Festlegung von Deutsch als Geschäftssprache äußerte. Es wird gezeigt, daß diese Polarität von internationaler Wirksamkeit und nationalen Schranken seinen Ursprung in den Umständen der Gründung hatte. Anhand von Beispielen aus Publikationen und Archivalien wird die internationale Wirksamkeit der AG und das Verhältnis einzelner Mitglieder dazu zwischen 1863 und 1933 verfolgt, indem insbesondere die Bestimmungen des Statuts, die Aktivitäten und das Verhältnis zur International Astronomical Union analysiert werden. The Astronomische Gesellschaft (AG), founded in 1863, was always intended to be an international society of astronomers, but it was at the same time always dominated by German astronomers. This expresses in the national background of the members and in the usage of German as the business language, as well as in other facts. It is shown that this polarity between international activities and national barriers originated in the circumstances of the foundation. Using examples from publications and archival sources, the international activities of the AG and the relation of some members to these are being traced between 1863 and 1933. For this the regulations in the statutes, the activities and the relation to the International Astronomical Union have been analysed.

Debora Gerstenberger & Joël Glasman (Hg.), Techniken der Globalisierung. Globalgeschichte meets Akteur-Netzwerk-Theorie, transkript Verlag 2016

Die Globalgeschichte ist derzeit eines der dynamischsten Felder der Geschichtswissenschaft. In den Geistes-und Sozialwissenschaften gehört die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) zu den gefragtesten Theorieangeboten. Dieser Band prüft Globalgeschichte und Akteur-Netzwerk-Theorie auf Kompatibilität und verbindet sie miteinander. Die Beiträge zeigen, wie die theoretischen Annahmen und Methoden Bruno Latours, dem prominentesten Vertreter der Akteur-Netzwerk-Theorie, zur Erneuerung und Schärfung des Profils der Globalgeschichte beitragen können. Ausgegangen wird nicht von einer allmächtigen Kraft namens Globalisierung. Gefragt wird stattdessen nach Menschen und Techniken, die weitreichende Netzwerke zu bilden imstande waren. Die Beiträger_innen liefern Antworten auf die Frage, welche Akteure welches Phänomen globalisiert haben.