Kunst und Terrorismus. Eskalation einer ästhetischen Haltung Im Gespräch mit Sebastian Baden uber seine Dissertation "Das Image des Terrorismus im Kunstsystem" und den aktuellen Kinofilm "Nocturama" von Betrand Bonello. (original) (raw)
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Das Image des Terrorismus im Kunstsystem, 2017
Das Image des Terrorismus konstruiert sich aus einem komplexen Zusammenwirken von Anschlägen, Bildern, Texten und Kritik. Es bestimmt die Vorstellung, Repräsentation und Imitation politischer und religiös motivierter Gewalt, die Terror als Effekt einsetzt. Die Bild- und Begriffsgeschichte des Terrors reicht vom Kirchenportal bis zum Internet-Portal. Mit der Medienrevolution der Moderne haben sich auch die Formen des Terrors durch Terrorismus verändert. Die Untersuchung verfolgt diese Entwicklung einer terroristischen Mediasphäre ab der Französischen Revolution über die RAF hin zum sogenannten ‚Islamischen Staat’ aus der Perspektive der Kunstwissenschaft. Das Kunstsystem wird dabei zu einem ständigen Vergleich herangezogen, gibt es hier doch Ambitionen, den Terrorismusbegriff kritisch zu vereinnahmen oder sogar Mimikry des Terrorismus zu erzeugen. Terrorismus wird dabei als ein radikaler, kulturkritischer „Bewegungsbegriff“ verstanden, der politische Revolutionäre und künstlerische Avantgarden, aber auch religiöse Extremisten, also moderne wie auch anti-moderne Akteure, verbindet. Von den Terroranschlägen des 11. September 2001 behauptete der deutsche Komponist Karlheinz Stockhausen: „Also was da geschehen ist, ist natürlich – und jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen – das größte Kunstwerk, [d]as es je gegeben hat.“ Der Künstler wurde für seine Provokation zu Recht kritisiert, er stand jedoch prominent für eine Reaktion innerhalb des Kunstsystems, die als „Stockhausen-Syndrom“ benannt werden kann. Von Stockhausens kunstkritischem Urteil über 9/11 wird die seit mehr als 200 Jahren virulente Frage nach der revolutionären Avantgarde in der Kunst neu aufgerollt. Dazu gehören auch die Kunstkritik und die Kritik der Moderne, denn sie sind elementar für den hier weiterentwickelten Prozess der Kritikalität, der im Kunstsystem überhaupt die Voraussetzung schafft, das Image des Terrorismus zu verhandeln. http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1/PPNSET?PPN=491268203&INDEXSET=1
Baden Image Terrorismus Kunstsystem2017
Das Image des Terrorismus im Kunstsystem, 2017
between attacks, pictures, texts and criticism. It determines the idea, representation and imitation of politically and religiously motivated violence, which uses terror as an effect. The history of the images and terms associated with terrorism spans from the church portal to the Internet portal. Alongside the revolution in the media of Modernism, forms of terror have also changed through terrorism. This study follows the development of a terrorist media sphere from an art historical and cultural perspective, beginning with the French Revolution, through the RAF, and leading to the so-called Islamic State. The German composer Karlheinz Stockhausen claimed that the terrorist attacks on September 11, 2001 could be viewed as “the greatest artwork ever made.” The artist was rightly criticized for his provocation. However, he prominently stood for a reaction from within the art system, which can be called the “Stockhausen Syndrome.” Stockhausen’s art critical verdict on 9/11 has unleashed virulent questions about the revolutionary avant-garde that have circulated for more than 200 years. Sebastian Baden studied art history, German literature and Fine Arts in Karlsruhe and Bern. From 2010–2016 he was research assistant at the University of Art and Design (HfG) Karlsruhe where he completed his PhD in 2014. In 2013 he was awarded the international AICA Incentive Prize for Young Art Critics. He has been appointed curator for sculpture and new media at Städtische Kunsthalle Mannheim from October 2016.
In Thiemo Breyer, Stefan Niklas (Eds.), Ernst Cassirer in systematischen Beziehungen: Zur kritisch-kommunikativen Bedeutung seiner Kulturphilosophie [Deutsche Zeitschrift für Philosophie / Sonderbände 40], De Gruyter: Berlin, Boston, 2018
Aesthetics versus Art History? Ernst Cassirer as Mediator in an ongoing Controversy on the Relevance of Art for Life. Against the background of Ernst Cassirer’s cultural philosophy, art studies are to be classified as cultural studies. Central to this is Cassirer’s philosophy as the basis for answering a question that has been posed by the methods of formal aesthetics and iconology since the 19th century but is still unanswered today, namely the question of the relevance of the arts for life. In this way, aesthetics/Kunstwissenschaft and art history gain a new meaning as cultural studies beyond their achievements in the humanities and in epistemology.
Der Forschungsgegenstand der vorliegenden Abschlussarbeit ist die Novelle Der Tod in Venedig vom Nobelpreisträger Thomas Mann. Als eines seiner wichtigsten Werke wird diese Novelle mit einem umfangreichen und tiefgreifenden Gehalt von zahlreichen Literaturwissenschaftlern aus vielfältigen Perspektiven analysiert und interpretiert, seitdem sie 1912 veröffentlicht worden ist. In der vorliegenden Arbeit wird die Künstlerproblematik untersucht, wobei zweierlei Abgrund von Erkenntnis und Schönheitserlebnis des Protagonisten detailliert analysiert wird und der Tod als die Erlösung der Künslter von zweierlei Abgrund interpretiert wird. Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel. Der zweite, dritte und vierte Kapitel sind der Hauptteil der Arbeit. Im zweiten Kapitel wird die Entwicklung seines Strebens nach der Erkenntnis detailliert analysiert und der Abgrund von Erkenntnis wird damit interpretiert. Im dritten Kapitel wird vor allem die Auswirkung des schönen Knaben Tadzio auf den Protagonisten untersucht und der Abgrund von Schönheitserlebnis wird mithilfe der philosophischen Schönheit-Theorie in der Erzählung interpretiert. Im vierten Kapitel wird der Tod des Protagonisten auf der Grundlage der sokratischen Tod-Definition untersucht. Dabei wird das Seele-Leib-Verhältnis bei dem Protagonisten analysiert und der Tod als die Trennung der Seele von dem Leibe wird als die Erlösung des Künstlers verstanden. Stichwörter: Abgrund von Erkenntnis, Abgrund von Schönheitserlebnis, Tod als die Erlösung
Wie Umgehen mit dem visuellen Erbe des Nationalsozialismus? Wie lassen sich die Bilder des Grauens, die von den Nazis selbst hergestellt oder kurz nach Kriegsende in den befreiten Lagern von alliierten Kamerateams aufgenommen wurden, verwenden? In Auseinandersetzung mit Siegfried Kracauer, Theodor Adorno und Jean Améry geht der Aufsatz diesen Fragen am Beispiel des Films "Mein Kampf" (Den Blodigen Tiden, 1960) von Erwin Leiser nach. Der Text ist in der Zeitschrift "sans phrase", Heft 2, Frühjahr 2013 erschienen.