Der geschundene Körper und die (Ohn-)Macht des Erzählens in Ricardo Piglias La ciudad ausente (original) (raw)

Die sprechende Wunde der Toten in der frühneuzeitlichen Literatur Spaniens

Die ewige Wunde. Beiträge zu einer Kulturgeschichte unheilbarer Wunden in der Vormoderne, 2023

This article examines the motif of the cruentatio in early modern Spanish literature. The phenomenon of corpses bleeding when the murderer is present again is known in legal history as the Bahrprobe. It was mainly practiced in German-speaking countries in the Middle Ages and early modern period as a means of establishing the truth in cases of violent crime; in southern Europe it is only documented in isolated cases. It is therefore even more astonishing that around the year 1605 three masterpieces of Spanish literature include cruentatio as a motif. The picaresque novels Guzmán de Alfarache and La Pícara Justina as well as Cervantesʼ Don Quijote each condense symbolic wounds in the cruentatio: the ethnically questionable status of the convert, the rejected physicality of the syphilitic prostitute and the mortification of the rejected lover. In all three cases, the accusing blood corresponds to the social obsession with blood purity in early modern Spain, from which the texts develop a casuistry of honour and revenge. The intertextual references between the three works reveal a shift in emphasis from the category of race in Guzmán de Alfarache to the category of gender and thus to sexual morality in Don Quijote. In Pícara Justina, these two semantics intertwine in a mode of total satire. Finally, the reconstruction of the network of relationships around the authors of these texts points to the vulnerability of the literary system.

(Un)Sterblichkeit: Schrift - Körper - Kult (Inhaltsverzeichnis)

Göttinger Orientforschungen, IV. Reihe: Ägypten .67 , 2020

Der Band (Un)Sterblichkeit: Schrift – Körper – Kult umfasst vierzehn Beiträge internationaler Referent*innen, die im Rahmen der 9. Tagung des Berliner Arbeitskreises Junge Aegyptologie (BAJA) im Dezember 2018 vorgestellt und diskutiert wurden. Unter dem Schlagwort „(Un)Sterblichkeit“ widmen sich die Autoren aus geschichts-, kultur- und bildwissenschaftlicher sowie philologischer Perspektive ausgewählten Objekt- und Textgruppen aus Gräbern und Tempeln. Den Leser erwarten sowohl theoretische Auseinandersetzungen mit den altägyptischen Vorstellungen zu „Fortbestand“ und „Vergänglichkeit“ als auch Einzelstudien zu spezifischen Quellen oder zeitlichen und räumlichen Kontexten. Zusammen gewähren die Beiträge einen Einblick in die aktuelle Forschung des Faches zu diesem weiten Themenfeld. Der Berliner Arbeitskreis Junge Aegyptologie ist ein Forum für deutschsprachige Nachwuchs¬wissenschaftler*innen, das dem Austausch und der Präsentation neuer Forschungsansätze und -ergebnisse in der Ägyptologie dient. Die BAJA-Workshops finden alljährlich in Form einer offenen Diskussionsrunde mit Vorträgen zu einem ausgewählten Themenbereich statt.

Postsouveränes Erzählen und eigenmächtiges Geschehen in Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften

Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 2012

hat man bald, jedoch eine Welt-an-schau-ung ist eine Sache von un an ge nehmer Genauigkeit. 1 I. Kaum eine Studie zu Robert Musils Romanfragment Der Mann ohne Eigenschaften kommt oh ne die explizite Beachtung seines Erzählmodus aus. Mu sils Kommen tar, dass es nicht darauf ankommt, »was, sondern wie man dar stellt« 2 , legt die Fähr te für diese Blickrichtung, jedoch ist es vor allem die Kom plex ität des Er zähl dis kur ses selbst, die dessen Analyse geradezu erzwingt. Die un zäh lig en Beschrei bungs ver su che di ver gie ren stark oder aber konstatieren im glei ch en At em zug eine un ter schied li che bis ge gen sätzliche Verfassung der Erzählinstanz: Aber ob kein spürbarer Er zähler 3 wahr ge nom men wird, ein entpersönlichter, 4 ironischer, 5 kri ti sch er, 6 wis sen der od er un wis sen d er Be obachter, 7 ein auktorialer, per so na l er

Rolle der Erotisierung der Körper bei der Konstruktion der Frauenfiguren in den Kurzgeschichten von Amalia Lú Posso Figueroa

Rolle der Erotisierung der Körper bei der Konstruktion der Frauenfiguren in den Kurzgeschichten von Amalia Lú Posso Figueroa, 2019

In der vorliegenden Arbeit wird die Erotisierung der Schwarzen Körper in der Konstruktion der Frauenfiguren in den Kurzgeschichten "tetas", "nalgas" und "clítoris" von Amalia Lú Posso Figueroa untersucht. Zunächst wird die historische Hypersexualisierung der Schwarzen Frau aufgebaut, sowie auf die Hypersexualisierung des Schwarzen weiblichen Körpers in karibischer und lateinamerikanischer Literatur eingegangen. Schließlich werden die Kurzgeschichten unter den Gesichtspunkten der Selbstdefinition und Kollektivgedächtnis analysiert.

Schlafende Seel', erinn're dich ..." : Zur Funktion spanischer Literatur in Anna Maria Orteses Roman L'Iguana

1994

Schlafende See)', erinn're dich ... "1 Zur Funktion spanischer Literatur in Anna Maria Orteses Roman L'Iguana «AHa gente certi libri non vanno, tutto qui. Perehe richiamare su noi I'attenzione casuale e distratta di un altro popoloh 2 Fast trotzig reagiert die italienische Autorin Anna Maria Orte se auf die geringe Popularität ihrer Bücher. Innerhalb der italienischen Gegenwartsliteratur nimmt die Erzählerin eine Sonderstellung ein: Anders als viele ihrer Schriftstellerkollegen verweigert sie sich dem lärmenden Literaturbetrieb der Mediengesellschaft und lebt ganz bewußt ihre diversitä. Dank der breiten Publikumsgunst, die die Literatur einer Reihe von scrittrici italiane im Augenblick genießt, rückt zwar auch das Werk von A. M. Ortese-und dies mit Recht-ins Blickfeld, doch steht eine differenzierte Analyse ihrer Texte immer noch aus. Orteses eigenwillige Texte erschließen sich nicht einer oberflächlichen, hastigen Lektüre. Besonders der Roman L'Iguana 3 von 1965 übt eine eigenartige Faszination aus, die zu einer intensiveren Auseinandersetzung anregt. Bereits einer der ersten Leser von L'Iguana, Italo Calvino, in seiner Funktion als Verlagslektor, erkannte die hohe poetische Ausdruckskraft, mit der es der Autorin hier gelang, eine Atmosphäre des Geheimnisvollen, Märchenhaften zu erschaffen: «(: vero che fin da principio mistero e poeticita in questo libro coincidono» antwortet Calvino in einem Brief am 22. Oktober 1964 auf Anna Maria Orteses Bitte, ihr Romanmanuskript L'Iguana zu beurteilen. 4 Entgegen der Erwartung, die die Umschlaggestaltung der italienischen und deutschen Ausgabe weckt, birgt der Roman mehr als ein "romantisches Märchen" um die Echsenfrau Iguana. 5 Eine bislang wenig beachtete Bedeutungsdimension tritt zutage, wenn man den Interessenschwerpunkt von der weiblichen Hauptfigur weg verlagert Eine erneute Lektüre des Romans vermag L'Iguana als in sich kohärente romaneske Allegorie einer dezidierten ethischen Position zu verstehen.

" Literatura sorda " Die Augen und Hände der spanischen Gehörlosenliteratur (Teil I) 1

V o n j u l i a o b e r m a y r Der folgende Artikel geht der Frage nach, welche Besonderheiten die "literatura sorda", die spanische Ge hörlosenliteratur, in einem Print medium aufweist, woran sich die gebärdensprachliche Erzählweise der gehörlosen AutorInnen formal im Text erkennen lässt und wie sich schließlich diese narrative Diskurs tradition -basierend auf einer kar nevalesken Erzähltradition -auf die Identitätskonstruktion Gehörloser auswirkt. Hierfür werden die spa nischen Werke Háblame a los ojos (2004) sowie Sordo ¡y qué! (2007) in ihren soziopolitischen und histo rischen Kontexten, die sich auf die drei kulturellen Hauptvektoren Ge hörlosigkeit, Gebärdensprache und Gehörlosenorganisationen stützen, genauer untersucht.