Wirtschaften, Wertlogik und die "Religion des Kapitals" (original) (raw)

Kapitalismus, Religion, Liebe [Capitalism, Religion, Love]

Kunst und Kirche (special Walter Benjamin issue, "Profanierungen"), 2017

In this German-language essay, I compare Walter Benjamin's ideas about religion and love within (capitalist) modernity to a famous, if not infamous poem handling similar themes of private commitment and public disenchantment, Matthew Arnold's "Dover Beach".

Kapitalismen, Modernen und religiöses Ethos. Methodisches zur Erforschung von Religion und Ökonomie

In: M. Hochgeschwender, B. Löffler (Hg.), Religion, Moral und liberaler Markt. Bielefeld: Transcript 2011

Kapitalismus, religiöses Ethos, auch "Modeme" sind verfestigte Muster der Wirklichkeitskonstruktion. Mit Blick auf die Geschichte und ihre zum Teil globale Ausdehnung sind sie zu vervielfältigen: Kapitalismen, Sozialismen (so lange ist 1989 noch nicht vorbei), Marxismen, Modemen und religiöse Diskurse sind strukturierte Normensysteme, die auf den Ebenen der Gesellschaft, der Kultur und des Wissens wiederkehren. Wie diese Muster Machtverhältnisse festigen, subversiv wiederholen und sich in Institutionen, Tauschmedien und Redeweisen materialisieren und in ihrer Bedeutung und ihren Vorgaben verschieben, gilt es zu beschreiben. Die weltweite Rahmenordnung ist der so genannte Finanzmarktkapitalismus, der sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer gewaltigen Krise befindet. Klaus Dörre und Ulrich Brinkmann kommen zu dem Schluss, "dass sich die Spielregeln in den sozialen Arenen des ökonomischen Feldes grundlegend verändert haben: Leitbilder, Managementprinzipien, Rationalisierungsstrategien und betriebliche Regulationsformen sind von einem ständigen Wandel erfasst, das flexibel marktgetriebene Produktionsmodell zeichnet sich durch hochgradige Instabilität und Krisenanfälligkeit aus".l In dieser neuen Gesellschaftsformation ist die Finanzsphäre von realwirtschaftlicher Aktivität entkoppelt. Die Staatenebene verliert an Einfluss in der Gestaltung des Ökonomischen. Pierre Bourdieu konstatiert einen starken Klaus Dörre/Ulrich Brinkmann, Finanzmarkt-Kapitalismus: Triebkraft eines flexiblen Produktionsmodells?, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 45, 2005 (Sonderheft Finanzmarkt-Kapitalismus. Analysen zum Wandel von Produktionsregimen, hrsg.

Theologische Wirtschaftsethik als Ideologiekritik

Evangelische Wirtschaftsethik - wohin?, 2018

0. Einstimmung: Eine Predigt zum Dekalog 1. Theologie als Ideologiekritik 2. Theologische Ethik als Ideologiekritik 3. Theologische Wirtschaftsethik als Ideologiekritik

Vergötzung der Ökonomie in der Kirche? (2006)

A. Einleitung 1. Die Kirchen, die i.d.R. gemeinnützig und als K.d.ö.R. verfasst sind, gelten traditionell nicht als "Wirtschaftsunternehmen". Sie sind also nicht gewinnorientiert und sind daher eigentlich unverdächtig, dem Gott Mammon zu dienen. Wenn man in die Kirchengeschichte zurückblickt, fällt einem dazu ein, dass es früher relativ oft üblich war, sein Vermögen der Kirche zu vererben, so daß die Kirchen zu Land-und Immobilienbesitz und damit zu einem gewissen Reichtum kamen. Für die Kirchenbauten gab es immer wieder kleinere und größere Spendensammlungen. Besonders auffällig war der Ablaßhandel kurz vor der Reformation, der den Bau des Pertersdoms finanzieren sollte und der wegen seiner fragwürdigen Theologie einer der Auslöser der Reformation war. In der heutigen Zeit führt der Reichtum an Kirchenbauten allerdings auch eher dazu, dass viel Geld benötigt wird für die Instandhaltung der alten Gebäude. Im 20. Jahrhundert ging es den großen Kirchen durch das Kirchensteuersystem viele Jahre lang wirtschaftlich relativ gut, so dass man die Anzahl der Pfarrstellen in den 70er und 80er Jahren vergrößert hatte, um alle Gemeinden gut zu versorgen. Trotzdem gab es durch die Säkularisierung der Gesellschaft besonders in den 80er und 90er Jahren einen starken Mitgliederschwund durch sehr viele Kirchenaustritte und durch geringere Geburtenraten als früher. Dieser Mitgliederschwund führte zu stagnierenden oder teilweise sogar zurückgehenden Einnahmen in den Kirchen, und damit zu der seit über zehn Jahren andauernden Finanznot in den Kirchen, die sich zu einem massiven Stellenabbau "gezwungen" sahen. Während man vor 1990 im wesentlichen nur die theologischen Probleme des Gemeindeaufbaus diskutiert hatte, ist seitdem eine große Diskussion entstanden, wie man den Gemeindeaufbau und die Kirchenverwaltung effizienter gestalten könne, um mehr Geld zu sparen. Die verschiedensten Managementmethoden wurden diskutiert und ausprobiert, um die kirchlichen Haushalte zu sanieren. Die Ökonomisierung der Kirchen ist voll im Gange, aber sie ist bei den Kirchenvertretern auch ziemlich umstritten. Die Kirchenleitungen argumentieren, es bliebe ihnen nichts anderes übrig als zu sparen bei höheren Kosten und real sinkenden Einnahmen. Zugleich klagen viele Mitarbeiter, dass in (fast) allen Sitzungen nur noch darüber geredet werde, wie man noch mehr einsparen könne. Von einigen Theologen wird das ganze Programm pauschal verurteilt, weil der Glauben an Gott bzw. an Jesus eben nicht durch Management-Methoden vermittelbar sei. Man dürfe die Kirche daher nicht als "Unternehmen" 1 missverstehen, das "Kunden" eine "Dienstleistung" bringt. Glaube ließe sich nicht vermarkten wie ein Waschmittel, heißt es in dieser typischen Kritik weiter. Es gab aber nicht nur Kritik aus der konservativ-theologischen Ecke. Als im März 1997 in Hamburg ein Kongress zum Thema "Unternehmen Kirche" 2 veranstaltet wurde, kritisierte auch Uwe Birnstein in der Zeitschrift Junge Kirche (4/1997), dass der Kongress "das in Jahren mühsamer Aufklärung erreichte kritische Bewusstsein kapitalistischen Heilslehren gegenüber verwässert, sollte zumindest den Linken ein Dorn im Auge sein. Daß er die Gebote Gottes den Gesetzen des Marktes unterordnen könnte, sollte alle Christen beunruhigen." 1 Vgl. E. Gräb-Schmidt, Die Kirche ist kein Unternehmen!, in: Kirche in der Marktgesellschaft, hg. von J. Fetzer, Gütersloh 1999, 65-80. 2 Vgl. Wolfgang Nethöfel, Gebet und Controlling. Die Chancen des Unternehmens Kirche, in: Arnd Brummer u. Wolfgang Nethöfel (Hrsg.), Vom Klingelbeutel zum Profitcenter? Strategien und Modelle für das Unternehmen Kirche, Hamburg 1997, 15-24.

Wirtschaft-Politik-Religion: Über die Grenzen der Wirtschaftswissenschaften

überall fehlt es an Mitteln; die Aussichten auf Besserung sind ungewiss: Grundlegende Reformen tun not. In einer solchen Lage fühlen sich die Ökonomen in besonderer Weise herausgefordert. Denn von ihnen will man hören, wie die Wirtschaft langfristig gedeihen kann. Der Anstoß für das Thema dieses Vortrags ist ein Gedanke, der uns in den letzten Jahren häufig beschäftigt hat: Wenngleich Lösungen nicht ohne ökonomische Kompetenz zu finden sind, glauben wir, dass das Wesentliche an unseren Problemen nicht in den wirtschaftlichen Kategorien von Wettbewerb, Wachstum und Effizienz erfasst werden kann. Andererseits sind diejenigen Begriffe, die wir als grundlegend für das Verständnis unserer gegenwärtigen Probleme ansehen, in unserer

Sozialkapital und Religion

BesMasters, 2022

Mit "BestMasters" zeichnet Springer die besten Masterarbeiten aus, die an renommierten Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden sind. Die mit Höchstnote ausgezeichneten Arbeiten wurden durch Gutachter zur Veröffentlichung empfohlen und behandeln aktuelle Themen aus unterschiedlichen Fachgebieten der Naturwissenschaften, Psychologie, Technik und Wirtschaftswissenschaften. Die Reihe wendet sich an Praktiker und Wissenschaftler gleichermaßen und soll insbesondere auch Nachwuchswissenschaftlern Orientierung geben. Springer awards "BestMasters" to the best master's theses which have been completed at renowned Universities in Germany, Austria, and Switzerland. The studies received highest marks and were recommended for publication by super

Gegenwärtige Ökonomien der Zeit aus Sicht der Religionswissenschaft

In: Wolfgang Kautek, Reinhard Neck, Heinrich Schmidinger (Hg.), Zeit in den Wissenschaften (Wissenschaft – Bildung – Politik 19) Wien: Böhlau , 2016

Religionen sind nach wie vor für unsere heutigen Zeitvorstellungen hoch bedeutsam. Sei es, dass sie als religiöse Tradition und Kulturbestand ihre Wirkung entfalten, sei es, dass bestimmte heutige religiöse Organisationen markante Beiträge einbringen. Dabei ist einerseits in der ausdifferenzierten Spezialisierung postindustrieller Gesellschaften auf den gesellschaftlichen Teilbereich Religion mit seinen Kirchen, Religionsgemeinschaften und pluralen Gruppierungen zu achten. Sie pflegen einen gewissen Zeitumgang, bewerten Zeit und entfalten von hier her ihre Wirkkraft in die Gesamtgesellschaft hinein. Andererseits ist zu untersuchen, welche religiösen Traditionen aus dem Teilsystem Religion in andere Teilbereiche der Gesellschaft ausgewandert sind (oder auch "einwandern"). Solche ehemals religiösen Praktiken und Anschauungen verändern sich in dem neuen Kontext und lassen sich ihre Herkunft oftmals nicht mehr anmerken. Diese Prozesse "vagabundierender Praktiken" prägen ebenfalls Vorstellungen von Zeit. Ausschnitte der apokalyptischen biblischen Erzählung zum Beispiel über das Ende der Zeit tauchen im Kulturbereich auf und werden als ästhetische Bilder in Film oder Theater umgesetzt. Es sind allgemeine ästhetische Figuren geworden, die häufig keine religiösen Implikationen mehr in sich tragen. Oder die Versenkung in die Gegenwart, wie sie in christlicher Gebetspraxis vorkommt, 1 wird attraktiver als ostasiatisch-religiöse Achtsamkeit und von Angestellten und gestressten Führungskräften geübt. Soll also die Bedeutung von Zeit aus Sicht der Religionswissenschaft eruiert werden, so ist über den Teilbereich Religion hinauszuschauen auf weitere Orte der Gesellschaft. In dieser Perspektive scheinen dann Ökonomien der Zeit auf.