Verunsichern, Vereinnahmen, Verschmelzen. Eine affekttheoretische Perspektive auf Immersion (R. Mühlhoff & T. Schütz, 2017) (original) (raw)
Related papers
Die Macht der Immersion. Eine affekttheoretische Perspektive (R. Mühlhoff & T. Schütz, 2019)
Navigationen. Zeitschrift für Medien-und Kulturwissenschaften, 2019
Dieser Artikel behandelt zeitgenössische Immersionsphänomene und schlägt ein affekttheoretisches Verständnis des Immersionsbegriffs vor, welches an Theorien von Macht und Subjektivierung anschlussfähig ist. Immersion ist eine bestimmter Modus der Einbettung in ein Gefüge affektiver Relationen. Sie beruht auf reziproken Dynamiken des Affizierens und Affiziertwerdens, in denen das Individuum ganz in eine lokale Umgebung eingebunden und in seinem Denken, Fühlen und Handeln situativ moduliert wird. Die Erfahrungsqualität dieser Einbindung lässt sich – je nach Situation – als Vereinnahmung oder Verschmelzung erläutern. Wir diskutieren die gegenwärtige Verwendung des Immersionsbegriffs in Bezug auf verschiedene Beispieldomänen, die von Theater- und Performancekunst bis zu modernen Personalführungstechniken in der Industrie reichen. Mit Blick auf die sozialtheoretische Anwendung beschreiben wir unter dem Begriff der „immersiven Macht“ eine im Affektiven wirksame Form von Gouvernementalität. Damit leisten wir insgesamt einen theoretischen Brückenschlag zwischen bestehenden kunst- und medienwissenschaftlichen sowie sozialtheoretischen Diskussionen von Immersion.
Kultur- und Medientheorie, 2007
Die Ästhetik der Immersion ist eine Ästhetik des Eintauchens, des kalkulierten Auflösens von Distanz. Die Räume, in die diese Studie sich begibt, machen Grenzverwischungen zwischen Bild und Welt zum Gegenstand unmittelbaren körperlichen Erlebens. Sie sind ein so bedeutsamer Teil zeitgenössischer Lebenswelt, weil in ihnen kollektive Realitätsphantasien an einem ›wirklichen, wirksamen Ort‹ (Foucault) erfahrbar werden. Ein solcher Ort ist das ›neue‹ Las Vegas. In seiner jüngsten Metamorphose von der Neon- zur Themenarchitektur hat er seinen Avantgardestatus nicht verloren, sondern sich in der materiellen Rückübersetzung digitaler Bild-Räumlichkeit einmal mehr zum Vorreiter kultureller Entwicklungen aufgeschwungen.
Montage AV, 2008
Diese Vision einer uneingeschränkten Erstreckung des menschlichen Körpers in ein näheres und ferneres Umfeld ist heute schon in ei-2 Einen Überblick zu den vielfältigen Forschungsprojekten und lebhaften Debatten in der Präsenzforschung gibt das Journal Presence. Teleoperators and Virtual Environments, das seit 1992 bei MIT Press Journals erscheint. Vgl. hierzu Wirth/Hofer in diesem Heft. 3 Eine Suche bei Google Books ergibt schon ab den frühen 1960er Jahren vor allem im Kontext der Aerospace-Forschung mehrere Erwähnungen von der ‹immersiven› Qualität der Erfahrung, die durch die Apparaturen der virtual reality ermöglicht werden.
Nie ganz bei den Sachen. Zur Phänomenologie der Immersion
Oliver Ruf, Lars C. Grabbe (Hg.): Technik-Ästhetik. Zur Theorie techno-ästhetischer Realität. Bielefeld: transcript., 2022
Menschen sind häufig nicht ganz bei der Sache. Oft finden wir sie abwesend, nicht ganz da, sich in Tagträume verlierend, in Gedanken schon bei der nächsten Sache; finden sie irgendwie nicht ganz hinein in die Situationen, mit denen sie sich gerade konfrontiert finden. Der Beitrag entwickelt die These, dass die Rede von der "Immersivität" von Erfahrung nicht erst bei technologisch oder ästhetisch mediierten Erlebnissen des Versetztseins in künstliche oder virtuelle "Welten" und Umgebungen am Platz, gewöhnliche menschliche Erfahrung vielmehr ganz grundsätzlich durch eine immersive Dynamik des Hineinfindens in und Hinausgeratens aus Situationen charakterisiert ist: Noch bevor wir uns ein bewusstes Bild konkreter Umstände und Möglichkeiten gemacht haben, finden wir uns gewöhnlich schon in Situationen verortet. Diese zeichnen bestimmte Rhythmen und Richtungen, Valenzen und Tendenzen, Bedeutsamkeiten und Möglichkeiten vor. Der Beitrag skizziert eine Phänomenologie der Immersion, die auch ein tieferes Verständnis technologisch oder ästhetisch mediierter Immersionserfahrungen verspricht.
Immersive Macht. Affekttheorie nach Spinoza und Foucault (Rainer Mühlhoff, Campus 2018)
Nicht nur im Silicon Valley oder in Startups, sondern auch in herkömmlichen Arbeitswelten und in den Sozialformen unserer post-industriellen Zeit hat sich eine neue Regierungstechnik etabliert: Menschen werden durch gezielte Stimulierung von Emotionen und Affekten beeinflusst. Dieses Buch entwickelt eine philosophische Theorie zum Zusammenhang von Affektivität, Macht und Subjektivierung. Unter dem Stichwort „Immersion“ unternimmt es eine Zeitdiagnose der sozialen und ökonomischen Verhältnisse westlicher Gegenwartsgesellschaften. Es leistet einen Beitrag zur kritischen Sozialphilosophie und zu einer Theorie der Gouvernementalität in Anknüpfung an Baruch Spinoza, Michel Foucault, Judith Butler, Gilles Deleuze und die Tradition des Post-Operaismus. Erscheinungsdatum: 08.03.2018
Die Verbundenheit der Dinge: Einleitung – Verstricken, Verfangen, Vernetzen (2014)
Die Verbundenheit der Dinge. Eine Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke, 2014
This is the introduction to my revised and printed PhD thesis (Kulturverlag Kadmos, Berlin 2014 – support your friendly Indy Publisher and buy the book!). And it's in German, yes. A translation would be nice... Auf dem Backcover steht: Netze halten, verbinden und fangen. Sie verfangen, binden und verstricken. Unsere sozialen Netzwerke verdanken ihren Namen einem denkbar merkwürdigen und zwiespältigen Objekt. Wie aber kam das Netz ins Netzwerk? Warum kann es für ein Verbundensein von Menschen, Dingen, Institutionen, Zeichen, Infrastrukturen, ja selbst der Natur einstehen? Mit der »Verbundenheit der Dinge« liegt erstmals eine Kulturgeschichte vor, in der die überwältigende Vielfalt von Netzwerken ausgebreitet wird. Sie beginnt mit den Geschicken von Fischer- und Spinnennetz in den alten Hochkulturen. Das Buch erzählt von den entscheidenden Momenten, in denen sich aus Vernetzungen eine veritable Kulturtechnik entwickelt. Es nimmt die Leser mit in die Pariser Kanalisation und an den Suez-Kanal, in die Telefonzentralen Nordostamerikas und lädt ein, mit der Londoner Untergrundbahn zu fahren. Sebastian Gießmanns fulminante Geschichte erklärt, warum soziale Netzwerke erst spät entdeckt wurden, wie sich der rasante Aufstieg der mathematischen Netzwerktheorie vollziehen konnte, wie unwahrscheinlich die Erfindung des Internets eigentlich war und was Diagramme und Verschwörungstheorien mit alldem zu tun haben. Vorsicht! Nicht alles, was verbunden ist, ist auch vernetzt. Schon jetzt haben Netzwerke ihre Grenzen. Von ihnen handelt das Ende der »Verbundenheit der Dinge«.
Zeitschrift für philosophische Literatur Bd. 6, Nr. 3 (2018), S. 19-25, 2018
Anhand des prägnanten Begriffs der immersiven Macht untersucht Rainer Mühlhoff die affektive Modulation des Subjekts in den kapitalistischen Machtverhältnissen westlicher Gesellschaften des 21. Jahrhunderts. Geboten wird damit nicht weniger als ein paradigmatischer Begriff von Macht, der an die bekannten Konzeptionen Foucaults anschließt und dabei insbesondere das Konzept der Gouvernementalität einer sehr aufschlussreichen Wendung unterzieht. Macht wird von Mühlhoff als ein Affektionsgeschehen verstanden und ausgehend von der grundlegenden Affektfähigkeit des menschlichen Individuums, d.h. von seinem Vermögen zu affizieren und affiziert zu werden, in den Blick genommen. Durch die Herleitung aus dem Denken Baruch de Spinozas wird der metaphysische Charakter eines Machtbegriffs offen gelegt, durch den Macht als ein elementares Seinsprinzip in dynamischen Wirkungsverhältnissen und damit als eine Potentialität sichtbar wird. Die implizite Voraussetzung eines substantiellen Charakters von Macht wird so vollständig zugunsten einer Verhältnisbestimmung von Machtwirkungen zurückgenommen, die dann als Affektionen oder auch als grundlegende Resonanzverhältnisse ausgewiesen werden. Die theoretische Explikation immersiver Macht ist also an einen weitreichenden Umbau ontologischer Voraussetzungen gebunden, durch den diese Form von Macht überhaupt erst bestimmbar wird. Es geht in der Arbeit von Rainer Mühlhoff aber nicht nur darum, den metaphysischen Hintergrund der in Anspruch genommenen Umstellung von einer Ontologie der Substanz auf eine Ontologie der Relationen darzustellen. Vielmehr wird mit dieser Umstellung gearbeitet und sie wird zur Anwendung gebracht, um philosophische Begriffsarbeit und Kritik zu verbinden.