Der Aufstand der "99 Prozent". Kapitalismuskritik in ökonomischen Krisenzeiten am Beispiel der Occupy-Bewegung (2013) - Einleitung (original) (raw)

Einleitung: Kapitalismusvergleich, Kapitalismusanalyse, Kapitalismuskritik (2013)

Der vorliegende Band nimmt die unbefriedigende Antwort der Vergleichenden Kapitalismusforschung (VKF) auf die Krise zum Anlass, kritisch Forschungs- und Diskussionsstände aufzuarbeiten, die dominanten Perspektiven in einen Dialog mit alternativen Ansätzen aus der kritischen politischen Ökonomie zu bringen und auf diesem Wege einerseits Möglichkeiten ihrer Weiterentwicklung und andererseits fundamentale Alternativen im Sinne einer Kritik der institutionalistischen VKF aufzuzeigen. Bevor wir uns dem Aufbau des Bandes und einem Überblick über die einzelnen Beiträge zuwenden, geben wir zunächst einen knappen Überblick über die dominanten Ansätze der institutionalistischen VKF und ihre Kritik.

Nach dem Ende der Geschichte. Zur zeitgenössischen Kapitalismuskritik

Im unserem Artikel befassen wir uns mit im Folgenden der Kapitalismuskritik nach 1989. Zunächst werden die historischen Hintergründe der neuen Kapitalismuskritik umrissen, um einige Besonderheiten der Protestbewegungen herauszuarbeiten. Ausgehend von der Beobachtung, dass sich die neue Kritik am Kapitalismus in kurzen Wellen des ‚skandalösen Aufflackerns‘ und plötzlichen ‚spurlosen Abeb- bens‘ zu bewegen scheint, untersuchen wir im anschließenden Kapitel die narra- tiven, diskursiven und sozialen Techniken der Inszenierung von Kritik am Bei- spiel von Attac und Occupy. Abschließend diskutieren wir die Frage, wie die besonderen Merkmale der sozialen und diskursiven Inszenierung der neuen Ka- pitalismuskritik zu interpretieren sind. Handelt es sich (lediglich) um ein weite- res Zeichen der ‚Schwäche der Linken‘ und der ‚Niederlage der Kapitalismuskri- tik‘, wie sie von Francis Fukujama mit dem „Ende der Geschichte“ schon einmal verkündet wurden,6 oder deuten sich darin (auch) neue Kritiklogiken und Pro- testpraktiken an, wie sie im Zuge der Globalisierung im Entstehen begriffen sind?

Thomas Pikettys „Kapital im 21. Jahrhundert“. Eine politökonomisch-feministische Kritik wider den kritischen Schein

in: L‘ Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft 1, 117-123, 2016

Thomas Pikettys "Kapital im 21. Jahrhundert" 1. Eine politökonomisch-feministische Kritik wider den kritischen Schein "Trotz ihrer (der Reichen, Anm. der Autorin) natürlichen Selbstsucht und Raubgier und obwohl sie nur ihre eigene Bequemlichkeit im Auge haben, obwohl der einzige Zweck, welchen sie durch die Arbeit all der Tausende, die sie beschäftigten, erreichen wollen, die Befriedigung ihrer eitlen und unersättlichen Begierden ist, trotzdem teilen sie doch mit den Armen den Ertrag aller Verbesserungen, die sie in der Landwirtschaft einführen. Von einer unsichtbaren Hand werden sie dahin geführt, beinahe die gleiche Verteilung der zum Leben notwendigen Güter zu verwirklichen, die zustande gekommen wäre, wenn die Erde zu gleichen Teilen unter alle ihre Bewohner verteilt worden wäre; und so fördern sie, ohne es zu beabsichtigen, ja ohne es zu wissen, das Interesse der Gesellschaft." 2 Von Adam Smith bis August Friedrich von Hayek, vom klassischen Liberalismus des 18. bis zum Neoliberalismus des 21. Jahrhunderts: Soziale Ungleichheit diene dem Nutzen aller und dem Fortschritt der Gesellschaft-und so auch den Ä rmsten. 3 Die Geschichte der bürgerlichen Ö konomik lässt sich als große Erzählung der Rechtfertigung sozialer Herrschaft, verharmlosend vielfach als "Ungleichheit" tituliert, lesen. Gegen sie richtet sich Marxens Kritik an der auf Klassenspaltung beruhenden kapitalistischen Produktionsweise mit ihrer trinitarischen Formel, die Arbeit Lohn, Kapital Zins und Boden Rente zuspricht. Obgleich Thomas Pikettys Titel "Kapital im 21. Jahrhundert" unweigerlich Assoziationen mit Marx' grundlegender Kapitalismuskritik weckt, bleibt Piketty eine solch kritische Analyse schuldig. 4 Der Titel ist ebenso suggestiv wie irreführend, erklärt aber wohl den globalen Erfolg des Buches, das schon jetzt mit weltweit mehr als einer Million verkaufter Exemplare als der wissenschaftliche Bestseller der letzten Dekaden

Über die Anfänge »Das Kapital« zu popularisieren. Die Kurzfassung als Genre der Arbeiter*innenbewegung

Work In Progress. Work On Progress. Doktorand*innen-Jahrbuch 2023 der Rosa-Luxemburg-Stiftung: https://www.rosalux.de/publikation/id/51494/work-in-progress-work-on-progress-12 , 2024

https://www.rosalux.de/publikation/id/51494/work-in-progress-work-on-progress-12 Difficulties with reading Marx’s »Capital« have been dealt with over the years in different ways. The text genre »abridgment« applied to »Capital« is a form of creative reaction to some of those difficulties. A few years after the publication of »Capital« leaders of the labour movement provided short versions of it to reach a wider readership. In doing so they inaugurated an international tradition that has not stopped until today. The article presents this form of popularization of »Capital«, its first protagonists and some characteristics.

Zum Verhältnis von Demokratie und Kapitalismus. Rezension zur Neuauflage von "Gekaufte Zeit"

Soziologiemagazin, 2016

Das Buch „Gekaufte Zeit“ von Wolfgang Streeck erschien bereits 2013 zum ersten Mal. Es basiert auf Streecks Adorno-Vorlesung aus dem Jahr 2012, die mit Adorno aber wenig zu tun hat (vgl. Streeck 2015: 49). Er analysiert in diesem Werk die gegenwärtige – nach wie vor hochaktuelle – Finanz- und Fiskalkrise in Bezug auf deren ökonomische, politische und soziale Hintergründe und Konsequenzen. Das Buch fand Beachtung in einem Ausmaß, welches auch den Autor überraschte, dessen publizistische Reichweite – wie er selbst schreibt – bislang überwiegend an spezialisierte Fachzeitschriften gebunden war. Besonders die Debatte zwischen Streeck und Habermas wurde viel beachtet. Nun erschien das Buch in erweiterter Auflage Ende 2015 wieder, mit einem Vorwort das auf die Rezeptionsgeschichte Bezug nimmt sowie erweitert um den Aufsatz zur Geldordnung der Europäischen Währungsunion mit dem Titel „Warum der Euro Europa spaltet, statt es zu einigen“. Das Buch ist damit allemal auch 2016 wieder einen Blick wert.