Künstliche Reproduktion (in) der Science/Fiction: Neue Technologien – alte Geschichten? (2003) (original) (raw)

Reproduktion, Replikation, Original oder Kopie? Zur Rezeption Künstlicher Intelligenz und Synthetischer Biologie im Werk von Alexandra Daisy Ginsberg

2020

Die Krisenhaftigkeit der Gegenwart veranlasst Designer*innen und Künstler*innen heute gleichermaßen dazu, spekulative Zukunftsszenarien zu entwerfen, um un-sere Aufmerksamkeit auf aktuelle globale Herausforderungen zu lenken, wie etwa den Klimawandel oder den Kollaps ganzer Ökosysteme in der Folge des Artensterbens. Die zeitgenössische Designpraktik des Critical Design und insbesondere dessen Sonderformen, wie des Speculative oder Discursive Design, zielen auf eine Erweiterung des tradierten Designbegriffs, um mit Hilfe von nichtfunktionalen Objekten oder kritischen Interventionen neue Perspektiven und innovative Denkwei-sen zu induzieren und somit neue Formen der Gesellschaftskritik zu artikulieren. Design wird in dieser Perspektive zu einem Katalysator gesellschaftlicher Transformationsbewegungen und evolviert zu einem kritischen Medium, das Fragen nach den gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Folgen der massenhaften Anwendung neuer Technologie- und Wissenschaftsfelder der Technosciences lokalisiert: Eben dies intendiert die britische Designerin Alexandra Daisy Ginsberg mit ihren kritischen und zugleich spekulativen Kunstprojekten und Designentwürfen. Um Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Verlust der Artenvielfalt von epischem Ausmaß zu schaffen, knüpft sie an aktuelle wissenschaftliche Forschungen und neueste Technologieentwicklungen an. Für die Realisierung ihrer Projekte verwendet sie sowohl Methoden der Synthetischen Biologie sowie der Künstlichen Intelligenz (KI) als auch unterschiedliche ästhetische Strategien. Ihr Ziel ist es, den nahenden Kollaps unserer Ökosysteme exemplarisch visuell, auditiv oder olfaktorisch erfahrbar zu machen. Dafür kooperiert Ginsberg mit interdisziplinären Teams aus hochspezialisierten Forschungsinstitutionen oder mit innovativen Start-ups der Tech-Branche. Konfrontiert mit dem großen Artensterben einerseits und fasziniert von bis vor kurzem kaum für möglich gehaltenen wissenschaftlichen Entdeckungen und technischen Errungenschaften andererseits, manifestiert sich in ihren Arbeiten ein unauflösliches Dilemma: die Mitverantwortung der technologiegetriebenen Wissensentwicklung für das Vorantreiben der Klimakrise mit all ihren Folgeerscheinungen wie etwa der Kollaps unserer Ökosysteme. Die Entwicklungen in Wissenschaft und Technologie hält allerdings womöglich auch Lösungsansätze bereit, um die gegenwärtige katastrophale Situation umzukehren.

Labor-Reproduktion: Die Identität des Embryos zwischen Natur, Technik und Politik", in: Identität, Lust, Reproduktion: Sexualität als Experiment zwischen 'Science' und 'Fiction', hg. von Nicolas Pethes und Silke Schicktanz, Frankfurt/New York: Campus 2008, S. 307-326.

Vom Embryo ist ständig die Rede. Ob in vivo oder in vitro, überzählig, ver-waist, kryokonserviert, für die Forschung benutzt oder zur Adoption freigege-ben, Embryonen geistern durch die Gesellschaft, beschäftigen Politiker, Ethi-ker, Juristen, Wissenschaftler und nicht zuletzt diejenigen, die sich nichts sehn-licher als ein Kind wünschen. Das früheste und im Vergleich kürzeste Ent-wicklungsstadium eines menschlichen Lebens ist zu einem Politikum gewor-den, der Embryo zur Alltagsfigur. Doch wie lebt es sich eigentlich als Embryo? Wie sieht der Alltag des Menschen im Embryonalstadium aus? Wie verlaufen die ersten acht bis zehn Wochen nach der Konzeption, also jener kurzen Zeit-spanne im Leben, in der der Mensch als Embryo bezeichnet wird?

Künstliche Intelligenz in der Science-Fiction

Isabella Hermann, 2020

Wenn wir über KI nachdenken, werden unsere Zukunftsvisionen oft von Filmen beeinflusst. Doch die Darstellung insbesondere in Science-Fiction-Filmen ist häufig verzerrt. Sie muss es sein, denn Filme wollen in der Regel nicht die Realität abbilden, sondern Projektionsfläche für unsere Gesellschaft, unsere Träume und Ängste sein. Sie können Denkanstöße für gesellschaftspolitische Diskussionen geben, aber eine akkurate Darstellung zukünftiger Technologien leisten sie in der Regel nicht. Die „realen“ Herausforderungen von KI-Anwendungen hinsichtlich Datenbias und Überwachungskapitalismus, die die Machtstrukturen zwischen Menschen und innerhalb von Gesellschaften zementieren, erscheinen weit weg zu sein von den Science-Fiction-Dystopien humanoider Roboter und des Kampfes vom Menschen gegen die Maschine.

Ethnologie und Science Fiction: Begegnungen mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Paideuma, 2021

Since the 1960s, the relationship between social and cultural anthropology and science fiction has been a regular topic of scholarly discussion. In this article I take up important elements of this relationship and try to show which aspects of science fiction are or could be interesting for anthropologists today. I focus on the subgenre of anthropological science fiction but also refer to works of so-called 'hard' science fiction, paying special attention to Russian authors. I am particularly interested in how science fiction and ethnology deal with the topic of the future and how they use ethnological materials and ethnological theories. I conclude by comparing the forms of literary representation they employ.

Technik, Utopien und Science-Fiction

2021

Seminarplan der Lehrveranstaltung "Technik, Utopien und Science-Fiction" im Wintersemester 2021/22 an der Universität Hamburg. Science-Fiction ist nicht nur ein literarisches Genre, sondern Teil der Populärkultur und ein Medium, in dem Gesellschaften Vorstellungen über die Zukunft entwerfen und verhandeln. Zukünfte wiederum erscheinen in unterschiedlichen Sprach- und Denkfiguren, werden hergestellt durch verschiedene Kulturtechniken und soziale Praktiken und geformt durch Narrative und Gattungen. Technik spielt in gesellschaftlichen Zukunftsentwürfen oft eine zentrale Rolle. Wie hängen Science-Fiction, gesellschaftliche Zukunftsentwürfe und Technikentwicklung zusammen? Das Seminar analysiert zentrale Werke und Filme der Science-Fiction als kulturelle Ausdrucksform, epistemische Kategorie und produktives Medium, das nicht nur Wünsche und Ängste zum Ausdruck bringt, sondern auch die Gestaltung, Verbreitung und Aneignung von Technik prägt. Das Seminar fragt aus techniksoziologischer Perspektive nach gesellschaftlichen Dynamiken von Utopien und Dystopien und diskutiert Zusammenhänge von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft. Die Seminarteilnehmer:innen entwickeln ein vertieftes Verständnis der Geschichte, Themen und Effekte von Science-Fiction, Utopien und gesellschaftlichen Zukunftsentwürfen. Sie lernen Theorien und Methoden zur Erforschung des Zusammenhangs von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft kennen. Anhand konkreter Beispiele können die Teilnehmer:innen Science-Fiction, Utopien und Dystopien in ihren medialen und sozialen Kontexten analysieren und diskutieren. Im Seminar werden zentrale Werke und Filme der Science-Fiction analysiert und im Zusammenhang mit thematisch relevanter wissenschaftlicher Literatur diskutiert. Die Teilnehmer:innen reflektieren unterschiedliche Methoden Zukünfte zu entwerfen und zu gestalten.