Katholischer Kirchenbau in der Postmoderne, 2012 (original) (raw)
Das sakrale Bauen im deutschsprachigen Raum wird heute von einem erhöhten Interesse der Öffentlichkeit begleitet. Das zeigen nicht zuletzt einige Hochglanzbildbände, die in den letzten fünf Jahren erschienen sind und evangelische und katholische Kirchen in knappen Laudationen und qualitätvollen Fotografien vorstellen. Das wäre in den 1970er Jahren kaum vorstellbar gewesen. Denn in diesen Jahren präsentierte die Kirche ihre Bauaktivität nicht mit Stolz in der Öffentlichkeit, sondern führte eine Sachverständigendebatte um den als krisenhaft verstandenen Kirchenbau. Innerhalb der katholischen Kirche war es vor allem die 1893 gegründete Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst (DGCK), die sich mit dem Verhältnis von Architektur und Kirche auseinandersetzte. Einen Höhepunkt der bereits angesprochenen Debatte stellt die von der DGCK organisierte Ausstellung »Kirchenbau in der Diskussion« dar, die 1973 im Stadtmuseum München gezeigt wurde. Es lassen sich die verschiedenen Positionen der ersten Hälfte der 1970er Jahre nachvollziehen, die, so die These, einen Wandel bedingten, der sich cirka 15 Jahre später baugeschichtlich niederschlug. Die 1980er Jahre zeichnen sich überdies durch ein zahlenmäßig geringes Bauschaffen aus. Es scheint, dass sich in diesen Jahren eine architektonische Wende vollzog, deren Früchte heute in der im Vergleich zu den 1970er Jahren allgemein anerkannten Qualität der Kirchenbauten liegen. Dieser Wandel wird im Folgenden nachgezeichnet.