Perspektiven zur Begründung einer Islamischen Religionspädagogik (original) (raw)

Bereits die Fragestellung nach einer Islamischen Religionspädagogik und ihrem Kern wirkt in Zeiten von Säkularisierung, Pluralisierung und Entsakralisierung von religiösen Topoi für viele Menschen in Deutschland befremdend und irritierend. So selbstverständlich dieser Begriff mittlerweile nach der Schaffung von entsprechenden Professuren, Studiengängen, zahlreichen wissenschaftlichen Tagungen und Publikationen-sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Fachkreisen-verwendet wird, so wenig wissen wir über entsprechende theologische Assoziationen und konzeptionelle, wissenschaftstheoretische Begründungen. Als terminus technicus scheint sich diese Kombination bei Lehrstuhldenominationen gegenüber anderen begrifflichen Verknüpfungen und Wortkonstruktionen, wie Islamische Religionslehre, Islamische Bildung und Erziehung, Islamischer Katechismus etc., ebenso durchgesetzt zu haben, wie in der entsprechenden Literatur. Noch in der Antike verstand man unter Pädagogik die konkrete handlungsbezogene Führung und Leitung von Kindern, vornehmlich Knaben; später hat sich dieser Begriff in seiner Bedeutung konzeptionell weiterentwickelt und wird in unserer Gegenwart häufig als Synonym für Erziehungswissenschaft verwendet. Mit dem Odium behaftet, zumindest begrifflich kein unmittelbares Produkt der genuin arabischen bzw. islamischen Geistesgeschichte zu sein, steht die Islamische Religionspädagogik unter dem Druck, sich selbst erklären zu müssen. Freilich betrifft dies zahlreiche andere adaptierte und assimilierte Begriffe der islamischen Wissenschaftsgeschichte und ist prinzipiell, auch bei entsprechender Reflexion, unproblematisch, doch bedarf es einer inhaltlichen Klärung, wie eine Islamische Religionspädagogik zu definieren und was unter dieser Wortwahl zu subsumieren ist. Sicherlich existieren ähnliche Begriffe auch in der islamischen Ideengeschichte, wie tarbiya und taʿlīm, mir sind jedochabgesehen von einigen heuristischen, essayistischen und partiell ideologischen Publikationenkeine fundierten Studien im deutschsprachigen Raum bekannt, die komparativ