Kinzelbach & Martens 1965 - Zur Kenntnis der Vögel von Karpathos (Südliche Agäis).pdf (original) (raw)

In den Jahren 1963 bis 1965 unternahmen Studenten der Universitäten Mainz, Gießen und Frankfurt insgesamt fünf Exkursionen nach Karpathos. Sie dienten der Erforschung der Tierwelt dieser Insel im Hinblick auf die zahlreichen ungeklärten zoogeographischen und systematischen Fragen in der Ägäis. Die Lückenhaftigkeit selbst der ornithologischen Literatur und der Umstand, daß wir eine Reihe bemerkenswerter Beobachtungen machen konnten, veranlaßte uns, die ornithologischen Ergebnisse dieser Reisen zusammen mit dem schon Bekannten in nachfolgender Arbeit darzustellen. Heft 1/2 16/ 1965 J Vögel von Karpa thos 53 Morphologie, Geologie Die Insel besteht aus einer kahlen Kette von Kalkkuppen, die sich hellt arben über ein niedriges Hügelland aus dunklerem Flysch erhebt. Dieses Gebirge liegt, von lokalen Abweichungen abgesehen, in nord-südlicher Richtung und bildet etwa in der Mitte der Insel das Lastos-Plateau mit dem höchsten Berg, dem KaloHmni (1215 m). Er scheidet den nördlichen Teil, Epanomeria vom südlichen, bewohnteren und kultivierteren Katomeria. Ganz im Süden taucht der Gebirgszug unter das "Südland", eine flache bis schwach hügelige Landschaft und endet an der sehr steil abfallenden Verwerfung südlich der Inselgruppe. Der Gebirgsstock von Kasos bildet ein unabhängiges System. Der größte Teil der Insel ist gebirgig und liegt über 200 m hoch. Größere Ebenen finden sich nur im Südland, das im Gegensatz zum Gebirge aus jungtertiären Sedimenten besteht, sowie auf dem Schwemmland im Innern der Bucht von Pigadhia. Die Küsten sind meist steil und Buchten mit Sandstränden sind selten und eng begrenzt, abgesehen von den Buchten von Pigadhia und Kastellon. Häufig sind fossile Kliffs mit den zugehörigen Brandungshöhlen. Es finden sich durchgehend vier solcher alter Strandlinien, deren höchste mit ca. 70 m der Tyrrhenischen Transgression entspricht. Lokal sind durch tektonische Vorgänge solche Strandterrassen bis in 200 m Höhe gehoben. Die "Seglergrotte" ist eine Brandungshöhle im rezenten Kliff am Ostufer der Halbinsel Kyriaki, die "Fledermaushöhle" eine Brandungshöhle oberhalb der Aperibach-Klammen im 70 m-Niveau. Hier, an der Straße zwischen Pigadhia und Aperi, hat der Bach zwei dicht aufeinander folgende Klammen von 40 und 15 m Tiefe eingesägt, wohl zu einer Zeit, als das Tragopedima-Massiv eine langsame Hebung erfuhr. Hydrographie Die Bäche der Insel sind meist nur im Winterhalbjahr mit Wasser gefüllt. Es hat jedoch den Anschein, als seien die Wasservorräte der Insel in jüngerer Zeit noch reicher gewesen als heute. Rund um das Lastos-Massiv und in Epanomeria sind starke Quellen, die auch im Sommer reichlich Wasser führen, häufiger. Südlich davon sind Quellen spärlich, und die Bäche trocknen im Sommer völlig aus. Das umfangreichste Bachsystem stellt der Aperibach dar, der sich zwischen den beiden Klammen mit einem weiteren größeren Bach aus Richtung Ödhos vereinigt. Doch auch diese Bäche weisen im Sommer nur bedeutungslo~e Pfützen im sonst ausgetrockneten Lauf auf. Größere Süßwasseransammlungen bilden sich im Winterhalbjahr in der Bucht von Pigadhia und bei Kastellon dadurch, daß an der Mündung der Bäche deren Wasser durch Strandwallbildung infolge von Küstenströmen aufgestaut wird. Von Bedeutung für Wasservögel ist neben den 54 R. K i n z e 1 b a c h u n d J. M a r t e n s l Bonn. zool. Beitr" Bucht von Pigadhia und Kastellon die Bucht von Tdstomon, eine 15 m unter das Meer getauchte Karstmulde. Außerdem ist die brackige Lagune von Trf stomon erwähnenswert. Klima Die vorwiegend im Winter fallenden Niederschläge sind die geringsten in der südlichen Ägäis. Allerdings ist der Norden der Insel feuchter als der Süden. Ähnliche Unterschiede gibt es auf Kreta, wo der Westteil viel regenreicher ist als der (Karpathos zugewandte) Ostteil. Ostkreta, Kasos und das Südland von Karpathos weisen dementsprechend einen Landschaftstyp auf, der nordafrikanischen Verhältnissen ähnelt. -Die . Temperaturen sind, bei einer geringen Luftfeuchtigkeit, sehr hoch: Anfang September mittags oft über 32° C. In der Küstenlage gibt es im Winter ketnen Frost; im Lastos-Gebirge fällt dagegen nahezu jeden Winter für ein paar Tage Schnee. -Winde aus NW bis N überwiegen. Südwind tritt nur zuweilen im Sommer auf. Bei Abflauen des Westwindes spielt sich ein Land-Seewind-Rhythmus ein. In den Tälern bilden sich oft heftige Fallwinde. Vegetation