Die Gewaltspirale der häuslichen Gewalt – Warum man nur die Spitze des Eisbergs sieht Instituto Europeo de Estudios sobre Migraciones, de Inclusión Social y de Aprendizaje Intercultural (IEM-BIM (original) (raw)
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Genealogien von Gewaltstrukturen in Kinderheimen
2020
The paper, with Germany as an example, discusses traditional lines of modernisation processes that would dominate structures of violence in children's homes until the 1970s. The psychiatrisation of childhood took place since the mid-19th century (Michel Foucault), beginning with anti-masturbation campaigns, and using the biological heredity model of degeneration theory. With the help of the heredity paradigm, the Christian standardisation of a "sinful way of life" entered the sciences and as such became the basis for the medicalisation of the "incorrigible child". The psychiatric theory of degeneration, having used the category of "psychopathic inferiority" to summarise physical, sexual and social deviations ever since the 1880s, finally provided the passepartout for the legal concept of "neglect", which became relevant for court injunctions ordering coercive education. Christian sexual morals and work morale having been welded onto the &q...
Gewalt in der Familie und ihre transgenerationale Weitergabe 1
2000
Gewalt in der Familie und ihre transgenerationale Weitergabe 1 Einleitung Gewalt in der Familie ist ein Thema fast ohne Geschichte, nicht weil es nicht immer schon Gewalt unter Verwandten gab, sondern weil eben diese Gewalt erst seit relativ kurzer Zeit Gegenstand von Diskussionen ist. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde Gewalt in Beziehungen hinterfragt und neben aggressiven Handlungen auch strukturelle Gewalt zum Thema gemacht. Folgende Aspekte von Gewalt wurden vor allem auch unter juristischen Gesichtspunkten diskutiert: Gewalt als Scheidungsgrund, Erziehungsgewalt, Gewalt in der Ehe u.a. O´Brien stellte 1971 fest, dass während des 30-jährigen Bestehens des renommierten "Journal of marriage and the family" keine einzige Arbeit mit violence im Titel vorkam, danach die Anzahl der entsprechenden Artikel jedoch sprunghaft anstieg. In den allerletzten Jahren läßt das Interesse an diesem Thema wieder nach und Fragen nach dem biologischen Ursprung menschlicher Verhaltensweisen feiern einen Siegeszug, wie etwa die These, Vergewaltigung sei genetisch bedingt. Eine Gegenüberstellung zwischen Gewalt und Aggression ist hier von besonderem Interesse. Im Schüler-Duden für Psychologie kommt der Begriff der Gewalt gar nicht vor, Aggression wird ausführlich beschrieben: "Unter Aggression wird ein manifestes Verhalten verstanden, dessen Ziel die körperliche oder bloß symbolische Schädigung oder Verletzung einer anderen Person, eines Tieres oder auch einer Sache ist. Die überdauernde Bereitschaft zu aggressiven Verhaltensweisen wird als Aggressivität bezeichnet" (1996, S.10). Das ist eine Definition, die ausschließlich negative Aspekte der Aggression hervorhebt. Vor allem neuere psychoanalytische Theorien der Aggression betonen jedoch auch den positiven Aspekt (nicht als Gegenpol zum Aggressionstrieb, d.h. Selbsterhaltungs-vs. Todestrieb, sondern als dazugehörig) und unterscheiden zwischen nicht-destruktiver Aggression und feindseliger Destruktivität. Unter nicht-destruktiver Aggression bezeichnet etwa Parens (1995) zielgerichtete Verhaltensweisen, die ohne Feindseligkeit sind und bei denen es darum geht, sich zu behaupten, zu schützen und bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln. Dabei wird angenommen, dass nicht-destruktive Aggression das Produkt eines angeborenen Systems ist, das der Anpassung und der Umsetzung unserer Wünsche und Ziele dient.
Häusliche Gewalt am Universitären Notfallzentrum Bern: eine retrospektive Analyse von 2006 bis 2016
Praxis, 2018
Zusammenfassung: Häusliche Gewalt (HG) wird weltweit als eines der grössten Gesundheitsrisiken eingeschätzt. Seit 2004 ist HG in der Schweiz ein Offizialdelikt. Die vorliegende retrospektive Kohortenstudie aus dem universitären Notfallzentrum untersucht Fälle von HG. Die meisten Fälle ereignen sich sonntags und spätabends. Die Angreifer sind grösstenteils Männer und (Ex-)Ehemänner oder (Ex-)Partner. Kopf und Extremitäten sind hauptsächlich betroffen. Würgen am Hals wurde bei 16 % der Patienten dokumentiert. Die Prävalenz ist mit 0,07 % im Jahr 2016 sehr niedrig (Overall 2006-2016 0,09 %) und niedriger als internationale Daten. Wir vermuten, dass eine grosse Dunkelziffer existiert und die Opfer vermeiden, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Medizinisches Personal muss regelmässig geschult werden, standardisierte Vorgehensweisen müssen definiert sowie ein sensibler, offener Umgang gepflegt werden.
Einleitung: Gewaltschutz in Geflüchtetenunterkünften
Kultur und soziale Praxis
Geflüchtete brauchen bei ihrer Ankunft in Deutschland-nicht nur-ein Dach über dem Kopf. Sie benötigen allgemeine sowie spezielle Unterstützung bei der Suche nach Schutz und Sicherheit, wie auch zur Orientierung und Integration in der neuen Gesellschaft. Bedarfe von Geflüchteten, die im Laufe der Zeit im Kontext der Ankunft be-und entstehen, reichen von Unterkunft, Essen und Kleidung über Gesundheitsversorgung, Sprach-und Schulunterricht bis zu Lohnarbeit und schließlich einer eigenen Wohnung-um nur einige Aspekte zu nennen. Zugleich beanspruchen Verwaltungen für das Asylverfahren und zur Umsetzung von Aufenthaltsrecht, für Gesundheits-und Sicherheitsüberprüfungen sowie zur Verwirklichung von Rechten und Pflichten durch etwa das Arbeits-und Jugendamt, zentralen Zugang zu den Neuangekommenen. Die Zivilgesellschaft, einschließlich Nichtregierungsorganisationen und Verbände, erfüllen dabei umfangreiche Unterstützung, für Geflüchtete, Gesellschaft und Staat, wie auch eine Vermittlungsarbeit zwischen den Instanzen. Für all dies sind Geflüchtetenunterkünfte zentrale Einrichtungen, die sowohl Angebote und Ressourcen für die Bewohner*innen als auch die Bewohner*innen für Verwaltung und Kontrollen versammeln und leicht zugänglich machen. Sie sind verdichtete Orte, wo Schutzsuchende und Flüchtlinge nicht nur wohnen, sondern ihr Leben durch sie selbst, insbesondere aber durch viele andere gestaltet wird. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Flucht und Ankunft von hunderttausenden Menschen haben die Themen Unterbringung und Schutz wieder ins Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt. Der Gewaltschutz in Geflüchtetenunterkünften ist dabei ein zentraler Aspekt, wenn Möglichkeiten und Grenzen der Aufnahme und Verteilung diskutiert werden. Angesichts der sehr schnell steigenden und hohen Zahlen an Unterzubringenden zeigen sich verstärkt mit der Umset
Häusliche Gewalt -Handlung und Struktur im familialen Beziehungsgefüge
2020
Häusliche Gewalt ist zu einem aktuellen Thema in Politik und Wissenschaft avan-ciert. Forschungen der letzten Jahrzehnte brachten ihr Ausmass, mögliche Ursachen und die Folgen zutage. Um die sozialpolitische Relevanz der Thematik einzuschätzen, wird vordergründig zumeist auf eine quantifizierende Perspektive abgestützt. Im vor-liegenden Artikel wird argumentiert, dass eine derartige Perspektive die vielschichte Komplexität häuslicher Gewalt kaum zu fassen vermag. Wichtige Facetten häuslicher Gewalt als eines prozessualen Geschehens innerhalb je spezifischer familialer Bezie-hungsgefüge werden erarbeitet und diskutiert. Es wird argumentiert, dass gerade diese Beziehungsgefüge einen wichtigen Anhalts-und Ausgangspunkt bilden sollten für eine systematische und fundierte Auseinandersetzung mit dem komplexen Phänomen der häuslichen Gewalt.
Zwischen Schutz und Scham? Flüchtlingslager, Gewalt und Geschlechterverhältnisse
Der Beitrag geht den Fragen nach, wie sich Geschlechterbeziehungen in Flüchtlingslagern verändern, und welche Rolle die sexuelle und geschlechterbasierte Gewalt spielt. Die Mehrheit der Flüchtlinge weltweit flieht vor Konflikten, sodass Flüchtlingslager Postkonfliktsituationen darstellen, die trotz Hilfs- und Schutzmaßnahmen als restriktiv kritisiert werden und wo die sexuelle und geschlechterbasierte Gewalt anhält. In dem Beitrag wird den Fragen anhand einer empirischen Studie in Uganda nachgegangen. Nach einer Analyse der Strukturen in der Flüchtlingssiedlung werden die Formen und Bedingungen der sexuellen und geschlechterbasierten Gewalt in der Flüchtlingssiedlung sowie letztlich die veränderten Geschlechterbeziehungen untersucht. Es wird argumentiert, dass einerseits verschiedene interdependente Formen sexueller und geschlechterbasierter Gewalt sowie Opfer- und Täterstrukturen in der Flüchtlingssiedlung vorherrschen, und dass andererseits die Gewalt mit den veränderten Geschlechterbeziehungen und den traumatischen Erlebnissen im Flüchtlingskontext, Konflikt und auf der Flucht zusammenhängen.