Über Neue Ökonomische Politik und Commons (original) (raw)

Neue Politische Ökonomie einfacher Gesellschaften

Springer eBooks, 2021

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Commons als Boden des Marktes und Staates

Selbst in Werken, die den marxistischen um ein Jahrhundert vorgehen, wird die prähistorische, Zeit vor der Zivilisation als eine aufgefasst, die „frei“ oder noch nicht befreit vom Privateigentum ist. Ob es Jacques Rousseaus ist, der eine Gesellschaft asozialer Individuen vorstellt,1 David Hume, der Gerechtigkeit nur in eine Gesellschaft des mäßigen Mangels versetzt (und eine Gesellschaft des Überflusses ähnlich wie verschieden Utopisten, Sozialisten und später Kommunisten als eine ohne für uns typische Konflikte beschreibt)2, oder Thomas Hobbes, für den in diesem Naturzustand das Naturrecht „aller auf alles“ und ein Krieg „aller gegen alle“ vorherrscht, die Vorstellung einer Phase der gesellschaftlichen Entwicklung vor dem Privateigentum ist nicht marxistische Dogmatik, sondern verbreitete Annahme.

Von der Kritik der politischen Ökonomie zum Konzept für eine neue ökonomische Politik

Gegenwärtig intensivieren sich die ökonomischen und politischen Widersprüche der gesellschaftlichen Praxis: In den westlichen Ländern konsolidiert sich eine riesige Sockelabeitslosigkeit. In Osteuropa halten grundlegende wirtschaftliche Funktionsstörungen an. Für die Dritte Welt ist eine weitere, explosive Steigerung des Massenelends zu erwarten. Die nächste Zukunft wird neue ökologische Katastrophen, tiefgreifende weltwirtschaftliche Störungen und Kriege gegen die erwachenden Völker bringen. Die destruktiven Tendenzen schlagen auch noch auf die kleinsten menschlichen Lebensäußerungen durch und erzeugen ein Klima der Angst. Es entwickelt sich aber auch zunehmend ein gesellschaftliches Bedürfnis und teilweise schon die bewußtere politische Anforderung nach einer grundsätzlich neuen ökonomischen Politik. Praktisch stellt sich das Problem so, daß ein dritter Weg jenseits der schlechten Alternative von Plan-und Marktwirtschaft gefunden und der Abhängigkeit gesellschaftlicher Entwicklung vom Weltmarkt ein Ende gemacht werden muß. Gibt es auf diese Herausforderung aber auch angemessene theoretische Antworten?

Die Welt der Commons

transcript Verlag eBooks, 2015

Mit den theoretischen Grundlagen und der Praxis der Commons beschäftigen wir uns in der Heinrich-Böll-Stiftung seit Langem. Als wir vor acht Jahren die ersten neugierigen Blicke auf die Commons geworfen haben, ahnten wir noch nicht, auf welch lange Reise wir uns begeben würden. Auf diesem Weg ist neben der politik-und wirtschaftswissenschaftlichen Auseinandersetzung um die Commons vor allem eine vertiefte Beschäftigung mit Kulturanthropologie nötig geworden. Wir haben entdeckt, dass die Commons und das Commoning überall in der Welt eine eigene Geschichte und spezifische Ausprägungen haben. Darin liegt auch ihr völkerverbindendes Potential, das auf neokoloniale Gedankenwelten und Politik genauso verzichten kann wie auf den Export von Demokratiemodellen, Institutionsformen und Patentrezepten für Entwicklung. Wenn sich Commons und Commoners Entfaltungsraum erkämpfen können, dann ist das ein großer Schritt für eine demokratische Entwicklung. Unsere Commons-Arbeit ist Teil eines Erkenntnisprozesses und einer Suche. Wir wollen unter anderem wissen: Wie könnte eine gerechte Wirtschaft und Gesellschaft aussehen, die eine sozialökologische Transformation in den planetarischen Grenzen ermöglicht? Wer treibt mit uns gemeinsam die Überlegungen voran, wie wir künftig miteinander leben wollen? Wer denkt nicht nur über Zukunftsfragen nach, sondern probiert hier und heute bereits Neues aus? Commons und Commoning sind Theorie und Praxis zugleich. Deshalb widmen wir beiden besondere Aufmerksamkeit als eine von mehreren möglichen Antworten auf die oben gestellten Fragen. Zu ihrer theoretischen Fundierung tragen wir seit Jahren bei und haben eine Trilogie geplant, deren erster Band im Frühjahr 2012 erschienen ist: Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat. Er wurde breit rezipiert. In vielen Diskussionen und Netzwerktreffen der letzten beiden Jahre entstanden Ideen für diesen vorliegenden zweiten Band: Die Welt der Commons-Muster gemeinsamen Handelns. Uns ist es wichtig, mit anderen an einer Vision zu arbeiten, die nicht nur Altbekanntes reformieren will, sondern einen wirklich transformativen Charakter hat. Wir unterstützen diesen Prozess, weil wir überzeugt sind, dass daraus Räume für eine andere Logik, eine neue Sprache und neue Denkkategorien entstehen. Solche Räume können sich nur losgelöst vom politischen Alltagsgeschäft und dessen Pragmatismus entfalten. Einen wichtigen Anstoß, in Commons-Theorie und alternative Formen der Wirtschafts-und Gesellschaftsgestaltung in unserem eigenen gesellschaftlichen 3 | Siehe zum Thema Lebendigkeit auch den Beitrag von Andreas Weber am Ende dieses Bandes auf den Seiten 354 ff. (Anm. der Hg.). Kapitel I-Begründen 34 Abbildung 8: Schema einer 4-Stufen-Pyramide mustertheoretischer Forschungsarbeit Muster der Commons und des Commoning Vor der Commons-Bewegung liegt eine Entwicklung, die mit einer weiteren Mobilisierung und Verbreitung des Wissens, das in der Bewegung beziehungsweise in ihren Akteurinnen und Akteuren lebt, verbunden sein muss. Die Situation erscheint komplex, vor allem durch die Vielfalt von historischen und aktuellen Erscheinungsformen von Commons in allen Kulturen. Es ist eine Herausforderung, aus dieser Vielfalt einen Grundstock von Begriffen als Modelle für alle Commons-Projekte ausfindig zu machen. Als wäre das nicht Anspruch genug, stellt sich zusätzlich die Aufgabe, wichtige Problemstellungen der Gegenwart, z.B. den Klimaschutz, als Gemeingut-Projekte zu verstehen und zu Lösungen zu finden. Die Situation ist nicht einfach und doch lässt sich sagen: Die notwendi gen Konzepte und Methoden existieren bereits, und es wird intensiv daran gearbeitet, die Theorie der Muster mit der Praxis der Commons zu verbinden.

Ethik, Politik und Ökonomie des Gemeinwohls

zfwu Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, 2019

Praktisch-philosophische Aspekte tragfähiger ›Gemeinwohl-Ökonomie‹ Im Namen des Gemeinwohls zu sprechen fällt leicht, aber seinen normativen Gehalt im Kontext der modernen Gesellschaft zu klären ist schwierig. Der Beitrag versucht, ihn in den drei Dimensionen der praktischen Philosophie zu erhellen und auf dieser Basis zu prüfen, wie weit Christian Felbers Entwurf einer ›Gemeinwohl-Ökonomie‹ den von ihr erhobenen Anspruch zu erfüllen vermag.

Commons, Commons Based Peer Production, Ecommony oder die Ökonomie des Gemeinsamen

Die Arbeit reflektiert die Selbstverständnisse und Denkgrundlagen verschiedener Commons-Diskurse zu Beginn des neuen Jahrtausends. Ausgangsthese ist, dass die Robustheit und Fruchtbarkeit der Commons für das Neudenken des Ökonomischen unter anderem davon abhängt, ob entsprechende Denkansätze konsequent in soziale Praktiken eingebettet und situativ gestaltbar bleiben. In diesem Zusammenhang werden verschiedenen Autor*innen reflektiert (Elinor Ostrom, Yochai Benkler, M.Bauwens/V. Kostakis, Friederike Habermann, M.Hardt/T. Negri, Acksel et al.) . Es wird gefragt, was ihrem Denken vorausgeht und ihren Analysen und Vorschlägen somit implizit ist. Der Text untersucht mithin die Art, wie ausgewählte Commons-Autor*innen auf ihren Gegenstand zugehen und entwickelt die Analyse entlang folgender Struktur: Historische Einbettung Geistesgeschichtliche Verortung Problembeschreibungen und Erkenntnisinteressen Menschenbilder Kategoriale Bestimmungen Metaphern Paradigmatischer Boden Die Reflexion des in den verschiedenen Commons-Texten zu Grunde gelegten Menschenbildes führt zum Vorschlag des "reziproken gesellschaftlichen Selbst", als Menschenbild des Commons-Diskurses. Ein KOnsens diesbezüglich zeichnet sich jedoch genauso wenig ab wie ein festumrissener Forschungskonsens. Die nähere Betrachtung von Menschenbildern, Kategorien und paradigmatischen Grundlagen legt nahe, dass derzeit von unterschiedlichen Entwürfen für Commons-Ökonomien statt von „der“ Commons-Ökonomie auszugehen ist. Allerdings zeigt die große Zahl gemeinsamer Ankerpunkte, Grundannahmen und Problemwahrnehmungen an, dass sich ein Bewusstsein dafür herauskristallisiert, dass eine moderne Commons-Ökonomie ihrer theoretischen Konzeption und Ausformulierung harrt.

Wirtschaftspolitik und kommunikative Umwelt in der "Neuen Politischen Ökonomie" : einige soziologische Bedenken

1979

An Economic Theory of Democracy" 1 hat der Politik-und Wirtschaftswissenschaft eine neue Theorievariante beschert. Sie nennt sich "Ökonomische Theorie der Politik" 2 , "Ökonomische Theorie des politischen Wettbewerbs" 3 , "Neue Politische Ökonomie" 4 oder "Moderne Politische Ökonomie" 5. Trotz der begrifflichen Uneinheitlichkeit 6 ist das Anliegen dieser Forschungsrichtung eindeutig: sie will die als bewährt geltenden Instrumente des neoklassi