Die unsterbliche Stadt: Das Unbehagen in den Wolkenkratzern von Detroit (original) (raw)

Die leblose Stadt als Schreckensvision und Wunschvorstellung

Tote Städte, Geisterstädte, Städte aus der Retorte, 2022

Das Bild der Stadt oszilliert zwischen den Polen ›Babylon‹ und ›Jerusalem‹, die in der Offenbarung, dem letzten Buch des Neuen Testaments, dem Sündenpfuhl der irdischen, unreinen Stadt mit ihren Gräueln die reine, lichtdurchflutete, gläsern schimmernde Stadt Gottes gegenüberstellt. Im Zuge der Säkularisierung und der Aufklärung tritt mehr und mehr ein Bild der nach rationalen Kriterien und wissenschaftlichen Prinzipien geplanten Stadt an ihre Stelle: Mit der Neuzeit ist die ideale Stadt keine religiöse Verheißung mehr, sondern ein diesseitiges Projekt von Planern, Technikern und Ingenieuren. Architektonische und gesellschaftliche Utopien der Neuzeit präsentieren fiktionale Städte als Modelle idealer Gesellschaften, die sich ebenfalls durch geometrische Ordnung, Licht und Reinheit auszeichnen. Helligkeit und Leuchten in diesen neuzeitlichen Stadtentwürfen von Campanellas Città del sole bis hin zu Le Corbusiers Ville Radieuse haben ihren Ursprung allerdings nicht mehr allein oder überhaupt in der Gottheit, sondern in der Vernunft sowie in der lebensspendenden und gesundheitsfördernden Kraft der Sonne. Die Stadtvisionen mit ihren ausgeleuchteten Plätzen und tugendhaften und gesunden Bewohnern tendieren zuweilen ins Totalitäre; Utopie und Dystopie sind mitunter schwer zu unterscheiden. Paul Scheerbarts Vision einer betörend schönen Glasarchitektur von 1914, die eine ästhetische und soziale »Umwandlung der Erdoberfläche« 1 bewirken sollte, steht mit Jewgenij Samjatins Roman Wir von 1920 die Dystopie der gläsernen Stadt gegenüber, in der das gesamte Leben der Menschen im einzigen Staat, den es auf der Erde noch gibt, von ›Beschützern‹ rund um die Uhr gesteuert und kontrolliert wird. Literatur, Film und Fotografie entwerfen postapokalyptische Szenarien, die zeigen, was nach der Katastrophe oder dem Scheitern der Träume von der totalen Ordnung und Naturbeherrschung von der avancierten Technik übrigbleibt. Diese nunmehr menschenleeren Städte, in denen die Natur die Rückstände von Zivilisation und Technik überwuchert, lassen sich als Horrorszenario, als Mahnung, aber auch als eine Art verzerrtes Wunschbild lesen. Den Visionen der Planer, die mit immer neuen Technologien und Instrumenten den bekannten Problemen in Stadt und Gesellschaft zu Leibe rücken und zuweilen von einer Art Machbarkeitswahn befallen schei

Manhattan am Euphrat – Die 'City of Glass' als mythische Reaktualisierung

Andreas Lienkamp, Wolfgang Werth, Christian Berkemeier (eds.): “As strange as the world”: Annäherungen an das Werk des Erzählers und Filmemachers Paul Auster. Münster: LIT, pp. 51-59, 2002

Die City of Glass als mythische Reaktualisierung "In Bersabea ist dieser Glaube überliefert: daß es oben am Himmel hängend ein anderes Ber· sabea gibt, wo der Stadt hehrste Tugenden und Gefühle schweben, und daß das irdische Bernabea, wenn es sich das himmlische zum Vorbild nimmt, mit diesem zu einem einzigen werden wird. " Italo CaMoa: Die unsichtbaren Städte

Die Nordstadt - ein unerforschtes Stadtviertel in Velia

ÖJh 90, 2021 (2022) 101-146, 2021

Verena Gassner – Regina Klingraber – Alexander Sokolicek, The Northern Quarter – an Unexplored Urban Quarter of Velia The Northern quarter of Velia on the Tyrrhenian coast of Campania represents an area which until now was nearly totally neglected by archaeological research. This contribution presents the exploration of the fortifications of these area (wall D), conducted by F. Krinzinger in the 1970ies, which are compared by us to the results of our more recent excavations of the fortifications in the Lower town of Velia. These studies of the years 1997–1999 allowed a better chronological classification of the development of the defensive architecture of Velia and in consequence some insights into the urban development of the quarter, which are supported by few recent observations in the area after a great fire in 2017. Finally, we present a catalogue of the tombs of the Roman period, found during the excavation of Porta Marina Nord

"Bubble Metropolis": Soundpolitik, Technovisionen und Identitätskonstruktionen im Detroit Techno

2014

Wie kaum eine andere Stadt repräsentiert Detroit technologische und ästhetische Utopien: Als "Motor City" der Fließbandproduktion und als Musikstadt mit Labels wie Motown Records. Der dort ab Mitte der 1980er Jahre entwickelte Musikstil Detroit Techno wurde zu einer der prägendsten soziokulturellen Formationen in der elektronischen Tanzmusik, die seit ein paar Jahren als EDM( Electronic Dance Music) zunehmend nun auch akademisch diskutiert wird. Der Vortrag "Bubble Metropolis" beschäftigt sich mit transatlantischen Verschiebungen entlang Paul Gilroys Konzept des Black Atlantic, Deutschland (der Film "Metropolis" und die Band Kraftwerk), Sun Ra und der "Mothership Connection" bei Parliament/Funkadelic, sowie Detroit Techno am Beispiel des Labels Underground Resistance und der Band Drexciya.

Die Stadt in der Revolte

westliche Medien und berichteten über einen Aufstand der Armen in Maputo, der Hauptstadt Mosambiks. »Wir haben nichts zu verlieren«, wurde eine der Beteiligten zitiert. Anlass für die Unruhen war die von der Regierung angekündigte Erhöhung des Brot-und Strompreises um 25 bzw. 13,4 Prozent. Wurden die Aufstände niedergeschlagen? Kam es zu Verhandlungen? Darüber war nichts zu erfahren. Der Aufstand in Maputo hatte für genau einen Tag Nachrichtenwert. Revolten werden nur gelegentlich sichtbar. Häufi g bleiben sie lokal, oft wird ihnen mit Polizei-oder Militärgewalt ein schnelles Ende gesetzt. Wir erfahren von ihnen meist nur, wenn sie in unserer Nähe stattfi nden, wenn sie lange andauern oder wenn sie die Herrschaftsverhältnisse grundlegend zu erschüttern vermögen. Oft überdauern Revolten kaum den Moment der Empörung, des »Jetzt reicht's«. Von sozialen Bewegungen hingegen reden wir erst dann, wenn sie Dauer gewinnen, sich einen ›Namen‹ geben, Sprecher/ innen herausbilden und Forderungen an staatliche Instanzen, Unternehmen oder andere Institutionen richten. Die Formen der Organisierung und die Forderungen sind diskutierbar, ›diskurs-und verhandlungswürdig‹, wie aktuell u.a. die Stuttgarter Proteste zeigen. Das Losschlagen aus dem Gefühl des »Jetzt reicht's«, das beispielsweise Jugendliche aus den französischen Vorstädten immer wieder -zuletzt im Herbst 2010 am Rande der Proteste gegen die Rentenreform -in Konfrontation mit der Polizei praktizieren, ist es nicht.

Urbanität nach exklusivem Rezept. Die Ausdeutung des Städtischen durch hochpreisige Immobilienprojekte in Berlin und Los Angeles

sub\urban, 2013

Inner city living is a hot topic. Whether celebrated as an „urban renaissance“ and re-urbanization or criticized as gentrification, the interest that developers, investors and buyers currently have for inner-city locations is part of the ongoing urban restructuring of European and US-American cities. In addition to processes of re-investment and displacement currently restructuring the city, the „urban renaissance“ also has brought forth a powerful take on the meaning of city life and urbanity. In particular, high-priced luxury developments in inner city areas currently modify ideas about urban livability and about legitimate city users and usages. The article analyzes recent inner city luxury developments in Berlin and Los Angeles as a built form of current discourses on re-urbanization and urban lifestyles.

Dessau - die überforderte Stadt

2013, Blümm, Anke: "Entartete Baukunst"? Zum Umgang mit dem Neuen Bauen 1933 - 1945. Paderborn: Fink (Schriften der Berliner Forschungsstelle 'Entartete Kunst'), 2013

Umgang der Stadt Dessau mit ihrem architektonischen Bauhaus-Erbe nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933. Beschrieben wird das Schicksal des von Walter Gropius entworfenen Bauhaus-Gebäudes, der Umgang mit den Meisterhäusern, der Siedlung Dessau Törten, Arbeitsamt und der DEWOG-Siedlung in der Heidestraße von Richard Paulick.