V. Ruppiene, W. Prochaska, INKRUSTATIONEN AUS DER KAISERAULA DES SPÄTANTIKEN KAISERPALASTES IN TRIER. In: Archäometrie und Denkmalpflege 2018, Hamburg 20.-24. März.pdf (original) (raw)
2018, INKRUSTATIONEN AUS DER KAISERAULA DES SPÄTANTIKEN KAISERPALASTES IN TRIER
Im Areal der so genannten Konstantinbasilika, der repräsentativen Kaiseraula des spätrömischen Kaiserpalastes in Trier, kamen über 4000 Fragmente der ehemaligen Wand- und Bodeninkrustationen ans Tageslicht. Sie sind Zeugen davon, dass die Wände und die Bodenflächen dieses Raumes einst außerordentlich reich mit Natursteinen verziert waren. Das Ziel dieser Studie ist zum Einen neue Erkenntnisse über das ehemalige Aussehen der Kaiseraula zu gewinnen. Zum Anderen werden Inkrustationen hinsichtlich der Materialvielfalt und ihrer Herkunft untersucht und die Handelsbeziehungen und regionale Steinbruchtätigkeit im 4. Jh. n. Chr. beleuchtet. Um die Herkunft der Natursteine genau zu bestimmen wurden diverse naturwissenschaftliche Methoden angewandt (Polarisationsmikroskopie, XRD, Raman-Spektroskopie, RFA und Geochemie der stabilen Sauerstoff- und Kohlenstoff Isotope). Die Ergebnisse zeigen, dass in der spätantiken Kaiseraula ungeachtet hoher Transportkosten zahlreiche mediterrane Natursteinsorten nachzuweisen sind: Giallo antico, Rosso antico, Porfido verde, Verde antico, Breccia di sciro, Cipollino verde, Fior di pesco, Portasanta, Pavonazzetto, Breccia corallina, Porfido rosso und diverse weiße Marmorsorten (carrara, pentelisch, thassisch, prokonnesisch). Mengenmäßig überwiegen jedoch regionale Natursteinsorten, die vorwiegend aus verschiedenen Vorkommen in Belgien und Deutschland stammen, im geringeren Maße auch aus Frankreich. Zu den am häufigsten verwendeten regionalen Sorten zählen diverse Typen von schwarzen belgischen Kalksteinen (oberdevonisch und unterkarbonisch), Gris des Ardennes aus Belgien (oberdevonisch) und grüner Diabas aus dem Ruwertal bei Trier. Unter den seltener vertretenen regionalen Natursteinsorten sind der Odenwälder Marmor, Felsbergeger Quarzdiorit und Berkumer Trachyt. Aus Frankreich stammen der rote Pierre de Pouillenay, Cipollino mandolato rosso und verde, der graue Porfido bigio antico und die gelbe Breccia di Lez. Während die Bodenflächen der Aula und der ihr vorgelagerten Vorhalle mit geometrischen Mustern aus diversen Natursteinen ausgelegt waren, waren die Wände zumindest teilweise (wahrscheinlich im oberen Bereich) mit figürlichem opus sectile Dekor verziert. Neben opus sectile Elementen aus Stein sind auch Glasinkrustationen belegt.