Ein Hut, zu viele Köpfe. Zu Geschichte und Theorie des Populismusbegriffs - PROKLA 190, VOl. 48, Nr. 1 (original) (raw)

Populismus: Konzepte und Theorien

One of the major problems of political science and sociology research on populism is determining the term itself. Meanwhile, the repeated complaint about its polysemy belongs to the rhetorical introduction to almost every text dealing with populism.The fuzziness of the term populism, however, is also caused by the nature of the phenomenon. Populism changes in different historical and socio-cultural situations and it mingles with other political phenomena such as fascism, authoritarianism, neo-liberalism, and democracy. As a flexible and adaptable phenomenon, populism can merge with different ideologies, economic and social policies. This volume explore different theoretical approaches on populism.

Der märchenhafte Populismus, oder: Die Politik der Gattung

Fabula. Journal for Folktale Studies, 2024

Der Beitrag versucht, sich mittels einer Re-Lektüre der klassischen (kulturanthropologischen) Gattungstheorie der diskursiven Dimension des zeitgenössischen Populismus anzunähern. Dabei wird der Begriff „Kollektivgattung“ entwickelt. Dieser bezieht sich auf eine Gattung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie einerseits empirische Kollektive, andererseits Imaginarien des Kollektiven adressiert. Letztere verheißen, Differenz zu tilgen und Ganzheit zu stiften. Um die Argumentation zu veranschaulichen, unternehme ich eine Parallellektüre von zwei auf den ersten Blick kaum miteinander verwandten Text- und Erzählformen: Märchen und populistische Invektiven. Obwohl sie in der Tat wenig gemein haben, sind – so meine These – die Regeln von Kollektivgattungen für beide prägend.

Der Januskopf des Populismus

Praktische Theologie, 2019

Der weltweit auftretende politische Populismus ist als Antwort auf das »kalte Projekt« der Globalisierung gedeutet worden. Wo sie bedrohlich erscheint und der Sozialstaat schwach ist, gedeiht Linkspopulismus. In Exportnationen mit großzügiger sozialer Sicherung steht dagegen die Furcht vor Lohn- und Sozialdumping im Vordergrund: Das stärkt rechtspopulistische Bewegungen, die dem Kosmopolitismus und Multikulturalismus einer entgrenzten Welt mit Begriffen wie »Heimat« und »Leitkultur« entgegentreten. Der Wahlerfolg populistischer Parteien wird mit Gefühlen von Unsicherheit und Zukunftsangst erklärt, die u.a. Politikverdruss, neu erwachende Religiosität, Gemeinschaftssuche und eine Tendenz zum politischen und religiösen Fundamentalismus hervorbringen.

Zu einer Ästhetik des Populismus. Teil I: Der populistische Erscheinungsraum

The Great Disruptor: Über Trump, die Medien und die Politik der Herabsetzung, 2020

Der Beitrag fragt danach, wie die für Trumps Politik konstitutive Dimension des Ästhetischen genauer zu konzeptualisieren und zu analysieren ist. Trumps Auftritte, so der Autor, schaffen einen politischen Erscheinungsraum rechtspopulistischer Massenmobilisierung, der von Fernsehkameras und anderen Medienarrangements abgebildet und in den Diskursraum eingespeist werden soll. Der Beitrag verdeutlicht, dass der rechtsgerichtete US-amerikanische Populismus insbesondere auf dem Rally-Format beruht, das den Unterschied zwischen den Repräsentierten und dem Repräsentanten zu eliminieren und den Eindruck einer Unmittelbarkeit zwischen beiden Seiten, mithin zwischen Redner und Publikum, herzustellen sucht. Die aufwendig inszenierten Rallies zielen demnach darauf ab, eine Gemeinschaft abbildbar zu machen, die die Anhänger*innen und den Redner Trump umfasst und aus einer fein abgestimmten Choreographie von medientechnischen Manövern und populistischer Rede hervorgeht.