2020 - Pädagogik des Friedens - eine Forderung - Andreu Ginestet (original) (raw)
Einführung In unserer heutigen Zeit tritt Gewalt als Kontrast zu Frieden immer stärker ins Bewusstsein der Menschen. Zum einen wird die Diskrepanz zwischen Fortschritt, Dekadenz und primitivem Verhalten immer deutlicher. Zum anderen nimmt seit Mitte der 90er Jahre die Anzahl der Krisen und Gewalthandlungen zu -wobei Krieg nur einen Bruchteil davon ausmacht. Krieg ist so etwas wie die Spitze eines Eisberges. Viele Studien zeigen dass der relevanteste Indikator für Gewalt das Wohlbefinden der Frau ist -in egal welcher Gesellschaft. Ein Artikel aus dem Jahr 2012 macht dies zum Beispiel deutlich. In diesem Artikel wird dargestellt wie auf empirischer Basis ermittelt wurde dass der Status von Frauen in einer Gesellschaft auch über ihre Friedfertigkeit entscheidet. Die in diesem Artikel geschilderten Zusammenhänge sind auch das Endergebnis unserer eigenen Forschungsarbeit sowie der Forschungsarbeit von Personen auf die wir verweisen und erschließen sich leicht aus der inneren Logik der Epigenetik sowie aus der mathematischen Logik die sich aus der Systemtheorie der Gewalt erschließt. Und ebenso wie im Artikel betont wird sind auch in unseren Augen die Prognosen eines Steven Pinker –dass Gewalt in der Menschheit zurück geht- als derzeit illusorisch zu bezeichnen und als fraglich zu sehen. Nichts macht Gewalt gefährlicher und wirksamer als ihre Verharmlosung. Gewalt gegen Frauen nimmt derzeit weltweit zu und es wächst auch die Aufmerksamkeit dem Phänomen gegenüber. Sollte sich real der Gewaltspiegel gegen Frauen erhöhen, ist dies der Grundstein für sehr unheilvolle Jahre die dann in der Konsequenz vor uns liegen. Ob Gewalt insgesamt abnimmt kann nur auf eine Art und Weise gemessen werden, nämlich wissenschaftlich und im Blut. Alles andere sind Spekulationen die –auch bei Steven Pinker- einer Überprüfung bedürfen. Es ist gut positive Nachrichten und somit auch positive Informationen die unsere Gehirne stimulieren auszusenden. Aber es sollte nicht in der Form erfolgen dass Realität verschleiert wird. Daher sind Betrachtungen der Realität die auf eingeschränkte Wahrnehmung und eingeschränkte Blickwinkel beruhen zu hinterfragen. In der Psychologie kann nicht die gesamte Komplexität eines Verhaltens in einer Spezies studiert werden und man darf es der Psychologie auch nicht zur Aufgabe machen oder zur Last und zur Verantwortung. Es ist sinnvoll eine solche Verantwortung partnerschaftlich anzugehen und psychologische Erkenntnisse durch harte Laborergebnisse wie sie die epigenetische Forschung liefern kann zu ergänzen. Leider ist der Blick in die Zukunft was Gewalt gegen Frauen angeht betrübt, weil die Mehrheit der Bevölkerung dieses Planeten Gewalt gegen Frauen als selbstverständlichen Bestandteil eines Komplexitätsmusters erlebt, was der Bevölkerung nicht vorzuwerfen ist, sondern jenen kritischen Massen an Personen die über Mittel verfügen um solche Tendenzen zu gestalten, wie z.B. die Akteure in Medien, dem Finanzsektor oder in der Politik. Das kann sich aber ebenso schnell ändern zum positiven, wie es sich zum schlechten wendet. Was zählt ist das setzen von Anreizen um es zum positiven hin zu bewegen, so wie Ärzte es tun können, z.B. Gary Slutkin in Chicago, USA . Weiter wächst mit zunehmender Technisierung das mediale Interesse und so-mit die Allgegenwärtigkeit von Gewalt. Noch erstaunlicher ist, dass jeden Tag mehr Menschen bewusst wird, dass zum einen zu Gewalt geforscht wird, um sie besser zu kennen und eindämmen zu können, und zum anderen diese Forschung von den herrschenden Eliten, da wo möglich, gemieden und, so lange wie möglich, ignoriert wird bzw. sogar im umgedrehten Sinn dazu genutzt wird ganze Flüchtlingsströme zu erzeugen wie wir sie jetzt in Deutschland erleben, wie sie aber auch schon lange bestehen. Ärgerlich ist, dass Gewalt von einigen Eliten gezielt geschürt wird, um die eigene Machtstellung brutal aufrecht zu halten. Damit sich nicht das wiederholt, was wir seit 2000 Jahren kennen, müssen wir neue, andere Wege gehen und andere Mittel verwenden. Dazu gehört, dass ganz andere Mittel eingesetzt werden, der Gewalt entgegen zu treten und ihr soviel Leben abzuringen, wie wir für den Frieden brauchen. Der allzu primitiven und rückständigen Gewalt werden neue und vor allem ausgefeilt komplexe Methoden entgegen gesetzt: Vernetzung, Pluralität, strategisches stringentes Vorgehen in der Friedenspolitik, Demontage der Gewalt als System, Ersatz der Gewaltfunktionen, Solidarität jenseits aller Unterschiede, den aktiven Frieden fördern. Wichtigstes Merkmal dieses Wandels ist, dass die globale Zivilgesellschaft sich zunehmend von alten und starren hierarchischen Herrschaftsstrukturen be-freit, sich vernetzt und sich zu immer schneller wandelnden -flüssigen- dynamischen Prozessen entwickelt. Gesellschaft ist so wie das Leben selbst: Bewegung. Bewegung bedeutet auch, dass Gewalt und starre Strukturen immer mehr „umschifft“ werden. Umso deutlicher treten gesellschaftliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Weit entfernt von einem Einheitsbrei verdeutlicht diese Entwicklung die Pluralität und Vielfalt der Lebensansätze. Die letzten Dinosaurier -z.B. viele große Unternehmen haben bereits das Gnadenbrot erhalten oder bereiten sich auf das neue Leben vor, auch dann wenn dem Anschein nach die Plutokratie und die Weltherrschaft des Kapitals mit aller Macht dem widersprechen. So entwickeln sich jenseits alltäglicher Kultur auch Religionen weiter. Die großen monotheistischen Religionen wechseln sich ab, wenn es um Protagonisten in der Täterrolle geht. Lange genug waren sie nur an Gewalt und Herrschaft gekoppelt. Es entflammen immer noch erstaunliche Gewaltmomente aufgrund von vermeintlich spirituellen und religiösen Haltungen. Sofern die jetzige terroristische Gewalt und vor allem die Gewalt gegen Frauen im Islam in Betracht gezogen wird, so sollte nicht unterschätzt werden welche Gegenwehr diese Gewalt erzeugt. Es bleibt abzuwarten ob eine ausreichende kritische Masse Menschen gefunden wird die den frieden als Konstante und banalen Alltag im Sinne Hannah Arendts formulieren, so wie Hannah Arendt der Gewalt diese Banalität zuschreibt. Und genau hierzu besteht unser neuer pädagogischer Ansatz zum Frieden.