Die "grosse Vernunft" des Leibes und das Über-sich-hinaus-Schaffen (original) (raw)
Gelebte Vernunft. Gedanken zu einer Hermeneutik des Leibes
2021
Der Ethik geht es im Allgemeinen um ein Verständnis rechten Handelns. Gesucht werden Regeln, die Entscheidungshilfe leisten für das Tun und Handeln von Menschen. Dementsprechend handelt die Ethik nicht mehr von der Darstellung eines bestimmten Ethos, sondern von einer Methode des ethischen Urteils. Eine solche Methode setzt aber immer schon eine bestimmte Wahrnehmung ethischen Urteilens voraus. Meine Überlegungen hingegen zielen darauf, vor der Frage nach dem Handeln die Frage nach der der Wahrnehmung zugrunde liegenden Wirklichkeit zu berücksichtigen. Mein Anliegen beurteilt also weniger die Handlungen von Menschen. Vielmehr geht es mir um eine Hermeneutik der Wahrnehmung, die den Handlungen als Weltbild zugrunde liegen und sich in der Perspektive eines jeden Menschen zeigen. Die eigene Perspektive ist uns allerdings sprachlich nicht vollständig zugänglich. Die Sprache ist lediglich ein Hilfsmittel, um einzelne Aspekte unseres Weltbildes zu beschreiben. Die hier vertretene These ist deshalb, dass der Ort der Rationalität der Leib ist: als wahrnehmendes Subjekt handeln wir innerhalb eines erlernten Weltbildes. Das Fundament des Weltbildes ist uns rational nicht gegeben. Es zeigt sich in unseren Handlungen als Lebenswelt. Damit wird die Frage nach der Wahrnehmung der Wirklichkeit, in der wir handeln, zur eigentlichen ethischen Grundfrage.
Die doppelte Erkenntnis des Leibes
2012
Rezeption der Schriften Kants liegt ein weiterer Berührungspunkt in der Auseinandersetzung mit dem Problem des Skeptizismus, das G. E. Schulze in seiner Aenesidemus-Schrift aufgeworfen hat. 8 Schopenhauer ist einerseits von der Konsequenz fasziniert, mit welcher Fichte ein idealistisches philosophisches System ausgehend vom Ich als erstem Prinzip ausarbeitet. 9 Andererseits liegt Schopenhauer Fichtes Stil und Methode sehr fern und er beklagt sich über die "qualvollen Deduktionen der Art und Weise, wie das Ich das Nicht-Ich aus sich produziert und fabriziert, welche den Inhalt des sinnlosesten und bloß dadurch langweiligsten Buchs, das je geschrieben, ausmachen" 10. Die spekulativen Thesen, die Fichte in seinen Vorlesungen in Berlin vorträgt und die Schopenhauer 1811 in seinen Studienheften notiert und kommentiert, bezeichnet Schopenhauer als "bleiernes Märchen". 11 Das zentrale Thema meiner Arbeit sind Schopenhauers und Fichtes Theorien des Leibes. Den Ausgangspunkt für die Gliederung der Arbeit und für die Auswahl der zugrunde gelegten Primärtexte bildet Schopenhauers Theorie des Leibes, wie sie in der Welt als Wille und Vorstellung vorliegt. Schopenhauer spricht dort von einer "doppelte[n], auf zwei völlig heterogene Weisen gegebene[n] Erkenntnis, welche wir vom Wesen und Wirken unseres eigenen Leibes haben" 12. Dieser Unterscheidung Schopenhauers folgend, gliedere ich meinen Text in zwei Teile. Der erste Teil hat die
Susanne Biber, Veit Neumann (Hg.). Christlicher Humanismus: Festschrift für Sigmund Bonk. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 2019
Based on an analysis of Aristotle's understanding of the universality of reason from De anima III, the paper attempts to demonstrate that the analogous breadth of reason, open to the light of specifically Christian Easter and Trinitarian mysteries, represents an adequate response to the reductively narrowing notion of reason, which could be found in transhumanistic and deep-ecological approach. Therefore, more than ever, we now need to restore this analogia intellectus to its full metaphysical scope.
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich auf dem Hintergrund sprachphilosophischer Fragestellungen mit der Relevanz der Leib-Körper-Unterscheidung. Im Anschluss an Überlegungen zum Verhältnis von Bedeutung und Bedeutsamkeit skizziert er ein im weitesten Sinne funktionales Verständnis der insbesondere in der Phänomenologie verbreiteten Rede vom Leib. Leibliche Vollzüge werden als bedeutsamkeitskonstitutiv angesehen. Leibliches Spüren wird als notwendige Bedingung dafür aufgefasst, dass sich Objekte und Sachverhalte im Lichte von Bedeutsamkeit präsentieren können. Im Leben von Wesen, die über Begriffe verfügen, sind Bedeutsamkeitszusammenhänge allerdings immer schon mit sprachlich artikulierten Handlungspraxen verbunden. Für das leibliche Spüren gilt ein apriorisches Perfekt der Artikulation. Eine kulturrelativistisch inspirierte Destruktion der Leib-Körper-Unterscheidung wird zurückgewiesen. This paper deals with the distinction between material body and felt body in relation to the philosophy of language. Subsequent to considerations concerning the distinction between meaning and significance, the essay outlines a functionalist concept (in a broad sense) of the felt body. The felt body is viewed as a necessary condition for grasping objects and facts as matters of concern to living beings. In the life of beings capable of concepts, matters of concern are always related to forms of practice that are linguistically articulated. The felt body is thus placed within the framework of the thesis that articulation is always already at work in human experience. Based on this argument the destruction of the distinction between corporal and felt body inspired by cultural relativism is rejected.
Der „innere Gerichtshof“ der Vernunft
Der „innere Gerichtshof“ der Vernunft
Josifović ist Privatdozent für Philosophie an der Universität zu Köln. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Klassischen Deutschen Philosophie, insbesondere Philosophie des Bewusstseins und Selbstbewusstseins sowie Philosophie der Freiheit. Darüber hinaus ist er in der Interkulturellen Philosophie mit einem besonderen Interesse an der Chinesischen Klassik aktiv. Neueste Veröffentlichungen: Willensstruktur und Handlungsorganisation in Kants Theorie der praktischen Freiheit (2014) und Das Kanon-Problem in der "Kritik der reinen Vernunft" (2015).
Hegel Yeongu (=Korean Hegel Studies), vol 55, pp.35-63, 2024
In der Phänomenologie des Geistes wird der Kampf des menschlichen Bewusstseins mit einer ihm fremd gegenüberstehenden Welt in verschiedenen Gestalten des ‘Unglücks’ vorgeführt, wobei Hegels These ist, dass im absoluten Wissen eine Versöhnung erreicht wird. Dem Abschnitt zum ‘unglücklichen Bewusstsein’ kommt dabei insofern eine bedeutende Stellung zu, als dass die Erfahrungen des unglücklichen Bewusstseins zum Kapitel der Vernunft überleiten sollen. Jener Übergang ist schwierig zu rekonstruieren und wurde oft als unbefriedigend kritisiert. Insbesondere scheint Hegel, so die gängige Lesart, hier zu argumentieren, dass aus der ‘vollbrachten Aufopferung’ der ‘Einzelheit’, also der Individualität, die Vernunft hervorgeht. Statt des einzelnen Willens soll der allgemeine Wille der Vernunft herrschen. Ist Hegels Vernunft-Begriff damit von Anfang an bereits ‘feindlich’ gegenüber dem Individuum? Für ein Verständnis der Hegelschen ‘Vernunft-These’ der Wirklichkeit ist somit ein genaues Verständnis dieses Übergangs notwendig. Eine solche Rekonstruktion und Verteidigung gegen jene Kritik soll hier im Folgenden versucht werden, woraus sich ferner einige Leitfragen an Hegels Program einer normativen Ontologie ergeben werden.
Der Leib - ein merkwürdiges ‚Ding'. Zum Leib als Werkzeug und Vorstellung
Der Leib - ein merkwürdiges 'Ding'. Zum Leib als Werkzeug und Vorstellung, 2014
Since Arthur Schopenhauer's conceptual differentiation between the two modes of givenness regarding the own body, theoretical philosophy is confronted with another serious problem, which is distinct from the problem about the relation of mind and brain. In German language there are two terms to mark the two relata: Körper (living body) and Leib (~the felt body). But both the ontological mode of Leib and body and their relation are still obscure. In this paper I propose a solution of the Body-Leib-Problem by analyzing the relation between Leib and body, Leib and consciousness, and Leib and world. My essential thesis is that the living body is the representation of the Leib in the world. And this implies that Leib and body are neither identical nor completely different entities. And most notably: the Leib isn't the mental representation of the own body.
Vom Bild zum Leib - Lévinas' Umdeutung des Subjekts
Lettre, 2009
Der folgende Vergleich zwischen Pierre Legendre und Emmanuel Lévinas zielt auf die Frage ab, ob und wenn ja, in welcher Weise ein anderes Subjektverständnis denkbar ist, das aus der Modifikation der durch den Spiegel repräsentierten selbstbezüglichen Struktur hervorgeht. Ausgangspunkt ist die paradoxale Einheit, in der sich das Selbst als Anderes, d.h. im Modus der Differenz begegnet. Legendres präzise Analyse der narzisstischen Fundierung des Subjektbegriffs-nach der die Bezugnahme auf den Anderen lediglich dazu dient, auf sich selbst zurückzuweisen-wird der Position von Lévinas gegenübergestellt, der das Subjekt im Hinblick auf seine Beziehung zum Anderen analysiert. Hierin liegt ein wichtiger Anknüpfungspunkt zu meiner Analyse der Spiegelszene. In Emine Sevgi Özdamars Erzählung ‚Der Hof im Spiegel' ist die Frage nach einem anderen Subjektentwurf verbunden mit der-in der Berührung des Spiegels-in Aussicht gestellten ‚Öffnung' des narzisstischen Zirkels. Innerhalb seiner Überlegungen zur Funktion des Dritten hebt Legendre hervor, dass es dieser Instanz bedarf, um die für das System der Repräsentation zentrale Dimension der Trennung zu garantieren. Legendre weist diese Funktion dem Spiegel zu. Dieser wirkt strukturbildend: "The mirror or what I call mirror-is an integral part of the arrangement of the principle of life in and through representation, and it opens into a process of symbolization which is linked to the phenomenon of language". 1 Die Doppelfunktion des Spiegels, die Trennung zwischen Gegenstand und Bild sowohl zu erzeugen als auch zu bestätigen, kommt in der folgenden verdichteten Rede eines "third of division" 2 zum Ausdruck. In Bezug auf das Subjekt kommt dem Dritten als außerhalb liegende Instanz die Funktion zu, die Trennung zu bezeugen. Denn das Subjekt wird von anderer Stelle her begründet bzw. ist nicht aus sich selbst heraus begründbar. Bernhard Waldenfels beschreibt diesen Vorgang treffend wie folgt: "Was wir sind, sind wir demnach nicht auf Grund individueller oder gemeinsamer Entwürfe, sondern wir werden überhaupt erst zu einem Wir durch den beherrschenden Blick des Dritten, der sich im Extremfalle dem göttlichen Blick eines ‚absoluten Dritten' annähert." 3 Das Verdienst Legendres ist es nun, zu zeigen, dass die narzisstische Ausrichtung des Subjekts auch seine soziale Funktion dominiert. Es gelingt ihm auf diese Weise, die narzisstische Fundierung westlicher Gesellschaften
Die Antinomien der reinen Vernunft
In den Antinomien der reinen Vernunft zeigt Kant die erkenntnistheoretischen Grenzen einer vertretbaren Philosophie auf. En las antinomias de la razón pura Kant señala los límites epistemológicos de una filosofía razonable. In the antinomies of pure reason Kant points to the epistemological limits of a reasonable philosophy.
Das Begehren der reinen praktischen Vernunft
2018
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Die Verschränkung von Leib und Nexistenz
Wir befinden uns am Anfang eines gesellschaftlichen Prozesses, der alltagsprachlich als zunehmende Verschränkung von analoger und digitaler Welt beschrieben wird. Die Stichworte sind das intelligente Heim oder das automatisch gesteuerte Automobil usw. Im intelligenten Straßenverkehr geben wir nur noch das Ziel ein und das Auto fährt automatisch gesteuert dort hin. Dies lässt sich noch vereinfachen, indem die Vernetzung weiter getrieben wird. Ich würde dann nur den Namen einer Freundin oder einer Institution eingeben, durch Vernetzung mit einer Online-Datenbank wird die Adresse herausgesucht, in das Steuerungssystem des Autos eingespeist und ich werde auf dem schnellsten Weg dorthin gebracht. Alle diese Prozesse werden gespeichert und können mir zugordnet werden. Diese Daten bilden meine Netzexistenz oder Nexistenz. Neben allen Bequemlichkeiten ist die digitale Welt dadurch gekennzeichnet, dass eine Unmenge an mathematisch verarbeitbaren Daten entsteht, die in automatisierter Weise gesammelt und ausgewertet werden können. Dieses Wissen steht denjenigen zur Verfügung, die es sich technisch zugänglich machen können. Im Netz sammelt jeder, der es technisch kann, über jeden, der das technisch nicht verhindert, so viele Daten, wie es ihm technisch möglich ist. Diejenigen, die wissen können, „wissen alles“ (Hofstetter 2014). Dass hierin etwas qualitativ Neues liegt, wird deutlich, wenn man die Aufmerksamkeit darauf lenkt, in welchem Ausmaß die technologischen Möglichkeiten der Vernetzung des gesamten Lebens in die digitale Welt gesteigert werden. Der damit einhergehende Umbruch ist wahrscheinlich nur mit der Erfindung des motorisierten Individualverkehrs vergleichbar. Das von einem Menschen gesteuerte Auto war/ist das Symbol individueller Freiheit, die sich erfolgreich sozialen Kontrollen entziehen kann. Jeder konnte sich als automobiles Individuum von Ort zu Ort bewegen und die räumlichen Grenzen seiner sozialen Herkunft verlassen. Mit der Durchsetzung der Netztechnologie wird die Ära dieser individuellen Freiheit zu Ende gehen. Denn wir treten ein in die Ära der „Totalöffentlichkeit in der Matrix der digitalen Raumzeit“, deren Selbstverständlichkeit auf der Verschränkung von Leib und Nexistenz beruht.
Vernunft Und Leben in Der »Differenzschrift«
Hegel-Jahrbuch, 2006
des Lebens, der in der Differenzschrift eine bedeutende Rolle spielt, gehört mit zu den entscheidenden Momenten der Entwicklung des Hegelschen Denkens. Mit ihm vergleichbar ist der Begriff der Liebe in den frühen Manuskripten des Philosophen, sowie der seit der Phänomenologie des Geistes die ganze Systematik beherrschende Begriff des Geistes. In allen diesen Fällen kann man sich auf die eine oder die andere Weise die Suche Hegels nach einer tragfähigen Einheit der philosophischen Begrifflichkeit vor Augen führen, was wiederum darauf verweist, dass Hegel durch sein geistiges Leben hindurch verschiedene Wege hin zu dieser Einheit erprobte. 1
2018
Der Diskussion um die medizinischen Grundkategorien (krank/gesund) und die mogliche Entwicklung hin zu einer ‚wunscherfullenden Medizin‘, die sich an biomedizinischen Technologien und ihrer potentiellen Dienlichkeit zu Enhancementpraktiken entzundet, mangelt es an einer technikphilosophischen Perspektive. Ausgehend von der Kulturphilosophie wird versucht, eine Modellierung zu entwickeln, die den Zusammenhang von Handlungslogik, Technik und orientierenden Wertdimensionen verstandlich macht, d. h. wie technische Artefakte jenseits von Vermarktwirtschaftlichungsprozessen auf Praktiken, aus denen sie hervorgingen, zuruckwirken. Die Ordnung des durch Technik – verstanden als symbolische Form – eroffneten Moglichkeitsraumes wird uber die Begriffe vom logischen, teleologischen und kulturellen Raum aufgeschlusselt. Entwicklungsdynamiken lassen sich dann als subversive Prozesse wie auch in Form einer orientierenden, aber nicht determinierenden „kulturellen Logik der Objekte“ (Simmel) begreif...
Kant hat mit seiner universalistischen, formalistischen und kognitivistischen Konzeption moralisch-praktischer Gründe in Gegenüberstellung zu seiner instru-mentalistischen Konzeption nicht-moralisch-praktischer Gründe eine Begrifflich-keit geschaffen, die es erlaubt, handlungsleitende Überzeugungen hinsichtlich ihres Geltungsanspruchs und ihrer Verbindlichkeit zu differenzieren. Von einem ‚Sollen' spricht Kant in beiden Fällen. Nicht nur der kategorische Imperativ, der unbedingt gebietet, " ich soll niemals anders verfahren als so, daß ich auch wollen könne, meine Maxime solle ein allgemeines Gesetz werden " (GMS, AA 04: 402), sondern auch hypothetische Imperative, die bedingt gebieten, " ich soll etwas thun, darum weil ich etwas anderes will " 1 , nehmen bei Kant die normative Form eines ‚Sollens' an. In beiden Fällen ergehen also Forderungen an die Vernunft, doch es ist alles an-dere als klar, in welcher Beziehung diese Sollensformen zueinander stehen. Bestünde gar keine solche Beziehung, so träte praktische Vernunft im Plural auf – wohlge-merkt in einer einzigen Person, welcher sich der Sinn beider Imperativformen er-schlossen hat. Da eine solche Form von Schizophrenie der Willensbestimmung nicht der Kantischen Vorstellung von praktischer Vernunft entspricht, stellt sich die Frage nach der Einheit von bedingtem und unbedingtem Sollen. Die leitende Frage dieses Aufsatzes ist relativ eng umschrieben, zumindest gemes-sen an den Ansprüchen, die Kant selbst stellt: " […] wenn reine Vernunft für sich praktisch sein kann und es wirklich ist, wie das Bewußtsein des moralischen Geset-zes es ausweiset, so ist es doch immer nur eine und dieselbe Vernunft, die, es sei in theoretischer oder praktischer Absicht, nach Principien a priori urtheilt […]. " (KpV, AA 05: 121) Abgesehen von der Problematik der Protasis, die weiter unten 1 GMS, AA 04: 444; eine direkte Opposition der beiden Sollensformen findet sich in GMS, AA 04: 441: " Dies Verhältniß [zw. dem Willen und dessen Objekt; K. P.], es beruhe nun auf der Neigung, oder auf Vorstellungen der Vernunft, läßt nur hypothetische Imperativen mög-lich werden: ich soll etwas thun darum, weil ich etwas anderes will. Dagegen sagt der mo-ralische, mithin kategorische Imperativ: ich soll so oder so handeln, ob ich gleich nichts an-deres wollte. Z. E. jener sagt: ich soll nicht lügen, wenn ich bei Ehren bleiben will; dieser aber: ich soll nicht lügen, ob es mir gleich nicht die mindeste Schande zuzöge. "
Springer eBooks, 2023
In diesem Kapitel behandeln wir Richirs Phänomenologie des Selbst, die auf zwei Stufen aufbaut. Im ersten Schritt wendet sich Richir gegen all diejenigen Theorien des Selbst, die als "leiblose" Ideale zusammengefasst werden können und die durch das Prisma einer metaphysischen Hyperbel (Heidegger, Levinas, Binswanger) denkbar sind. Im zweiten Schritt folgt Richir Husserl, um die transzendentale Geschichte des Selbst zu verteidigen. Hier wird das Konzept des Leibes unvermeidlich, wenn man alle Schwierigkeiten, Ambiguitäten und Rätsel der ersten Stufe, also des leiblosen Selbst, abbauen muss. Im Rahmen dieses zweiten Schrittes, in dem das Register des primordialen Leibes als Basis der Erfahrung und der Orientierung im Raum durch die Einfühlung (die Introjektion der transzendentalen Intersubjektivität) aktiviert wird, vertrete ich als erste These, dass das Selbst als Leib-Körper eine unmögliche Möglichkeit ist. Mit dieser Bezeichnung, die für ein Zeichen des Überschusses in der Erfahrung steht, argumentiere ich im Anschluss an Husserls physisch-psychische Einheit des Menschen, dass das Selbst aus der lückenhaften Einheit zwischen einem Nichtdarstellbaren und einem Darstellbaren, einer Unmöglichkeit und einer Möglichkeit besteht. Ich argumentiere, dass der Phantasieleib im Abstand zwischen der Unmöglichkeit und der Möglichkeit ein "Nichtgegebenes" empfindet und so ein kommunikatives Verhältnis zwischen den Leibern ermöglicht. Weiter vertrete ich die zweite These, dass die oben genannte Unmöglichkeit im Hinblick auf das leibliche Selbst und die Möglichkeit im Hinblick auf das Körperding verstanden werden kann. Das leibliche Selbst bleibt für uns unmöglich, insofern es ein Träger des Sinns ist; jedoch ist es als Körperding erst innerhalb der Bedeutung (in einem Sprachsystem) möglich. Mit dem Begriff des Phantomleibs werden eine mögliche Täuschung des
Der flexible Mensch und sein Leib
2008
So hieß es etwa zum Tarifabschluss zur 38,5 Stundenwoche: "Die individuelle regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit kann gleichmäßig oder ungleichmäßig auf 5 Werktage verteilt werden (...)Die wöchentliche Arbeitszeit muss im Durchschnitt von zwei Monaten erreicht sein" (Hermann/Promberger et al 1999,19).