“Von der Schranke zum Lettner, vom Baldachin zur Kanzel. Ein neuer Blick auf Ausstattungsstücke in der Maulbronner Klosterkirche" (original) (raw)

Die Maulbronner Klosterweiher. Spiegel von vier Jahrtausenden Kulturlandschaftsgeschichte

2017

Die Pollenanalyse gehört zu den wichtigsten Methoden zur Erforschung der Landschaftsgeschichte. Sie ist dort anwendbar, wo Blütenstaub in aufwachsende Ablagerungen eingebettet und durch Luftabschluss konserviert wird. Das ist in eiszeitlich geprägten Landschaften mit vorwiegend kühl-feuchtem Klima wie dem Alpenvorland oder dem Schwarzwald der Fall, wo natürliche Seen und Hochmoore optimale Quellen der Vegetationsgeschichte darstellen. In allen übrigen Landesteilen ist die Situation viel schwieriger, weil die entsprechenden Ablagerungen fehlen. Das gilt auch für die Regionen Kraichgau und Stromberg. Bei der Pollenanalyse werden aus einem Bohrkern in bestimmten Tiefen Sedimentproben entnommen. In diesen wird der Pollen durch chemische Behandlung angereichert und dann im mikroskopischen Ausstrich am Durchlichtmikroskop die Gattung beziehungsweise Art bestimmt und gezählt. Von den Tausenden bis Hunderttausenden Körnern wird eine Stichprobe von einigen Hundert bis wenigen Tausend Körnern analysiert. Die Ergebnisse werden im Diagramm für die Pollentypen als prozentuale Anteile an der Zählsumme gegen die Tiefe oder die Zeit aufgetragen. Die Maulbronner Klosterweiher bieten als künstliche Seen Einblick in die Geschichte der umgebenden Kulturlandschaft für die Zeit ihres Bestehens. Somit sind ihre Ablagerungen Denkmale der Kulturlandschaftsgeschichte und verdienen angemessenen Schutz.

Michael Wolgemuts Straubinger Retabel, Lukas Cranachs Porträt Friedrichs des Weisen und die »Nürnberger Madonna«. Zur Neuausstattung der Nürnberger Dominikanerkirche um 1500

Nürnbergs Glanz, 2019

Friedrichs des Weisen und die »Nürnberger Madonna« Zur Neuausstattung der Nürnberger Dominikanerkirche um 1500 Die Ausstattung der Nürnberger Dominikanerkirche war in jüngerer Zeit Thema mehrerer Publikationen.1 Das verwundert nicht, denn sie gehörte zu den wichtigsten, zudem bis weit in die nachreformatorische Zeit fast vollständig erhaltenen Ensembles Nürnberger Kunst des späten Mittelalters und der Dürerzeit. Der Bau wurde 1807 nach einem Teileinsturz abgerissen, doch hat sich, wenn auch weit verstreut, ein Großteil der Kunstwerke erhalten. Noch kürzlich tauchte ein in diesem Kontext bis dahin völlig unbekanntes Epitaph der Dürerzeit in der Dorfkirche von Flemendorf in Mecklenburg-Vorpommern auf, wohin es im 19. Jahrhundert gelangt war.2 Die Ausstattung des Mittelschiffs sah unmittelbar vor der Einführung der Reformation in Nürnberg (1524/25) im Wesentlichen wie folgt aus : In der Dominikanerkirche gab es zwei große Emporen, deren eine sich im Westen oberhalb des Hauptportals über die gesamte Breite des Mittelschiffs und Teile der Seitenschiffe erstreckte. Das Hauptportal war durch einen Trumeau geteilt. Vor diesem stand auf der Innenseite, dem Kirchenschiff zugewandt, die sogenannte Nürnberger Madonna, heute im Germanischen Nationalmuseum (Abb. 11). Direkt über ihr hing der »Burgkruzifixus«, so genannt, weil er seit dem 19. Jahrhundert in der Nürnberger Burg aufbewahrt wird. An der westlichen Emporenbrüstung war ein auf Holztafeln gemalter Passionszyklus aus der Zeit um 1510/15 angebracht (Teilrekonstruktion Abb. 2).3 Sein zentraler Teil ist in einer Zeichnung festgehalten, der die Innenseite der Westwand der Kirche kurz vor ihrem Abbruch 1807 zeigt (Abb. 1). Der Zyklus begann-noch im Bereich des südlichen Seitenschiffs-mit Abendmahl (heute in

Das »Mönchshaus« in der früh- und hochmittelalterlichen Klosteranlage. Beobachtungen zu Lage und Raumaufteilung des Klausur-Ostflügels

2007

Matthias Untermann Das "Mönchshaus " in der früh-und hochmittel alterlichen Klosteranlage. Beobachtungen zu Lage und Raumaufteilung des Klausur-Ostflügels Ein zönobitisches Kloster mußte rasch nach dem Einzug der Mönche funk tionsfähig sein: neben der Kirche als Ort des Stundengebets war das "Mönchshaus" notwendig, mit dem gemeinsamen Schlaf räum und Gemein schaftsräumen für Essen, Versammlung und Handarbeit. Im früh-und hoch mittelalterlichen Klausurquadrum wurden diese zentralen Funktionen über wiegend im Ostflügel vereint, der rechtwinklig zur Kirche stand. Er umfaß te im Obergeschoß regelmäßig das Dormitorium, im Erdgeschoß die Tages räume-im Hochmittelalter vor allem den Kapitelsaal. Küche, Vorrats-und Lagerräume konnten abseits liegen. Mit der Frage nach Lage und funktio naler Aufteilung des "Mönchshauses" soll im folgenden der Klausur-Ostflügel untersucht werden-einbezogen werden aber auch Gebäude, in de nen mancherorts alle Regularräume des Konvents vereint waren (Eßraum, Versammlungsraum, Schlafraum), zumal wenn eine vierseitige Klausur fehlte. In mittelalterlichen Schriftquellen wird das "Mönchshaus" meist pars pro toto benannt, als dormitorium (Schlafhaus) oder als capitulum (Kapitels haus). Die architektonische Einbindung dieses Baukörpers in die Klosteranlage sowie die Entwicklung seiner Raumaufteilung sind bislang nur in Ansätzen untersucht worden. Gerade hier wird man programmatisch-korrekte Dis positionen erwarten dürfen, die das monastische Selbstverständnis des Kon vents spiegeln, gleichermaßen geprägt sind von asketischen und zönobitischen Ansprüchen, von Klosterreformen und von Traditionen. Im fol genden sollen (ausgehend von der monumentalen Uberlieferung) nur weni ge Aspekte herausgegriffen werden: der architektonische Bezug zur Kirche, die Frage nach der Dormitoriumstreppe und nach heizbaren Arbeitsräu men 1. Schon hier ergeben sich neue Beobachtungen, die im Widerspruch zu 1 St. Galler Plan, innere Klausur. Vgl. Gesamtplan im Anhang. 1 Diese Fragen sind in den neueren Überblicken zur "Klosterarchäologie" nicht angesprochen worden: BONDE, SHEIIA/MAINES, CLARK: The

Müstair – Ulrichs- und Niklauskapelle. Baugeschichte – Bauweise – Baudekor

Norbert Börste / Stefan Kopp (Hg.): 1000 Jahre Bartholomäuskapelle in Paderborn: Geschichte – Liturgie – Denkmalpflege, 2018

Abstract english / deutsch The Ulrich and Niklaus Chapel in Müstair Abbey is a building that was successively extended between 1035 and 1070 and converted into a noble double chapel within the former episcopal secondary residence. Thanks to building surveys, the construction progress and building techniques of a domed room around 1040 have been recorded quite well. In the 12th century, St Ulrich's Chapel was given a fantastic architectural decoration of stucco and wall paintings. ________________ Die Ulrichs- und Niklauskapelle im Kloster Müstair ist ein zwischen 1035 und 1070 sukzessive ausgebauter und zur herrschaftlichen Doppelkapelle umfunktionierter Bau innerhalb der damaligen bischöflichen Nebenresidenz. Dank Bauuntersuchungen konnte der Baufortgang und die Bautechnik eines überkuppelten Raums um 1040 recht gut erfasst werden. Die Ulrichskapell hat im 12. Jahrhundert einen phantastischen Baudekor aus Stuck und Wandmalereien erhalten.