Die Herausbildung des Russischen (original) (raw)

Die folgenden Seiten setzen sich zum Ziel, erstsemestrigen Studierenden der Bachelorstudien BKS, Russisch und Slowenisch, sowie erstsemestrigen Lehramtstudierenden der drei genannten Sprachen einen Blick auf das heutige Russisch zu vermitteln, der vom Verständnis dessen geprägt sein soll, dass es sich bei der Existenz des Russischen in der heutigen Form, also der "Modernen russischen Literatursprache" (auch: Standardsprache, Schriftsprache) keineswegs um eine Selbstverständlichkeit handelt. Diese, für jegliche Literatursprache an sich triviale, Feststellung verdient dennoch anhand einer eineinhalbstündigen Vorlesung 1 demonstriert zu werden, da es sich beim Russischen nicht nur um die Slawine mit der höchsten Sprecherzahl 2 und der größten internationalen 3 Bedeutung 4 handelt, sondern vor allem deshalb, da es sich bei der Herausbildung des Russischen keineswegs um einem geradlinigen, geschweige denn retrospektiv prädiktablen Prozess gehandelt hat. Dieser Prozess erlaubt es, exemplarisch einige allgemeine Phänomene der Geschichte von Sprachen, wie z.B. Diglossie, Mechanismen 1 Aus Spargründen musste die einführende Lehrveranstaltung der slawistischen Fächer als Vorlesung beibehalten werden. Zur Frage des Genres "Vorlesung" (lectio), bzw. zu dessen Überholtheit, ja Anachronismus stimme ich den Ausführungen des Kollegen Otto Kronsteiner ("Die Vorlesung -ein Relikt medialer Steinzeit", Die slawischen Sprachen 63.1999, 5-10; auch http://www.inst.at/studies/s\_0402\_d.htm, Zugriff 16.02.2009) weitgehend zu. In meinen Worten: eine Vorlesung, welche die Tatsache der Anwesenheit von im vorliegenden Fall 18-20jährigen Studierenden slawistischer Fächer ignoriert, diese TeilnehmerInnen nicht -wenigstens ansatzweisein die Einheit einbezieht, könnte man viel kostengünstiger ebensogut filmen und im Netz greifbar machen; eine derartige Einheit hat also keine Berechtigung an der Universität. In diesem Zusammenhang habe ich meine KollegInnen der Ringvorlesung auch wiederholt als Curkom-Vorsitzender dazu aufgefordert, ihre Auftritte möglichst lebendig, interaktiv, sowie durch eine Pause aufgelockert zu gestalten, widrigenfalls die Studierenden mit Recht (demonstrativ) das Auditorium verlassen könnten. 2 Die Zahlen schwanken zwischen 150 und 200 Millionen SprecherInnen zu Beginn des XXI. Jh.