Yves Müller über Horlacher, Stefan; Jansen, Bettina; Schwanebeck, Wieland (Hrsg.): Männlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart 2016, in: H-Soz- Kult 27.09.2017. (original) (raw)
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Das Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung, herausgegeben von Beate Kortendiek, Birgit Riegraf und Katja Sabisch, ist derzeit das aktuelle deutschsprachige Handbuch der Geschlechterforschung. Es enthält 155 kurze Artikel, die sich über ins-gesamt sieben Themenbereiche erstrecken, zwei Bände füllen und gleichzeitig in Form einer Online-Ausgabe verfügbar sind. Es bietet einen multidisziplinären Überblick über die (überwiegend gesellschaftswissenschaftliche) Geschlechterforschung in Deutsch-land und im deutschsprachigen Raum. Insofern stellt das Handbuch einen Meilenstein dar, dessen Lektüre einen sehr weitgehenden Einblick in die Produktivität und Breite der derzeitigen Geschlechterforschung ermöglicht. Im ersten Teil "Debatten: hinterfragte Dualismen und neue Sichtweisen der Ge-schlechterforschung" wird eine Reihe von Dualismen besprochen, von "Mann-Frau" über "Natur-Kultur" bis hin zu "Ökonomisierung-Privatisierung" oder "Opfer-Täter". Der zweite Teil "Denkströmungen: theoretische und methodologische Grundlagen der Geschlechterforschung" orientiert sich an theoretischen und methodologischen Per-spektiven. Im dritten Teil "Disziplinen: fachspezifische Entwicklungen und fachkul-turelle Perspektiven der Geschlechterforschung" werden unterschiedliche disziplinäre Entwicklungen u. a. aus den Geschichts-, Fernseh-, Film-, Literatur-, Medien-, Politik-, Rechts-, Sport-und Wirtschaftswissenschaften vorgestellt.
2021
Bibliographie: En, Boka/Grenz, Sabine: Beate Kortendiek/Birgit Riegraf/Katja Sabisch (Hrsg.), 2019: Handbuch Interdisziplinare Geschlechterforschung. Wiesbaden: Springer VS. 1556 Seiten. 149,99 Euro, GENDER – Zeitschrift fur Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 1-2021, S. 157-159. https://doi.org/10.3224/gender.v13i1.12
Psyche, 2014
BUC HBESP REC HU NGEN 771 den Symptomen umzugehen und für ein Leiden Erklärungen zu finden, das von den Ursachen her nicht oder nur zum Teil verstanden wurde. Kaube-das zeigt sich auch in der Bewertung des Vater-Sohn-Konflikts-entdramatisiert den Blick auf Webers Krankheit. Er zeigt nicht nur die Unsicherheit auf Seiten der Mediziner, sondern auch in Webers Umfeld: Seine Frau und seine Mutter haben ausführlich über die wechselnden Symptome korrespondiertdie Sexualität spielte dabei eine große Rolle. Nicht zuletzt aber hat sich Weber selbst-Kaube weist darauf hin-kompetent gemacht: Er las George M. Beard, später auch Freuds Abhandlung über »Die ›kulturelle‹ Sexualmoral und die moderne Nervosität« (1908d) und weitere Schriften. Etwas unterbelichtet bleiben bei Kaube die Schlüsse, die Weber daraus zog. Mit der Metapher vom »stahlharten Gehäuse«, das den Einzelnen zu rollenkonformem Verhalten zwingt, kommt er ja Freuds Kulturdiagnose nah. Dass es Weber-der am 4. 6. 1920 im Alter von nur 56 Jahren an der Spanischen Grippe starb-partiell gelang, aus diesem »Gehäuse« auszubrechen, auch das wird von Kaube mit Sachlichkeit und Distanz geschildert.
IFB-Rezension Handbuch Männlichkeit
In der gegenwärtigen Mode der sogenannten Geschlechterforschung, die im ereich der deutschen Literatur-und Kulturwissenschaften weitgehend von den angloamerikanischen und französischen Konzepten abhängig zu sein scheint, 1 gibt es insofern eine gewisse Korrektur langjähriger Einseitigkei-ten, als mit dem Fokus auf " Männlichkeit " 2 die feministische Frauen-und Geschlechterforschung ohne Männer an ihr Ende kommt. Das ist natürlich erfreulich, galt doch lange gleichsam Genderforschung an sich als femini-stisch. Inzwischen gibt es überzeugende Modelle etwa zur Literaturge-schichtsschreibung aus Sicht der Geschlechterforschung, 3 die sich von den bekannten ideologischen Einseitigkeiten solcher " feministischer Wissen-schaft " (begrifflich sozusagen eine Fortsetzung von Konzepten wie " proleta-rischer Wissenschaft ") abheben, und nach vielen Forschungen zu Männer-phantasien richtet sich nun der Blick gar auf Frauenphantasien. 4 Das ist im Sinne eines Differenzierungsgewinns sicherlich zu begrüßen, weil dann erst die ganze Komplexität der Geschlechterbeziehungen erschlossen werden kann.
Geschlechterforschung AUFSATZSAMMLUNG 11-2 Gender @ Wissen : ein Handbuch der Gender-Theorien / Christina von Braun ; Inge Stephan (Hrsg.). -2., überarb. und erg. Aufl. -Köln [u.a.] : Böhlau, 2009. -397 S. ; 22 cm. -(UTB ; 2584). -ISBN 978-3-412-12904-0 (Böhlau) -ISBN 978-3-8252-2584-1 (UTB) : EUR 22.90 [#0693] Genderstudien sind heute stark in Mode. 1 Der Klappentext des als ein Handbuch vorgestellten Bandes geht von der durchaus gewagten Behauptung aus, auch Wissen habe ein Geschlecht und Geschlechtercodes und Geschlechternormen seien "in jeder Form des Wissens eingelagert". Dementsprechend sind es auch "AutorInnen", wie es dort heißt, die Beiträge zu dem Band verfaßt haben -lediglich ein Ko-Autor ist ein Mann. Skeptisch stimmt aber selbstverständlich nicht schon dieser Umstand, sondern der schlechthin hyperbolische Satz über Geschlechtercodes in "jeder Form des Wissens", was zunächst einmal zumindest unplausibel ist. Denn dieser dürfte auf die Konzeptionen von Autorinnen (diesmal mit kleinem i) wie Sandra Harding oder Evelyn Fox Keller zurückgehen, deren Versuche, tatsächliche naturwissenschaftliche Erkenntnisse an Geschlechterordnungen zurückzubinden, wenig überzeugend sind, weshalb man von diesen Dingen auch seit geraumer Zeit kaum mehr etwas hört. Die Hochphase der feministischen Wissenschaftskritik, wie man sie etwa noch vor zwei Jahrzehnten an manchen Fachbereichen der Universitäten ungut erleben konnte, scheint der Vergangenheit anzugehören. Zudem ist auch der in der obigen Formulierung implizierte Begriff des "Wissens" problematisch. 2
Generation und Sexualität
Sabine Hattinger-Allende Differenzfeministisches Denken ist relationales, sinnliches und leibliches Denken, das danach sucht, die Bildung und "das fortgesetzte Werden der vergeschlechtlichten Subjektivität zu erfassen" (355); eine lebendige theoretische Praxis, die der Resonanz eines Gegenübers bedarf. Die Beziehungshaftigkeit von Subjektivität und Bildungsprozessen ist ins Zentrum gerückt. Nicht um einen Kampf um Anerkennung geht es beim Zeigen der eigenen irreduziblen Singularität durch eine Äußerung, sondern "[e]s geht darum, etwas ‚auszulösen', im Sinne der physikalischen Bedeutung des Wortes in einer Anderen etwas zum Vibrieren, zum Mit-Schwingen zu bringen" (256). In den Worten und zwischen den Zeilen der vorgelegten Studie pulsiert ein Begehren nach Resonanz weiblicher Subjektivität, ein Begehren nach Reziprozität und dem lebendigen und konflikthaften Austausch zwischen Differenten. Catrin Dingler rekonstruiert das Differenzdenken als deutsch-italienische Geschichte in genealogischer Bezogenheit einer doppelten Differenz, in der Geschlecht und Generation im Sinne einer weiblichen Genealogie wirksam werden sollen. Prominent, weil titelgebend, positioniert sie die gesellschaftspolitische Setzung des Differenzdenkens als Schnitt. In Anlehnung an die künstlerischen Werke von Lucio Fontana, der durch Messerschnitte in Leinwände den zweidimensionalen Raum öffnet, benennt Carla Lonzi den kreativen Akt der Bildung weiblicher Subjektivität, der sich nicht länger am Modell des männlichen Subjekts ausrichtet, als Schnitt [taglio]. Erst durch eine Geste des radikalen Schnitts wird der Raum eröffnet, "um jenseits vorgegebener patriarchaler Maßstäbe einen differenten Sinn von Weiblichkeit (und Männlichkeit) entwickeln zu können" (10). In der genealogischen Rekonstruktion des Differenzdenkens setzt Dingler an diesen Schnittkanten an, um die historische Spezifizität der radikalfeministischen Geste nachvollziehen zu können. Mit Helene Stöcker beschreibt sie ein Werden weiblicher Subjektivität in der Alten Frauenbewegung im deutschsprachigen Raum und mit Carla Lonzi zeichnet sie die Konstitution eines unvorhergesehenen Subjekts in der Neuen Frauenbewegung Italiens nach. Die Differenzposition wurde in der historischen
2019
Die Aufsatzsammlung ist das Ergebnis einer 2010 abgehaltenen Tagung, organisiert durch die Fachbereiche English and American Studies und Soziologie an der Universität Wien. Themen waren das Kleidungsverhalten und die Repräsentation »königlicher« Frauen, sie bilden auch die Schwerpunkte der vorliegenden Veröffentlichung. Die fächerübergreifende Zusammenarbeit wurde in der Publikation fortgeschrieben: Insgesamt 15 Beiträge primär deutschsprachiger, aber auch internationaler Autoren verschiedener Fachrichtungen folgen auf die Einleitung der Herausgeberinnen. Der Band erscheint in englischer Sprache, die jedoch an manchen Stellen schwerfällig wirkt, was der Übersetzung vom Deutschen ins Englische geschuldet sein dürfte. Der Hardcover-Einband ist minimalistisch gehalten. Insgesamt 57 kleine Schwarz-Weiß-Bilder illustrieren die Inhalte. Größere Abbildungen, und da wo möglich in Farbe, hätten der Publikation jedoch gut getan. Bildunterschriften lassen sich vereinzelt erst auf der Folgeseite finden (S. 171f.). Der visuelle Eindruck des Buches leidet unter den kleinen Bildern und der unglücklichen Formatierung. Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung des Sammelbandes wird der Begriff »Queen« nicht auf monarchische Amtsträgerinnen reduziert, sondern als weiter Sammelbegriff verstanden. Entsprechend vielfältig sind die Themen. So steht das Kleidungsverhalten von Prinzessinnen und Königinnen wie Queen Victoria, Sissi oder Luise von Preußen im Fokus. An anderer Stelle stehen Jaqueline Kennedy als Repräsentantin des Weißen Hauses und Politikerinnen im Fokus der Aufmerksamkeit. Darüber hinaus sind popkulturelle Phänomene wie Madonna oder die zur Modekönigin ernannte Barbie Gegenstand der Untersuchung. Die breite Definition trägt somit auch einer historischen Entwicklung Rechnung, in der die Monarchie keine Allgemeingültigkeit mehr hat und sich neue Typen der »Queen« etablieren konnten. Gleich zwei Beiträge befassen sich mit Marie Antoinette. Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken zeigt, wie sich im Zuge der französischen Revolution Kleidungsrituale änderten. Die Mode der Moderne, die bis heute nachhallt, wurde zum Signum der neuen Gesellschaftsordnung. Es erfolgte nicht mehr eine Trennung der Klassen, sondern der Geschlechter: der Mann, der keiner dekorativen Ausschmückung mehr bedarf, während die Frau auf ihr Äußeres reduziert und die Mode zum Synonym des Weiblichen wird. Vinken erklärt Marie Antoinette somit zum ersten »fashion victim«, das sich nicht standesgemäß als Königin inszeniert. Pamela Church-Gibson dagegen untersucht wie die modischen Exzesse der Königin in Filmen thematisiert und interpretiert wurden.
Literatur gilt trotz vielfältiger neuer Medienangebote als bedeutende kulturelle Pra-xis. Diese wurde und wird wissenschaftlich erforscht, wobei in den letzten Jahr-zehnten gendertheoretischen Ansätzen wachsende Bedeutsamkeit zugemessen wurde. Gendertheoretisch orientierte Forschung kann und soll die Literaturwissen-schaften unterstützen und begleiten. Sie kann zum Beispiel darüber nachdenken, wie literarische Texte funktionieren und wie geschlechtliche Identitäten in diesen konstruiert werden bzw. organisiert sind. 1 Diese Untersuchung erfolgt theoriegelei-tet, wobei Theorie und Praxis nicht als starre Oppositionen gefasst werden, sondern als in Wechselwirkung stehende verwobene dynamische Konzepte. Wenn von Theo-1 Literatur wird in jüngeren kulturwissenschaftlichen Ansätzen als »performativ« verstanden, also als textuelle Praxis, die nicht nur die Welt beschreibt, sondern vor allem etwas tut. Das heißt, dass jede literarische Äußerung nicht einfach einen vorgängigen Sachverhalt beschreibt, sondern die diskursiven Tatsachen konstituiert, auf die sie sich bezieht: Das können literarische Charaktere und ihre Handlungen sein, aber auch Ideen und Begriffe, die durch den literarischen Text über-haupt erst etabliert werden (z. B. das »romantische« Konzept der Liebe). Literatur als performativ zu verstehen trägt damit zugleich zur ihrer Legitimation und Verteidigung gegen positivistisch motivierte Abwertungsversuche bei: literarische Texte bestehen nicht einfach aus Pseudo-statements, sondern performieren Sprechakte, die die Sachverhalte hervorbringen, die sie be-nennen, und auf diese Weise die Welt verändern (vgl. Culler 2002, S. 140–155).