Vom "Ausloten eines Möglichkeitsraums" – Über den Umgang mit dem anderen Text und die Freiheit des Übersetzens (original) (raw)
Related papers
OderÜbersetzen. Deutsch-polnisches Übersetzungsjahrbuch, 2010
Zwischen heiligem Original und autonomem Translat. Zum Problem der ,Treue' in Theorie und Praxis des literarischen und wissenschafttichen Übersetzens Das Verhältnis zwischen Original und Übersetzung ist seit je einer der zentralen Gegenstände de: Reflexion über das Übersetzen. Schon Hieronymus, der Bibelübersetzer und Schutzheilige de: Zwft, beschreibt die grundlegende Problematik in seinem Brief an Pammachius. Dabei spricht e: zwei bis heute relevante Aspekte des Übersetzens an-die Differenzzwischen den Sprachsystemen die das Übersetzen oft zum verlustreichen Geschäft macht, sowie die unzutreffende, gleichwor.. bis heute verbreitete Erwartung, Texte ließen sich Wort für Wort übersetzen: Es ist schwierig, nicht irgend etwas einzubüßen, wenn man einem fremden Text Zeile f;jr Zeile folgt, und es ist schwer zu erreichen, daß ein gelungener Ausdruck in einer anderen Sprache dieselbe Angemessenheit in der Übersetzung beibehält. Da ist etwas durch die besondere Bedeutung eines einzigen Wortes bezeichnet: in meiner Sprache aber habe ich keines, womit ich es ausdrücken könnte, und, während ich den Sinn zutreffen suche, muß ich einen langen Umweg machen und lege kaum ein kurzes Wegstück zurück. Dazu kommen die Irrgänge der verschränkten Wortstellung, die mangelnde Ahnlichkeit in der Verwendung der Fälle, die häufige Verschiedenheit der Figuren, endlich die einer Sprache eigene und sozusagen einheimische Art; wenn ich wörtlich übersetze, klingt es sinnlos, wenn ich aber aus Not etwas in der Wortfolge, im Stil ändere, wird es so aussehen, als hätte ich meine Pflicht ais Übers etzer verlelzt.L Der Erwartung einer wortgetreuen Übersetzung stellt Hieronymus ein programmatisch.i Bekenntnis entgegen: Ich [...] bekenne es frei heraus, dass ich bei der Übersetzung griechischer Texteabgesehen von den Heiligen Schriften, wo auch die Wortfolge ein Mysterium istnicht ein Wort durch das andere, sondern einen Sinn durch den anderen ausdrücke; [...].t Im Sinne dieses Bekenntnisses lobt er an einer anderen Stelle des Briefes stellvertretend Hieronymus, Brief an Pammachizrs (Deutsch von Wolfgang Buchwald), in: H.
Kreativität und Hermeneutik in der Translation
2020
Le numero est cloture comme d’habitude par un compte rendu d’ouvrage. Le choix cette fois est fait dans le monde germanophone : il s’agit de l’ouvrage collectif intitule Kreativitat und Hermeneutik in der Translation ou Creativite et hermeneutique en traduction. Beatrice Costa presente sa lecture des differentes contributions en mettant en exergue la place de l’hermeneutique dans la reflexion sur la traduction, surtout dans les pays germanophones. (comte rendu en allemand)
Die literarische Übersetzung als nachgestaltete Erfahrung
1989
Eine Theorie der literarischen Übersetzung kann nicht losgelöst von einer allgemeinen Übersetzungstheorie entwickelt werden, denn literarische Texte, die übersetzt werden, sind nicht etwas ganz anderes als die übrigen Texte. Daher steht vor der Frage nach dem literarischen Übersetzen die Frage nach dem grundsätzlichen Begriff vom Übersetzen. Hernach ist auf das Spezifikum literarischer Texte einzugehen, um schließlich den Entscheidungsprozeß des Übersetzens am Beispiel zu beschreiben.
Die hermeneutische Haltung der Übersetzer – vom Solipsismus zur Reflexion
Yearbook of Translational Hermeneutics
The contribution first presents a critical analysis of George Steiner's concept of language as determining the identity of people. Then his idea of the "hermeneutic motion" with its four aspects is described and critically debated. Based on a description of classical literary texts in their translations, Steiner discerns an aggressive act of appropriating the meaning of texts and then giving a new form to them in another language. This should do justice to the original text violated by the translator's interpretation. It is argued, however, that this not only shows an old linguistic notion of the identity of form and content, but also a solipsistic attitude of the translator. The second part presents the modern hermeneutical approach to the work of mediation by responsible translators. They will self-critically follow orientation fields regarding the original text to be understood and regarding the target formulation which should present a message in rhetorically adequate forms. Where Steiner had underlined a "growth" of texts by various translations, it is argued here that the translator as a person has an attitude of openness towards multiple aspects in the text so that one can present a reliable translation of the message. This is done holistically and independently from the linguistic structures.
This article examines the translation of experimental literature, i.e. of literary texts that explicitly explore conventional forms of representation. Focusing on four examples, Friedrich Achleitner’s montage mit weiss (1957), Ernst Jandl’s reihe (1968), Georges Perec’s La vie mode d’emploi (1978), and Walter Abish’s Alphabetical Africa (1974), the essay shows how the translators employ the experimental methods used in the original language in the target language, thereby shifting the focus from the semantic level of the originals. The article concludes by arguing that these translations challenge traditional concepts of translation, which subordinate the translation to its original. In contrast, the article pro- poses these translations must be conceptualized as continuations of literary experiments in another language.
Die Übersetzung von literarischen Texten und Ihre Subtilitӓten
2017
Die Ubersetzungen von Redewendungen sind schwierig, weil sich diese direkt aus der Kultur und dem Alltag der Gesellschaft herauskristallisieren, in der sie entstehen. Wenn die Ubersetzung sinnwidrig ist, kann es zu Abweichungen zwischen des Originals und der Ubersetzung kommen. Ziel dieser Arbeit ist es zu prasentieren, inwieweit der Ubersetzer Oguz Tarihmen den kunstlerischen Stil des Autors Gunter Grass wiedergeben konnte. Die Originalversion "Katz und Maus" von Gunter Grass wird mit der turkischen Ubersetzung von Oguz Tarihmen verglichen, falls Abnormitaten auftauchen sollten, werden alternative Ubersetzungsmoglichkeiten nahegelegt. Die Ubersetzungsprobleme sind vor allem auf kulturelle Unterschiede zuruckzufuhren. Der Ubersetzer muss vor allem versuchen, die Welt der fremden Kultur zu verstehen und sollte versuchen einen Zieltext nach einem interaktiven Prozess und zielspezifischen Mustern zu formulieren. Ubersetzen muss als ein Ereignis verstanden werden, das umfangre...
Abstract in English, Article in German Self-translation is a common practice among minority language writers, who often consider their works an active contribution to language maintenance. However, translation reveals itself to be a double-edged sword in contexts of lesser-translated languages. This article aims to show that there is an urgent need for self-translation studies to explore the link between self-translation and language maintenance.
Literaturübersetzen als translatorisches Handeln (2011)
Vortrag, Tartu, Herbst 2011; korrigierte Fassung im Druck erschienen 2014] 1. Verallgemeinerndes zum Verhältnis von Translations-und Literaturwissenschaft Übersetzte literarische Texte sind u. a. die Grundlage weltliterarischer Kommunikation, das ist eine Binsenweisheit. Denn wer schon wäre im Stande, zumindest alle herausragenden Werke, um die es im Gespräch über Weltliteratur allen Kanonverwerfungen zum Trotz nach wie vor geht, (vgl. Lamping: 2010) in ihrer jeweiligen Originalfassung zu lesen? Das Gilgameschepos, die Bibel, Homer, Ovid, die isländischen Sagas, das Nibelungenlied, Dante, Shakespeare, Cervantes, Moliere, Goethe, Puschkin, das Kalevala, Strindberg -oder um einige neuere Namen aus der Liste der Nobelpreisträger zu nennen: Kertész, Mahfus, Miłosz, Kenzaburo Ôe, Orhan Pamuk, Saramago, Seferis, Jaroslav Seifert … (vgl. Lamping/Frieling: 2006). Wie immer man es drehen und wenden mag: Wer als einzelner Leser fremde Literatur in ihrer ganzen Vielfalt kennen lernen will, der kommt ohne die Vielzahl der Übersetzungen nicht zu Rande. Die immense Bedeutung der Übersetzungen für unser literarisches Leben kontrastiert mit dem Mauerblümchendasein, das diese übersetzten Texte in der Welt der Wissenschaften führen, vor allem wenn sie nicht aus jener Handvoll alteuropäischer Sprachen übersetzt wurden, die zumindest von den Komparatisten beherrscht werden. Wer aber ist in der akademischen Welt zuständig für die aus dem Estnischen, Lettischen, Litauischen, Finnischen, Weißrussischen, Ungarischen, Rumänischen, Albanischen, Koreanischen, Japanischen -für die aus all diesen Kelletat