Zur Ressourcennutzung später Neandertaler und früher moderner Menschen. Fallbeispiele aus dem südlichen Burgund und der Schwäbischen Alb. (original) (raw)

K. Herkert, J.-Y. Chang, M. Siegeris, N. Conard & H. Floss - Zur Ressourcennutzung später Neandertaler und früher moderner Menschen. Fallbeispiele aus dem südlichen Burgund und der Schwäbischen Alb

Fragestellungen wie die Verwendung lokaler oder ortsfremder lithischer Rohma-terialien zur Werkzeugproduktion oder die Nutzung natürlicher Ressourcen wie Flüsse als Quelle von Rohmaterialien und zugleich als Ressource Wasser und/oder Nahrung stehen im Teilprojekt B01 " Variabilität der Ressourcennutzung. Raumerschließung durch späte Neandertaler und frühe anatomisch moderne Menschen in Europa " des SFB 1070 " RessourcenKulturen " im Vordergrund. Hierbei werden in zwei Fallstudien – die Schwäbische Alb und das südliche Burgund – der Zeitraum des Übergangs vom Neandertaler zum anatomisch modernen Menschen in Europa zwischen 50 und 30 ka BP und damit einhergehend eine Veränderung in der techno-typologischen Ausprägung der Inventare bekannter Fundstellen untersucht. Das Fallbeispiel der Schwäbischen Alb legt den Fokus auf die lithischen Aurignacieninventare der Vogelherd-Höhle. Die techno-typologische Analyse unter Berücksichtigung der Rohmaterialökonomie zielt sowohl darauf ab, spezifische Charakteristika des Schwäbischen Aurignacien herauszuarbeiten, als auch Unterschiede in den Inventaren zu identifizieren. Das Fallbeispiel im Südburgund (Côte Chalonnaise) beschäftigt sich in komplementärer Weise mit lithischen Inventaren von Freiland-wie auch Höhlenfundstellen wie Saint-Martin-sous-Montaigu, Rully oder Germolles, für die eine Besiedlung im späten Mittelpaläolithikum, im frühen Jungpaläolithikum sowie während des Châtelperronien nachgewiesen ist. Als Referenz dienen vor allem die modern ergrabenen Inventare der Grottes de la Verpillière I und II in Germolles. Eingerahmt und ergänzt werden die Arbeiten von überregionalen Rohmaterialstudien, die sowohl durch ausgedehnte Prospektionen und Kartierungen als auch durch einheitliche mikro- und makroskopische Analysen darauf abzielen, die vorhandenen lithischen Rohmaterialien beider Regionen zu beschreiben und in ihrem archäologischen Niederschlag greifen zu können. Daraus ergeben sich Rückschlüsse auf Versorgungsstrategien oder Wanderbewegungen später Neandertaler und früher moderner Menschen entlang natürlicher Flusssysteme wie der Donau oder dem Rhein-Saône-Rhône-Graben.

Die letzten Neandertaler und ersten modernen Menschen auf der Schwäbischen Alb

Katalog zur Ausstellung Roots/ Wurzeln der Menschheit, 2006

Für den Fall des Zusammentreffens zweier menschlicher Populationen sind viele Auswirkungen vorstellbar. Am einen Ende dieses Spektrums stehen die gegenseitige Akzeptanz und genetische Verschmelzung der Populationen. Am anderen Ende des Spektrums steht die Ausrottung einer der Populationen. Zwischen diesen Endpunkten gibt es viele andere Möglichkeiten, und es sind für jeden Leser viele Modelle der Koexistenz und Vermischung sowie der Ausrottung innerhalb dieses Rahmens vorstellbar. Als Vertreter empirischer Wissenschaft müssen Archäologen und Erforscher der menschlichen Evolution nach harten Fakten suchen, um Fragen dieser Art zu lösen. Dieser Beitrag stellt die Frage, was geschehen ist, als Gruppen moderner Menschen nach Europa kamen und die Schwäbische Alb erreichten. Sehr eng mit dieser Frage verknüpft ist die Frage nach dem Schicksal der letzten Neandertaler.

Ressourcen der Neandertaler im Burgenland (Österreich). Die Csaterberge bei Kohfidisch als Limnosilizit-Rohmaterialquelle vom Mittelpaläolithikum bis in die Kupferzeit

ArchA 105, 2021, 11-50

In this paper, we present evidence for the prehistoric use of lithic raw materials from the opalite/limnosilicite source Csaterberge in the province Burgenland, Austria. These materials were used for stone tool production from the Middle- and Upper Palaeolithic through - out the Neolithic and up to the Chalcolithic. Lithic artefacts made of materials from this locality were previously documented, however both the chronological and chorological extent of their use was dra- matically underestimated. Diagnostic tool types (mainly sidescrap - ers, bifacial tools) and the Levallois concept from the Csaterberge hills point to exploitation of the opalite/limnosilicite already in the Late Middle Palaeolithic. Moreover, this is the first record of a Mid- dle Palaeolithic occupation in the Austrian province of Burgenland, and at the same time the first secure evidence for the presence of the Palaeolithic in this region in general.

Sind sich Neandertaler und moderne Menschen auf der Schwäbischen Alb begegnet?

Vom Neandertaler zum modernen Menschen, 2005

Einleitung Für den Fall des Zusammentreffens zweier menschlicher Populationen sind viele Auswirkungen vorstellbar. Am einen Ende dieses Spektrums stehen die gegenseitige Akzeptanz und genetische Verschmelzung der Populationen. Am anderen Ende des Spektrum steht die Ausrottung einer der Populationen. Zwischen diesen Endpunkten gibt es viele andere Möglichkeiten, und es sind für jeden Leser viele Modelle der Koexistenz und Vermischung sowie der Ausrottung innerhalb dieses Rahmens vorstellbar. Als Vertreter empirischer Wissenschaft müssen Archäologen und Erforscher der menschlichen Evolution nach harten Fakten suchen, um Fragen dieser Art zu lösen. Dieser Beitrag stellt die Frage, was geschehen ist, als Gruppen moderner Menschen nach Europa kamen und die Schwäbische Alb erreichten. Sehr eng mit dieser Frage verknüpft ist die Frage nach dem Schicksal der letzten Neandertaler. Forschungsgeschichte Die Schwäbische Alb ist eine von wenigen europäischen Regionen, die ihre paläolithische Forschungsgeschichte bis in die r860er Jahren zurückverfolgen können (Abb.«}, Hier sind Forscherpersönlichkeiten wie Oscar Fraas, Robert RudolfSchmidt, Gustav Riek, Robert Wetzel und Ioachirn Hahn als wichtige Aus-gräber der Höhlen der Schwäbischen Alb erwähnenswert. Alle diese Wissenschaftler haben sich in unterschiedlicher Form mit den Neandertalern und dem frühen Homo sapiens sapiens auf der Alb auseinander gesetzt. Sie alle gruben wichtige Fundschichten der Neandertaler und modernen Menschen aus und machten sich Gedanken über das Ende der Neandertaler sowie die Ursprünge des Jungpaläolithikums und die Ausbreitung des modernen Menschen. Fraas gehört zur ersten Generation der Paläolithiker und setzte sich in erster Linie mit grundsätzlichen Fragen wie der Evolutionslehre, der Existenz des fossilen Menschen an sich, auseinander. Am Anfang des 20. Jahrhunderts betrachtete R.R. Schmidt diese Frage etwas konkreter und bezog sich auf eine deutlich bessere Quellenlage. Er schrieb: Der Neandertaltypus ist der Repräsentant der altpaläolithischen Kultur. Zu einem höheren Kulturniveau, das erst die jungpaläolithische Bevölkerung mit ihrer reichentwickelten Jägerkunst und ihren vielgestaltigen, hohen Bestattungsformen erreichte, hat sich die Neandertalrasse nicht aufzuschwingen vermocht. Die Hypothese von der Gleichzeitigkeit einer Neandertalrasse und einer höheren, dem Homo sapiens nahestehenden Form war auf trügerischen stratigraphischen Schlüssen aufgebaut (SCHMIDT 1912, S.267-268). Hier ist klar zu erkennen, dass er davon ausging, dass Neandertaler und moderne Menschen, die Träger der Aurignacien-Kul-'45 3 2 4 Abb.ll Auri gnacienzeitliche fi gürliche Kun st aus dem Vog elh erd im Lon et al und dem Hohl e Fels bei Schelkl ing en. 1 Löwe, Vogelh erd , Länge 8,8 cm 2 Pferd, Vogelherd , Länge 4,8 cm 3 Mammut, Vogelh erd, Länge 5,0 cm 4 Wasservogel, Hohl e Fel s, Länge 4,7 cm Fot os: Hild e [en sen. 2 Abb.12 Aurignacien zeitliche fig ürliche Kunst aus den Hohl enstein -Stadel (I) Lon etal und dem Hohl e Fels (2) bei Schelk linge n.

Schlacken, Scherben, Schlachtabfälle – archäologische Untersuchungen zu Ökonomie, Ökologie und Konsum im frühmittelalterlichen Nordbayern. In: „Konsum und Kulturlandschaft". Siedlungsforschung. Archäologie – Geschichte – Geographie 28, 2010 (2012), 237-272.

"Historical-sociological as well as medievistic research has so far not dealt with the history of consumption in the early Middle Ages and its impact on the cultural landscape. This interdisciplinary case study discusses selected aspects of the topic for northern Bavaria. The first section focuses on the theoretical and methodological basis with a special emphasis on spatial, temporal and social differences within the system of consumption. The second part of the study analyses archaeological and historical sources on the concrete effects of consumption on the cultural landscape in early medieval northern Bavaria. Central to this is a reconsideration of the carolingian “Banzer Reichsurbar” from the perspective of the history of consumption. Die historisch-soziologische Konsumforschung und auch die Mediävistik haben sich bislang wenig mit der Geschichte des Konsums im Frühmittelalter auseinandergesetzt und sein kulturlandschaftlicher Niederschlag wurde kaum thematisiert. In einer interdisziplinären Fallstudie werden ausgewählte Teilaspekte des Themenfeldes für Nordbayern diskutiert. Ein theoretisch-methodisch orientierter Abschnitt fokussiert auf räumliche, zeitliche und soziale Unterschiede innerhalb des Konsumsystems. Der zweite Teil der Studie setzt sich anhand archäologisch-historischer Befunde mit konkreten Auswirkungen des Konsums auf die Kulturlandschaft im frühmittelalterlichen Nordbayern auseinander. Im Zentrum steht dabei eine Neubetrachtung des karolingerzeitlichen Banzer Reichsurbars aus der Perspektive der Konsumgeschichte."

Technologieentwicklung und –transfer in der Hallstatt-und Latènezeit. Beiträge zur Internationalen Tagung der AG Eisenzeit und des Naturhistorischen Museums, Prähistorische Abteilung – Hallstatt 2009

Technologieentwicklung und -transfer in der Hallstatt-und Latènezeit. Beiträge zur Internationalen Tagung der AG Eisenzeit und des Naturhistorischen Museums Wien, Prähistorische Abteilung -Hallstatt 2009. Beitr. Ur-u. Frühgesch. Mitteleuropas 65 (Langenweissbach 2012). 23. Tagung der AG Eisenzeit, Nürnberg, Deutschland (25.-29.5.2010) "Wege und Transport" Tagung in Zusammenarbeit mit dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V. und der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e. V. Publikation: C. Tappert/Ch. Later/J. Fries-Knoblach/P.C. Ramsl/P. Trebsche/ S. Wefers/J. Wiethold (Hrsg.), Wege und Transport. Beiträge zur Sitzung der AG Eisenzeit während der 80. Verbandstagung des West-und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung e. V. in Nürnberg 2010. Beitr. Ur-u. Frühgesch. Mitteleuropas 69 (Langenweissbach 2012). 24. Tagung der AG Eisenzeit, Bremen, Deutschland (4.-5.10.2011) "Eisenzeit und Geschlechterforschung. Bilder -Räume -Rollen" Gemeinsame Tagung mit der AG Geschlechterforschung anlässlich des 7. Deutschen Archäologen-Kongresses in Bremen (3.-7. 10.2011) in Zusammenarbeit mit dem Nordwestdeutschen Verband für Altertumsforschung e. V. Publikation in Vorbereitung 25. Tagung, Rzeszów, Polen (19.-22. 9. 2012) "Waffen -Gewalt -Krieg" und "Aktuelle Forschungen zur polnischen Eisenzeit" Tagung in Zusammenarbeit mit dem Instytut Archeologii Uniwersytetu Rzeszowskiego, der Fundacja Rzeszowskiego Osrodka Archeologicznego und dem Muzeum Okregowe w Rzeszowie. Publikation in Vorbereitung