IFB-Rezension Philosophie der Tierforschung. - Freiburg [u.a.] : Alber. - Bd. 2. Maximen und Konsequenzen / Kristian Köchy ; Matthias Wunsch ; Martin Böhnert (Hg.). (original) (raw)
Related papers
Die Tierphilosophie ist eines der lebendigsten Felder der Gegenwartsphilosophie. In ihrem Mittelpunkt standen bislang Fragen nach dem Geist der Tiere, der Tier-Mensch-Unterschied oder Probleme der Tierethik. Die auf drei Bände angelegte »Philosophie der Tierforschung« wirft einen neuen Blick auf dieses Gebiet mit dem Ziel einer strukturierten Untersuchung der Tier-Mensch-Verhältnisse in den methodischen Zugängen der Tierforschung. Während der erste Band, dem Gedanken der Forschungsumwelten folgend, unter dem Schlüsselkonzept der methodologischen Signatur von Forschungsprogrammen die historische und systematische Aufarbeitung der Tierforschung zum Ziel hatte, widmet sich dieser zweite Band den »Maximen und Konsequenzen« der Tierforschung. Damit öffnet sich das zu untersuchende Feld in Richtung auf kulturelle und ethische Aspekte, auf gesellschaftliche und politische Horizonte der Forschung. Hatte der erste Band deutlich gemacht, dass Tiere in den betreffenden Forschungsumwelten nicht nur die Rolle passiver Objekte spielen, sondern auch subjektive und aktive Qualitäten erlangen, und sei es in Form der Widerständigkeit, so erweisen sich die Forschungsumwelten samt der in ihnen stattfindenden Interaktionen zwischen forschenden Menschen und erforschten Tieren damit unter ethischen und kulturellen Vorzeichen als Machtsysteme, deren Mechanismen der Anerkennung und Unterdrückung philosophisch zu thematisieren sind.
In den letzten Jahren hat die philosophische Auseinandersetzung mit Tieren -das, was inzwischen unter dem Namen "Tierphilosophie" 1 rangiert -wachsende Aufmerksamkeit erfahren. Neben dem Problem des Tier-Mensch-Unterschiedes stehen dabei unter theoretischen Vorzeichen die Frage nach dem Geist der Tiere und unter praktischen Vorzeichen die Themenfelder der Tierethik im Fokus. 2 Unter Beteiligung der Philosophie hat parallel dazu eine rege Diskussion in den Geistes-und Sozialwissenschaften insgesamt eingesetzt, die unter dem Titel "Human-Animal Studies" ein interdisziplinäres Profil gewonnen hat. Das Forschungsinteresse richtet sich hier auf die historische, kulturelle und soziale Bedeutung von Tieren sowie auf die gesellschaftliche Dimension von Mensch-Tier-Verhältnissen. 3 Mit dem auf drei Bände angelegten Projekt einer 1 M. Wild, Tierphilosophie zur Einführung, 3. korrigierte Aufl., Hamburg 2013. 2 Einen Überblick über die Debatten bieten: D. Perler, M. Wild (Hrsg.), Der Geist der Tiere. Philosophische Texte zu einer aktuellen Diskussion, Frankfurt a. M.
Die Tierphilosophie ist eines der lebendigsten Felder der Gegenwartsphilosophie. In ihrem Mittelpunkt standen bislang Fragen nach dem Geist der Tiere, der Tier-Mensch-Unterschied oder Probleme der Tierethik. Die auf drei Bände angelegte »Philosophie der Tierforschung« wirft einen neuen Blick auf dieses Gebiet mit dem Ziel einer strukturierten Untersuchung der Tier-Mensch-Verhältnisse in den methodischen Zugängen der Tierforschung. Der erste Band »Methoden und Programme« stellt die Geschichte und Systematik der biologischen Tierforschung, insbesondere der Verhaltensforschung, in den Mittelpunkt. Die philosophische Analyse der verschiedenen Forschungsansätze folgt dem Gedanken des Milieus und berücksichtigt so die mannigfaltigen Faktoren der jeweiligen Forschungsumwelten. Dazu dient ein theoretischer Rahmen, dessen Schlüsselkonzept der Begriff der methodologischen Signatur von Forschungsprogrammen ist. Diese umfasst eine Reihe von Kenngrößen, die solche Programme identifizieren und sie mit anderen Ansätzen vergleichbar machen. Dazu gehören an zentraler Stelle die bevorzugten Referenztiere und deren primär untersuchte Vermögen, aber auch kategoriale Vorentscheidungen (etwa bezüglich der Konzeption des Tierlichen oder der Mensch-Tier-Beziehung) sowie die verwendeten Forschungsmethoden, die gewählten Forschungsorte, das zugrunde liegende Wissenschaftsideal, die Positionierung zu anderen Forschungsansätzen oder die philosophischen Hintergrundannahmen und Implikationen.
IFB-Rezension Philosophie der Tierforschung
AUFSATZSAMMLUNG 17-3 Philosophie der Tierforschung. -Freiburg [u.a.] : Alber. -22 cm [#5346] Bd. 1. Methoden und Programme / Martin Böhnert ; Kristian Köchy ; Matthias Wunsch (Hg.). -Orig.-Ausg. -2016. -374 S. : Diagramme. -ISBN 978-3-495-48741-9 : EUR 29.99 Die vorliegende Publikation 1 stellt innerhalb der derzeit boomenden Literatur zu den sogenannten animal studies eine Besonderheit dar. Denn anders als in den vielen kulturwissenschaftlich inspirierten Arbeiten, die sich mit Tiertheorie, 2 den Tier-Mensch-Beziehungen allgemein 3 oder bezogen auf einzelne Tierarten in kulturgeschichtlicher, 4 kulturwissenschaftlicher 5 oder lite-1 Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1070704598/04 2 Grundlagentexte findet man hier: Texte zur Tiertheorie / hrsg. von Roland Borgards ... -Stuttgart : Reclam, 2015. -332 S. ; 15 cm. -(Reclams Universal-Bibliothek ; 19178). -ISBN 978-3-15-019178-1 : EUR 12.80 [#4208]. -Rez.: IFB 15-3 http://ifb.bsz-bw.de/bsz433613815rez-1.pdf 3 Siehe etwa Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen / Arianna Ferrari ; Klaus Petrus (Hg.). -Bielefeld : Transcript-Verlag, 2015. -475 S. ; 24 cm. -(Humananimal studies). -ISBN 978-3-8376-2232-4 : 29.99 [#4372]. -Rez.: IFB 16-1 http://ifb.bsz-bw.de/bsz377265632rez-1.pdf 4 Etwa Das letzte Jahrhundert der Pferde : Geschichte einer Trennung / Ulrich Raulff. -München : Beck, 2015. -461, [32] S. : Ill. ; 22 cm. -ISBN 978-3-406-68244-5 : EUR 29.95 [#4403]. -Die alte Welt der Pferde / Ulrich Raulff. -Basel : Schwabe, 2016. -23 S. ; 21 cm. -(Jacob-Burckhardt-Gespräche auf Castelen ; 31). -ISBN 978-3-7965-3515-4 : SFr. 14.00, EUR 14.00 [#4721]. -Rez.: IFB 16-2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz445912162rez-1.pdf -Weiterhin sei verwiesen auf die inzwischen zahlreichen Bände der Reihe Naturkunden bei Matthes & Seitz. Hier eine Auswahl der in IFB besprochenen Bände zu einzelnen
Die Tierphilosophie ist eines der lebendigsten Felder der Gegenwartsphilosophie. Im Mittelpunkt stehen bislang die Frage nach dem Geist der Tiere, das Problem des Tier-Mensch-Unterschiedes und die Themenfelder der Tierethik. Die auf drei Bände angelegte »Philosophie der Tierforschung« wirft einen neuen Blick auf dieses Gebiet und ergänzt es durch eine stärkere Berücksichtigung des gesamten Kontextes der naturwissenschaftlichen Tierforschung, inklusive der philosophischen Hintergrundannahmen, der Forschungsverfahren und -orte, der Handlungslogiken, Denkstile und Sprachspiele der Forscherkollektive sowie der jeweils ausgewählten Modellorganismen. Stellten die ersten beiden, bereits erschienenen Bände der Reihe die Methoden und Programme sowie die Maximen und Konsequenzen der Tierforschung in den Mittelpunkt, widmet sich der dritte Band unter dem Leitgedanken der Forschungsumwelten den Milieus und Akteuren. Im Ausgang von der Tier-Mensch-Relationalität der Tierforschung werden dabei die verschiedenen Rollen der Forschenden und der erforschten Tiere mit dem Ziel einer Neukonfiguration des Untersuchungsfeldes herausgearbeitet.
Philosophie der Tierforschung. Band 2: Maximen und Konsequenzen. Inhaltsverzeichnis
2016
Die Tierphilosophie ist eines der lebendigsten Felder der Gegenwartsphilosophie. In ihrem Mittelpunkt standen bislang Fragen nach dem Geist der Tiere, der Tier-Mensch-Unterschied oder Probleme der Tierethik. Die auf drei Bände angelegte »Philosophie der Tierforschung« wirft einen neuen Blick auf dieses Gebiet mit dem Ziel einer strukturierten Untersuchung der Tier-Mensch-Verhältnisse in den methodischen Zugängen der Tierforschung. Während der erste Band, dem Gedanken der Forschungsumwelten folgend, unter dem Schlüsselkonzept der methodologischen Signatur von Forschungsprogrammen die historische und systematische Aufarbeitung der Tierforschung zum Ziel hatte, widmet sich dieser zweite Band den »Maximen und Konsequenzen« der Tierforschung. Damit öffnet sich das zu untersuchende Feld in Richtung auf kulturelle und ethische Aspekte, auf gesellschaftliche und politische Horizonte der Forschung. Hatte der erste Band deutlich gemacht, dass Tiere in den betreffenden Forschungsumwelten nicht nur die Rolle passiver Objekte spielen, sondern auch subjektive und aktive Qualitäten erlangen, und sei es in Form der Widerständigkeit, so erweisen sich die Forschungsumwelten samt der in ihnen stattfindenden Interaktionen zwischen forschenden Menschen und erforschten Tieren damit unter ethischen und kulturellen Vorzeichen als Machtsysteme, deren Mechanismen der Anerkennung und Unterdrückung philosophisch zu thematisieren sind.
IFB-Rezension Philosophie der Tierforschung 3
Als letzter Teil des dreiteiligen Werkes der Herausgeber, das sich der Philo-sophie nicht des Tieres, sondern der Tierforschung widmet, 1 ist dieser hier anzuzeigende den umfangreichsten Band. Er beschäftigt sich mit Milieus und Akteuren, was im folgenden kurz zu erläutern ist, damit man sich etwas darunter vorstellen kann. Zunächst sei nur der Hinweis wiederholt, daß es hier nicht direkt um das Tier bzw. Tiere geht, sondern um die Art und Weise, wie sich der Mensch als Tierforscher zu Tieren verhält, und zwar unter me-thodischen wie prinzipiellen Aspekten. Dabei sollen nun die Tiere selbst keineswegs ausgeblendet werden, aber alle Fragen etwa nach einem Be-wußtsein oder dem Denken der Tiere, die sonst in einer Tier-Mensch-Relation direkt verhandelt werden, bleiben hier immer bezogen auf den Kontext einer forscherischen Beziehung. Im vorliegenden Band geht es um die Analyse von " Forschungsumwelten und ihrer Strukturelemente " (S. 17). Es gehe um wechselseitige Tier-Mensch-Relationen, wobei hier angenommen wird, daß es nicht um eine strikte Gegenüberstellung in einem cartesianischen Sinne gehen kann: " Dem dualistischen Raster von Forschungsrelation zufolge ergäbe sich eine unvermittelte Gegenstellen von vernünftige Subjekten (Menschen) auf der einen Seite und bloß materiellen Objekten (Tieren) auf der anderen Seite.
HANDBUCH 19-2 Handbuch Tierethik : Grundlagen-Kontexte-Perspektiven / Johann S. Ach, Dagmar Borchers (Hg.).-Stuttgart : Metzler, 2018.-VIII, 363 ; 25 cm.-ISBN 978-3-476-02582-1 : EUR 69.95 [#6485] Unter den philosophischen Handbüchern des Metzler-Verlags 1 ist nun auch eines zur Tierethik. 2 Es informiert umfassend und auf dem aktuellen For-schungsstand 3 zu grundlegenden Aspekten des Themas, so daß das Hand-buch als höchst nützliche Informationsquelle und Reflexionsanregung für alle dienen kann, die sich als Philosophierende oder sonst an Tieren bzw. dem Verhältnis des Menschen zu den Tieren bzw. zu den nicht-menschlichen Tieren befassen. 4 Daß solche Themen beliebt sind, liegt auf 1 Schon früher erschien: Handbuch Ethik / hrsg. von Marcus Düwell ...-3., aktua-lisierte Aufl.-Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2011.-XI, 599 S. ; 25 cm.-ISBN 978-3-476-02388-9 : EUR 49.95 [#2122].-Rez.: IFB 11-4 http://ifb.bsz-bw.de/bsz344733335rez-1.pdf-Zuletzt z.B. Handbuch Erkenntnis-theorie / Martin Grajner, Guido Melchior (Hg.).-Stuttgart : Metzler, 2019.-VI, 448 S. ; 25 cm.-ISBN 978-3-476-04631-4 : EUR 89.95 [#6517].-Rez.: IFB 19-2 Aus den teils kulturwissenschaftlichen Publikationen der letzten Jahre seien er-wähnt: Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen / Arianna Ferrari ; Klaus Petrus (Hg.).-Bielefeld : Transcript-Verlag, 2015.-475 S. ; 24 cm.-(Human-animal studies).-ISBN 978-3-8376-2232-4 : 29.99 [#4372].-Rez.: IFB 16-1 http://ifb.bsz-bw.de/bsz377265632rez-1.pdf-Tiere : kulturwissenschaftliches Handbuch / hrsg. von Roland Borgards.-Stuttgart : Metzler, 2016 [ersch. 2015].-VIII, 323 S. : Ill. ; 25 cm.