Buchkapitel Darwin_Strauss_Nietzsche_Kap11_Evolutionstheorie.pdf (original) (raw)
Abstract
Das Bild stammt aus Ernst Haeckels "Anthropogenie oder Entwickelungsgeschichte des Menschen. Gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Grundzüge der menschlichen Keimes-und Stammes-Geschichte" (1874). Es zeigt die Entwicklung der Arten als Baum, auf dessen Spitze der Mensch zu sehen ist. Am Beginn der Evolutionstheorie steht die Baummetapher: Charles Darwin hat in seinem berühmten Notizbuch Bi mJ uli 1837 zum ersten Mal die Vorstellung geäußert, dass alle Lebewesen sich auseinander entwickeln und voneinander abstammen. Um den Gedanken zu illustrieren, hat er in schlichten Strichen die Skizze eines Baumes angefertigt. Das Bild des Baumes wurde immer wieder verwendet, um die Idee einer gemeinsamen Abstammung zu illustrieren. Das Bild ist keineswegs neutral, es enthält implizit eine Wertung. Die Spitze des Baumes ist die Krone der Schöpfung. Ernst Haeckel, der die Darwin'sche Lehre in Deutschland bekannt gemacht und wichtige Beiträge zur Entwicklung der Abstammungslehre beigesteuert hat, hatte anders als Darwin, die starke Neigung, in der Evolution einen Prozess in Richtung Fortschritt zu erkennen: "Das natürliche System der Organismen verhält sich demgemäss nach unserer Anschauung zur gesammten Morphologie, wie der Stammbaum einer alten preussischen Adels-Familie oder einer arabischen Pferdefamilie, der in Form einer einzigen übersichtlichen Stammtafel das gesammte übrige Verwandtschaftsverhältnis derselben enthüllt, sich zu ihrer ausführlichen Familien-Chronik sammt speciellen Biographieen aller einzelnen Individuen verhält." (Haeckel 1866, S. 38) Bevor Charles Darwin im Jahr 1859 seine Entstehung der Arten veröffentlichte, war die Annahme, dass alle Arten konstant sind, wissenschaftlicher Konsens. Durch die Annahme einer natürlichen Schöpfungsgeschichte schien es, als ob sich völlig neue Spielräume historischer Entwicklung auftun würden. Für viele Menschen stand diese Annahme in einem Widerspruch mit dem christlichen Glauben, der so stark empfunden wurde, dass die Wissenschaft von manchem zu einer Art Ersatzreligion stilisiert wurde. Nietzsche sah darin ein großes Problem und versuchte, die Krise zuzuspitzen, um zu einer neuen Lösung zu kommen. 11.1 Charles Darwin 11.2 David Friedrich Strauß und Friedrich Nietzsche 168 DIE EVOLUTIONSTHEORIE UNDI HREF OLGEN
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