Formen der Versunkenheit. Die Rolle der Traumanalyse im Frühwerk Eugen Finks (original) (raw)
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Hans Rainer Sepps Vorwort zu Formen der Versunkenheit
2020
"Wie Chu zeigt, führt Fink zwei Arten von Widersinnigkeit ein. Einer Widersinnigkeit mit finiter Struktur steht eine solche gegenüber, die transfinit strukturiert ist: Die Rede von einer ‚Welt außerhalb unserer Welt‘ oder einer ‚Überwelt‘ besitzt keine Erfüllung durch Intuition und ist folglich ein Widersinn. Die Widersinnigkeit wird hier jedoch nicht durch die unverträgliche Kombination von Gegenstandsbestimmungen verursacht (‚rundes Viereck‘), sondern durch die Präpositionen ‚außerhalb‘ oder ‚über‘, die auf eine radikale Abkehr von unserem Welthorizont verweisen, mithin einen Absprung von gegebenen Horizonten hin zu einer unbekannten Sphäre intendieren. Nimmt man das Nichts dieser Sphäre als Negation einer endlichen Einheit, wird es zu einem relationalen Begriff für etwas, das wiederum durch einen gegebenen Horizont bestimmt ist, von dem ich jedoch wieder abspringen kann usw. Diese Absprungsmöglichkeit in ihrer Iterierbarkeit, in der sich das Nichts der ‚Überwelt‘ als ein Infinites erweist, bezeichnet Chu als die „Unruhe“ einer transweltlichen Bewegung. Die Widersinnigkeit der ‚Überwelt‘ wird folglich nicht durch eine Kombination weltlicher Bestimmtheiten verursacht, sondern durch ihre radikale Unbestimmbarkeit."
Trauma - aus der Perspektive eines Psychoanalytikers. Eine Buchbesprechung [2011]
Phänomenal - Zeitschrift für Gestalttheoretische Psychotherapie, 2011
Summary in English (text in German): Mathias Hirsch is a specialist in psychiatry and psychotherapeutic medicine, psychoanalyst, group analyst, lecturer at the University of Hamburg and honorary member of the Psychoanalytical Seminary in Vorarlberg. As an author he has published on various topics, with traumatisation one of his main areas of expertise. In the series "Analyse der Psyche und Psychotherapie" his latest book "Trauma" has recently been published, in which Hirsch presents basic concepts of psychoanalysis on this topic in a concise yet very precise manner. Zusammenfassung: Mathias Hirsch ist Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker, Lehrbeauftragter der Universität Hamburg sowie Ehrenmitglied des Psychoanalytischen Seminars in Vorarlberg. Als Autor ist er zu verschiedenen Themenbereichen hervorgetreten, wobei Traumatisierung einen seiner Forschungsschwerpunkte darstellt. Nun ist in der Reihe „Analyse der Psyche und Psychotherapie“ jüngst sein neuestes Buch mit dem Titel „Trauma“ erschienen, in welchem Hirsch knapp und dennoch sehr präzise grundlegende Konzepte der Psychoanalyse zu diesem Thema darstellt.
"Torweg Augenblick". Zu Finks Nietzsche-Deutung
Phainomena. Journal of Phenomenology and Hermeneutics, 2022
“Gateway, This Moment.” On Fink’s Interpretation of Nietzsche Nietzsche interests Fink as a thinker in whom a new “experience of the world” emerges through the historical trajectories, the narrative, and the language of metaphysics—in its question horizon and yet at the same time beyond it. This, however, does not simply replace the metaphysical worldview, but is fought out in the playingfield of that difference which, according to Fink, is the “metaphor of all metaphysics”: the ontological comparative. On the one hand, Nietzsche takes this playing field into account by absolutizing it in the thought of the “will to power” as the movement of all being in time; on the other hand, he undermines it in the thought of the “eternal return of the same” as time as such and thus leads it to its limit. This is narrowly brought about in the image of the “gateway, This Moment” from Zarathustra, which Fink interprets as a “bumping into each other’s heads” of ontology (being) and cosmology (time) or as a breakthrough of the post-metaphysical thought of the “world wholeness” in the sense of the “all-encompassing, all-bringing, and all-erasing play-time of the world” into the historical world. In this antagonistic in-between, this “self-reflection,” Nietzsche’s confrontation with metaphysics takes place—and equally Fink’s interpretation of this confrontation.
Simon Scharf: Krise -Subjekt - Literarische Form Dissonanz erzählen im Werk
Frank & Timme, 2021
Der spätmoderne Mensch befindet sich in einer Identitätskrise. Frei im Hinblick auf die individuelle Lebensgestaltung ist er zugleich losgelöst von alten Sicherheiten und Bindungen an Klasse, Religion und Nation. Vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer und kultureller Krisen erscheint Identitätsbildung heute als situatives, ständig neu zu entwerfendes und dabei höchst ambivalentes Projekt. Welches Potenzial entfaltet das literarische Erzählen in diesem Kontext? Terézia Mora, Reinhard Jirgl und Peter Wawerzinek modellieren in ihren Werken Szenarien der Identitätsarbeit. Die Krise des Subjekts führt bei ihnen zu einem neuen Nachdenken über Lebens- und Romanformen. Sie versinnbildlichen den Kernkonflikt von Text und Figur in charakteristischen Leerstellen, die das Ringen der Romane um die Selbstbilder von Protagonistinnen und Protagonisten sowie gleichzeitig um Form und Gattung spiegeln. So werden die literarischen Texte als komplexe Wahrnehmungsräume für die Leserinnen und Leser selbst zu einer Identitätserfahrung.