Präsenz der Abwesenheit. Gewaltsames Verschwindenlassen und die Liminalität von Transitional Justice in Mexiko, In: Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung (2015) 4 (2): 225-261. (original) (raw)

Präsenz und (Un-)Sichtbarkeit magischer Grenzen

Materiale Textkulturen, 2018

The method of creating a boundary by magical means is attested for over three millennia in cultures of the eastern Mediterranean world, starting already in the 16th century BC. In the different cultures, many different methods for creating an open or closed boundary against evil are attested. The various methods will be examined and evaluated using the cultural anthropological approach invented by Markus Hilgert.

'Anwesende Abwesenheit'. Zur kommunikativen Konstellation des Dokumentarfilms

Auslassen, Andeuten, Auffüllen. Der Film und die Imagination des Zuschauers (Ed. Julian Hanich / Hans J. Wulff). München: Wilhelm Fink, 2012

Die Vorgänge des Auslassens und Auffüllens, des Evozierens und Imaginierens stellen sich im dokumentarischen Film anders dar als im fiktionalen und müssen daher spezifisch gefasst werden. Mir geht es in diesem Beitrag um eine besondere, dem Dokumentarfilm eigene Leerstelle, auf die sich Aufmerksamkeit und Vorstellungsvermögen, mithin die imaginativ-auffüllende Tätigkeit des Zuschauers richtet: die Leerstelle der unsichtbaren, weil in der Regel im Bild abwesenden Filmemacher. Diese ‚anwesende Abwesenheit‘ ist Teil der sozialen Situation, die durch die Filmarbeit geschaffen wird. Die sozialen Akteure im performativen Raum vor der Kamera interagieren auf verschiedene Art und Weise mit den unsichtbaren Filmemachern dahinter, oder zuspitzt formuliert: Die Interaktion von Gefilmten und Filmemachern ist notwendiger Bestandteil der kommunikativen Verfasstheit des Dokumentarfilms; das gilt sogar für beobachtende Ansätze, auch wenn deren Vertreter das vermeintliche Ideal vom Nichteingreifen in die profilmische Situation postulieren. Eine der Aufgaben der Rezeption ist es, eine Vorstellung des Filmemachers zu erlangen. Deutlich wird, dass sich in der dokumentarfilmischen Konstellation unterschiedliche soziale und kommunikative Rollen überlagern, wie insbesondere an SCHOTTER WIE HEU dargelegt wird, der daraus komische Effekte zieht.

Paradoxien des Drogenkrieges: zur Transformation der Gewaltakteure in Mexiko

2015

Die bisher nicht luckenlos aufgeklarte, vermutlich aber Gruppen der organisierten Kriminalitat zuzurechnende Ermordung von uber 40 Lehramtsstudenten in der sudmexikanischen Kleinstadt Ayotzinapa Ende 2014 hat ebenso wie die seit dem Abschuss eines Militarhubschraubers im Mai 2015 eskalierende Gewalt im westlichen Bundesstaat Jalisco wieder einmal schmerzlich in Erinnerung gerufen, dass in Mexiko bereits seit fast neun Jahren ein blutiger Gewaltkonflikt im Gange ist, der angesichts der wirtschaftlichen Erfolge des „Aztec tiger“ teils fast schon vergessen schien.

Die Anwesenheit tritt aus der Abwesenheit heraus. Über den Vorhang in Robert Blanchons "Dr. Farnsworth's Curtains". Eine Bildbeschreibung

"Die Anwesenheit tritt aus der Abwesenheit heraus. Über den Vorhang in Robert Blanchons "Dr. Farnsworth's Curtains". Eine Bildbeschreibung" ist ein künstlerisch-wissenschaftlicher Essay in zwei Teilen. Gegenstand der Arbeit ist Dr. Farnsworth's Curtains, eine Fotografie des amerikanischen Konzept- und Videokünstlers Robert Blanchon. Den ersten Teil bildet eine deskriptive sowie eine formale und mediale Bildbeschreibung. Im zweiten Teil werden, ausgehend von dieser Bildbeschreibung, zentrale Themen und Diskurse der Fotografie herausgearbeitet. "Dr. Farnsworth's Curtains" ist zuallererst eine Auseinandersetzung mit einem Monument der Architekturmoderne, Mies van der Rohes' Farnsworth House in Plano, IL. Blanchon setzt mit der Belichtung und Adressierung der Vorhänge dem normativen Kanon eine alternative Erzählung entgegen: jene der Edith Farnsworth, Chicagoer Nierenärztin und Auftraggeberin des Hauses. Es ist keine Geschichte von Mythos und Monument, vielmehr von dessen Dekonstruktion. Blanchon kehrt Agens und Patiens um, stellt statt der Huldigung die Kritik in den Vordergrund, Edith Farnsworth's Kritik, formuliert also einen act of critique an einem Ort, der keine Widersprüche duldet. "Dr. Farnsworth's Curtains" ist zudem eine Auseinandersetzung mit dem Körper. Blanchon stirbt, wie viele andere seiner Freunde, darunter auch Felix-Gonzalez Torres, 1999 an AIDS. In Anlehnung an ein Zitat aus Voiles – Schleier und Segel, dem Dialog von Hélène Cixous und Jaques Derrida über das Sehen, den Schleier, die Homonymie der Begriffe, das auch Eingang in den Titel der Arbeit gefunden hat, erzählt "Dr. Farnsworth's Curtains" also auch vom versehrten Körper, von einem Körper, der im Verschwinden begriffen ist, nicht zuletzt vom eigenen Verschwinden.

Mimesis und Gewalt. Gewaltdarstellung nach dem Ende der Repräsentation (Sanguineti, Calvino, Tabucchi)

Gewalt der Geschichte — Geschichten der Gewalt, 1998

FUr Sebastian Neumeister zum 60. Geburtstag. Gewalt, so heiBt es in der knarrenden Prosa eines einschlagigen Strafrechtskommentars, ist der "physisch verrnittelte Zwang zur Uberwindung eines geleisteten oder erwarteten Widerstandes''! und als solcher eines der beunruhigendsten, die individuelIe Freiheit radikal negierenden Phanome unserer Lebenswelt. SolI aus dieser lebensweltlichen Gewalt ein literarisches Sujet werden, dann setzt das zumindest Rudimente eines mimetischen literarischen Diskurses voraus, Grundzuge einer reprasentativen, kommunikativen Funktion von Literatur, die Aussagen aus und tiber die Lebenswelt tiberhaupt erst moglich macht. Bekanntlich konnten die diversen literaturtheoretischen wie literarischen Avantgarden der zweiten Jahrhunderthalfte einer mimetisch-referentielIen Funktion von Literatur nicht mehr viel abgewinnen; und wenn es trotz alIer Unterschiede zwischen Strukturalisten , Poststrukturalisten, Tel-Queliens, Nouveau nouveau romanciers, dem Gruppo '63 bis hin zur Postmodeme einen einigenden Schlachtruf gab, dann war es der gegen die Reprasentation als naiver, unerkannt mit den Ideologien des 19. Jahrhunderts getrankter Glaube an die unproblematische Abbildbarkeit von Wirklichkeit. Aber wenn als Konsequenz nicht mehr Wirklichkeit, son

Transitional Justice in Argentinien: Dreißig Jahre Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit

Handbuch Transitional Justice, 2015

Dieses Kapitel geht der Frage nach, welche Auswirkungen nationale Strafverfolgungen aufgrund von Menschenrechtsverletzungen sowohl bei den Opfern als auch in der Gesellschaft haben. Das Hauptziel der Arbeit besteht darin, zu analysieren, welche Bedeutung diese Gerichtsverfahren für die Opfer haben, welche Dynamiken sie entwickeln, welche Risiken sie darstellen und welche Auswirkungen sie haben. Hierfür fokussiert sich dieser Aufsatz auf den Fall Argentiniens, wo seit 2006 systematisch im ganzen Land Strafprozesse wegen Menschenrechtsverletzungen geführt werden, die während der letzten argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) begangen wurden.