Zum "Philosophen"-Porträt (1917) von Michail V. Nesterov. In: Sergij Bulgakov: Aus meinem Leben. Autobiographische Zeugnisse, hg. von Barbara Hallensleben und Regula M. Zwahlen, Münster 2017, S. 160–166 (original) (raw)

Eine Flaschenpost für das 21. Jahrhundert? Zum 150. Geburtstag von Vater Sergij Bulgakov. In: Istoriko-filosofskii ezhegodnik / History of Philosophy Yearbook 36 (2021), 196–220.

Istoriko-filosofskii ezhegodnik, 2021

Sergij Bulgakov war ein ausgewiesener Kenner der deutschen Kultur, Philosophie und Theologie und hat sich früh um die Rezeption seines Werks im deutschsprachigen Raum bemüht. Besonders im Rahmen der ökumenischen Bewegung der 1930er Jahre versuchte er zwischen protestantischer und orthodoxer Theologie zu vermitteln. Seine "Sophiologie" entwickelte er u.a. als konstruktiven Ausweg aus der einseitigen Weltbejahung der "liberalen Theologie" wie auch aus der ebenso einseitigen Weltverneinung der "dialektischen Theologie". Die Sophia-Lehre basiert auf dem Dogma von Chalcedon über das Gottmenschentum, das rechte Verhältnis zwischen der göttlichen und der menschlichen Natur, zwischen Gott und seiner Schöpfung bestimmt. Sergij Bulgakov was a connoisseur of German culture, philosophy and theology and made early efforts to ensure the reception of his work in the German-speaking world. Especially within the ecumenical movement of the 1930s he tried to mediate between Protestant and Orthodox theology. He developed his “Sophiology” among other things as a constructive way out of the one-sided world affirmation of “liberal theology” as well as out of the equally one-sided world negation of “dialectical theology”. The doctrine of Sophia is based on the dogma of Chalcedon about God-humanity, which defines the right relation between the divine and the human nature, hence between God and his creation.

[co-editor] Sergij Bulgakov. Aus meinem Leben. Autobiographische Zeugnisse. Münster 2017.

Werke, Band 2 (in deutscher Übersetzung). Herausgegeben von Barbara Hallensleben und Regula Zwahlen. Münster: Aschendorff-Verlag, 2017, VI u. 281 Seiten. ISBN 978-3-402-12036-1. Aus dem Russischen übersetzt von Elke Kirsten, redaktionell überarbeitet und kommentiert von Regula M. Zwahlen unter Mitwirkung von Ksenija Babkova und Barbara Hallensleben. In Sergij Bulgakov (1871-1944) begegnen wir einem der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, weit über die orthodoxe Theologie hinaus. Seine autobiographischen Zeugnisse verorten die übrigen Bände der Werkausgabe im Kontext seiner Lebenszeit und Selbstreflexion. Er selbst suchte stets „das eigentliche religiöse Zentrum in einem Menschen zu bestimmen, seinen echten, brennendsten Herzenswunsch zu finden, [...] gleichbedeutend mit der Erkenntnis seiner intimsten und wichtigsten Anliegen, durch die alles Äußerliche und Abgeleitete verständlich wird“. In Bulgakovs Denken verdichten sich seine Erziehung im Glauben, die ökonomische Ausbildung, politisches Engagement, ein ausgeprägt philosophisches Denken, eine breite Kenntnis der westlichen und östlichen Geistesgeschichte, ästhetische Sensibilität für Kunst und Literatur, eine geistliche, geradezu ‚mystische‘ Erfahrung und ein waches Hören auf die Zeichen der Zeit. Der autobiographische Band gibt u.a. Einblick in seine Familie und Heimat, seine religiöse Krise und Zuwendung zum Marxismus, seine erneute Hinkehr zum Glauben und seine Priesterweihe im Revolutionsjahr 1918, seine Ausweisung, die ihn über Konstantinopel und Prag nach Paris führte, sein ökumenisches Engagement und in seine geistige Biographie im Übergang vom Marxismus zum Idealismus und vom Idealismus zu einem sophiologisch konzipierten "christlichen Materialismus". Sergij Bulgakovs "Autobiographische Aufzeichnungen" wurden von Lev Zander erstmals 1946 zusammengestellt und herausgegeben. Die Struktur der Ausgabe von 1946 haben wir in der deutschen Ausgabe weitgehend übernommen. Den zweiten Teil mit autobiographischem Charakter haben wir um drei Beiträge ergänzt: den „autobiographischen Brief“ von 1913, einen Bericht von 1912 über die Erlebnisse während der Wahlen in die Staatsduma und Bulgakovs Testament von 1941. Ebenfalls hinzugefügt ist ein Bericht über die „Materialien der Ermittlungsakte“ über die Ausweisung Sergij Bulgakovs aus der Sowjetunion und sein Vortrag „Vom Marxismus zur Sophiologie“ während der Amerika-Reise 1936. Um die autobiographischen Fragmente in einen größeren Zusammenhang zu stellen, wurden in Teil II dieses Bandes weitere biographisch aufschlussreiche Beiträge aufgenommen: die Ansprache von Metropolit Evlogij (Georgievskij) bei der Totenmesse für Vater Sergij im Juli 1944, Ausführungen zum „Philosophen“-Porträt (1917) von Michail V. Nesterov, die Übersetzung relevanter biographischer Abschnitte aus dem Artikel „Bulgakov“ in der „Orthodoxen Enzyklopädie“ von Anna Rezničenko, gefolgt von einem tabellarischen Lebenslauf.

[co-editor] Sergij Bulgakov. Bibliographie. Werke, Briefwechsel und Übersetzungen. Münster 2017

Werke, Band 3. Herausgegeben von Barbara Hallensleben und Regula Zwahlen. Münster: Aschendorff-Verlag 2017, 150 Seiten, ISBN 978-3-402-12038-5 Wenige Autoren erfordern – nach Quantität, Qualität und Wirkungsgeschichte ihres Werkes – eine Bibliographie, die ein eigenes Buch darstellt. Der russische Denker Sergij Bulgakov (1871-1944) gehört zu diesem Kreis. Die Bibliographie (mit deutscher Übersetzung der russischen Titel in kyrillischer Schrift) erscheint gleichzeitig mit seinen autobiographischen Texten (Band 2) und nach seiner Habilitationsschrift „Philosophie der Wirtschaft“ (Band 1) als Band 3 der Werkausgabe, erarbeitet an der „Forschungsstelle Sergij Bulgakov“ der Universität Fribourg Schweiz. Enthalten sind: die zu Lebzeiten Bulgakovs veröffentlichten Werke, posthume Publikationen, Neuauflagen, von ihm verfasste Rezensionen, Vorworte und Übersetzungen, publizierte Briefe und Briefwechsel, Vorlesungen und Seminarprotokolle sowie Nekrologe. Ein Verzeichnis der Archive gibt Aufschluss über den Zugang zu publiziertem und noch unpubliziertem Material, das der Erforschung harrt. Die Übersetzungen sind nach Sprachen geordnet. Hinzugefügt wurde eine Liste der Zeitschriften, in denen Bulgakovs Publikationen erschienen, sowie ein Verzeichnis ausgewählter Sekundärliteratur. Ein tabellarischer Lebenslauf ermöglicht die Kontextualisierung der Publikationen auf Bulgakovs Lebensweg. Das von uns erstellte Register der Personen und Orte lässt Bulgakovs Beiträge über bestimmte Persönlichkeiten (Karl Marx, Ludwig Feuerbach, Thomas Carlyle, Max Weber, Pablo Picasso u.a.) leicht auffinden. Zeitgenössische Debatten können durch Hinweise auf Rezensionen und Repliken zu Bulgakovs Werken nachverfolgt werden. Die Bibliographie möchte die Aufmerksamkeit für Bulgakov als herausragenden Denker des 20. Jahrhunderts wecken und die Orientierung in seinem immensen Werk erleichtern.