The Language of Food- A Sociolinguistic Analysis of Western Eating Habits (Die Sprache des Essens – Eine soziolinguistische Betrachtung des westlichen Essverhaltens) (original) (raw)
In unserer heutigen Gesellschaft reden wir mehr über Ernährung und Mahlzeiten als uns bewusst ist. Wir reden um den heißen Brei, beißen in den sauren Apfel, bekommen Extrawürste, geben Butter bei die Fische und haben uns zum Fressen gern. Dass nicht allein diese sprachlichen Ausdrücke Beweis dafür sind, wie allgegenwärtig wir uns mit dem Thema Essen im Alltag beschäftigen, möchte ich mit dieser Arbeit aufzeigen. Es ist an der Zeit, über den Tellerrand zu schauen. Obgleich ihm aufgrund seiner biologischen Selbstverständlichkeit oftmals zu wenig Bedeutung beigemessen wird, beinhaltet kaum ein anderer Aspekt menschlichen Habitus eine derart große Deutungsvielfalt wie das Ernährungsverhalten. So banal wie es für viele auch scheinen mag, Essen dient weitaus mehr als nur den Zwecken der Lebenserhaltung, Sättigung oder der Stimulation unserer Geschmackssinne: Essen bestimmt wer wir sind. Jedes Element seiner Ausprägung trägt Bedeutung, die es gilt zu verstehen. Was wir essen, aus welchem Grund wir essen, in welcher Situation und in welchem Umfeld wir es tun – all diese Faktoren kontextualisieren den Vorgang der Nahrungsaufnahme und machen ihn zu einer Praktik, die Aufschlüsse über das individuelle Wesen eines jeden Menschen gibt. Die Allgegenwärtigkeit des Themas Essen in Form von Diätenwahn, Nahrungsmittelknappheit oder medialen Kochevents hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich das gesellschaftliche Interesse mehr und mehr auf den Themenkomplex Essen konzentriert. Der öffentliche Diskurs über Ernährung, Kochen und Körperkult ist aus dem Alltag des 21. Jahrhunderts nicht wegzudenken. Denn Essen erfüllt weit komplexere Bedürfnisse als lediglich jene der Nahrungsmittelzufuhr. Es schafft und stärkt menschliche Bindungen, liefert den Wesenskern für diverse Gemeinschaftsaktivitäten, entscheidet über Gruppenzugehörigkeiten, liefert Kenntnisse über Status, Identität und Gefühlslage eines Individuums. Es belohnt und bestraft, es hält den Menschen am Leben. Um dieser Komplexität und Vielschichtigkeit der Materie Essen gerecht zu werden und sie ausreichend erforschen zu können, bedarf es der Expertise verschiedenster Disziplinen der Natur- und Geisteswissenschaften. Diese Arbeit konzentriert sich jedoch ver2 mehrt auf Erkenntnisse und Forschungsergebnisse geisteswissenschaftlicher Disziplinen. Der spezielle Fokus der Betrachtung liegt außerdem auf gegenwärtigen westlichen Ernährungsweisen und Trends, da ein derart ausführlicher Diskurs nur dort möglich ist, wo Wohlstand und Sättigung herrschen.