Imaginationen des Nichtwissens Zur Hubble Space Imagery und den Figurationen des schönen Universums zwischen Wissenschaft, Kunst und Religion (original) (raw)

Der „schlechte“ Baum im Buch des heiligen Hierotheos. Manichäische Bilder als Erfahrung des Intellekts während seiner kosmischen Reisen

Männlein-Robert (Hg.), Seelenreise und Katabasis: Einblicke ins Jenseits in antiker philosophischer Literatur. Akten der 20. Tagung der Karl und Gertrud Abel-Stiftung vom 30. Juli bis 1. August 2018 in Tübingen, 2021

The article investigates the image of the "bad" tree in the Syriac Book of the Holy Hierotheos written in the 6th century AD. The Book is an pseudepigraph attributed to the alleged master of Dionysios the Areopagite Hierotheos. It describes mystical cosmic ascents and descents of the intellect during which it has to fight against the so-called "bad" tree in order to uproot it from itself and from the cosmos. I argue that the author of the Book adopted this imagery from some unknown Manicean source(s) and try to contextualize this borrowing in the time of creation of the Book.

Die Zwei Himmel - Wider die Verwissenschaftlichung der Spiritualität

Die Zwei Himmel, 2017

Es kann und darf keine Überlappung der Sphären von Spiritualität und Wissenschaft geben. Einmal ist es in der Argumentation unsauber, denn es gibt für die Wissenschaft nur materialistische Gründe und für die Spiritualität nur spirituelle. Der einzig legitime Grund einen spirituellen Weg zu gehen ist der spirituelle Ruf, der Sprung in den Glauben, das Abbrechen der Sicherheitsleinen materialistischer Erklärungen. Wir geben uns dem Höheren hin, ganz, wie immer wir es nennen. Wir verzichten auf Definition im wortreichen Geklingel des Materialismus. Wer Erleuchtung kennt, der hat per se keine Worte dafür. Oder wie es bei Lao Tse heißt: Das Tao, das erklärt werden kann, ist nicht das Tao.

Die Entdeckung der Welt-Kunst in der Frühen Neuzeit: Bildphantasien und Bilderproduktion der Vier Erdteile

Andreas Höfele/Jan-Dirk Müller/Wulf Oesterreicher (Hgg.), Die Frühe Neuzeit. Revisionen einer Epoche, (Pluralisierung & Autorität, Bd. 40), Berlin: De Gruyter 2013, S. 163-199, 2013

Die Entdeckung der Welt-Kunst in der Frühen Neuzeit 165 Karte des Missionars zwar fundamental von den bis dato kursierenden chi nesischen Darstellungen des 'Reichs der Mitte' ab, die sich (etwas verkürzt gesagt) auf ein annähernd rundes China im Zentrum konzentrierten. Aber Ricci verschob doch im Unterschied zur europäischen Kartographie der da maligen Zeit China von einer Randstellung ganz im Osten entscheidend hin zur Mitte. Dieses Vorgehen fugt sich in die umfassender verfolgte Strategie der Jesuiten ein, über Kompromisse die europäische den 'fremden' Blickweisen zu vermitteln und zumindest teilweise auf die kulturellen Eigenheiten der fremden Völker einzugehen, um ihnen die Bekehrung zum Christentum möglichst leicht zu machen-eine allerdings bald so heftig umstrittene ' Ak komodationsmethode', dass etwa um die Mitte des 17. Jahrhunderts Giovanni Battista Riccioli und Daniello Bartoli das Vorgehen ihres Mitbruders Ricci rechtfertigen mussten.3 In diesem Sinne hatte Ricci China zwar in für chi nesische Augen ungewohnt 'wahren' Größenrelation zum Rest der Welt dargestellt, aber immerhin in einer Position nahe der Mitte belassen.4 Andere visuelle Verfahren-etwa die Adaptation von Nadals Evangelicae Historiae Imagines, dem jesuitischen 'Bilder-Lehrbuch' schlechthin, in allen Erdteilen oder dann später die von dem Italiener Giovanni Castiglione gemalten chi nesischen Herrscherbilder-ließen sich hier anfugen.5 Andererseits erinnert das Beispiel chinesischer Bildproduktion auch besonders intensiv daran, dass ein 'kolonialer Blick' nicht nur auf europäischer Seite existierte und also das Aufeinandertreffen von europäischem 'Orientalismus' und asiatischem 'Okzidentalismus' eine besondere Herausforderung darstellt.6 So offensichtlich sich bei diesen Beispielen unterschiedliche Blick-und Darstellungsweisen überlagerten: Die 'Wahrheit' und damit Superiorität der europäischen Darstellungstradition stand für Ricci und sein europäisches Publikum in diesen Fällen außer Frage. Eine andere, auf den ersten Blick unerwartete Gruppe von Bildwerken veranlasste dagegen nicht nur den Vergleich von europäischen und äußer-europäischen Erzeugnissen, sondern

Bilder einer besseren Welt. Die Utopie im nichtfiktionalen Film

2019

Seit Thomas Morus’ «Utopia» sind in den vergangenen 500 Jahren zahlreiche literarische Werke erschienen, die eine bessere Welt entwerfen. Im Film scheint die positive Utopie dagegen inexis­tent. Die bisherige Forschung konzentrierte sich fast ausschließlich auf dystopische Spielfilme, da positive Szenarien den Anforderungen des Mediums angeblich zuwiderlaufen. «Bilder einer besseren Welt» wählt einen anderen Ansatz und nimmt, ausgehend von der Erkenntnis, dass auch literarische Utopien primär als Reaktionen auf eine missliche Gegenwart und nicht als unter­ haltende Erzählungen gedacht sind, mit dem Dokumentar-und Propagandafilm einen bisher kaum erforschten Bereich in den Fokus. Die Studie baut auf aktuellen Erkenntnissen der Utopie­ und Dokumentar­filmforschung auf und behandelt ein historisch und thematisch weit gefasstes Filmkorpus. Zu den unter­suchten Werken gehören zionistische Propaganda­filme, filmische Stadtutopien, sozialistische Zukunfts­filme sowie Web­-Videos der Terrororganisation Islamischer Staat.

Die ausgedachten Welten. (Metaphysisches Denken im Trickfilm)

Das erste Mal seit dem Start unserer Zeitschrift Ästhetische Bildung im Jahr 2009 bietet die neue Ausgabe (Juli 2014) neben den Beiträgen, die sich auf den thematischen Schwerpunkt "Schularchitektur und ästhetische Bildung" beziehen, zwei Aufsätze ohne Bezug zu diesem Schwerpunkt. Die Autoren haben sie uns zugeschickt und wir finden sie so interessant und wichtig, dass wir sie unter der (damit neu geschaffenen) Rubrik "Freie Beiträge" veröffentlichen. Kai Marius Schabram, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaften Weimar/Jena, befasst sich in seinem Beitrag zur Musikgeragogik mit einer hoch aktuellen Frage: Wie reagiert die Musikpädagogik auf den demographischen Wechsel zu einer Gesellschaft, in der Menschen jenseits des Arbeitsalters eine Mehrheit der Bevölkerung bilden werden? Wie kann die bisher dominante Orientierung an Kindheit, Schule und Jugend ergänzt werden durch eine Hinwendung zu Menschen jenseits des 65. Lebensjahrs (des Datums, das in der Regel mit dem Rückzug aus dem Arbeitsleben verbunden ist)? Bei steigender Lebenserwartung umfasst diese Population sowohl Menschen, die durchaus arbeitsfähig und arbeitsfreudig sind, als auch kranke und nicht seltene hilflos Einsame. Dass Musik, die im produktiven wie im rezeptiven Bereich so eng mit unseren Gefühlen und Erinnerungen verbunden ist, beglückende, helfende und sogar heilende Wirkungen haben kann, wissen wir schon seit geraumer Zeit. Welche Forderungen resultieren aus diesem Wissen unter den Bedingungen des demographischen Wandels an die hochschulische Musikpädagogik? Schabrams Beitrag ist auch geeignet die anderen Bereiche künstlerischer Pädagogik zum Nachdenken anzuregen. Wir freuen uns wie immer, wenn hier eine breitere Diskussion angeregt werden sollte. Alexei Krioukov von der Staatlichen Universität St. Petersburg veröffentlicht in der ZÄB einen Beitrag über den Trickfilm, den er zuerst 2013 als Vortrag bei der XI. Jahrestagung des Forschungsnetzwerks Transzendentalphilosophie / Deutscher Idealismus an der TU Berlin gehalten hat. Er schließt vom Thema her an unseren Schwerpunkt "Populärkultur und ästhetische Alltagspraxis" (Jg. 4, Nr. 2, 2012) an und stellt den Trickfilm in einen ungewohnten, faszinierenden philosophisch-historischen Zusammenhang, der sich zwischen Schelling und Bergson aufspannt. Krioukov diskutiert Bemerkungen zum frühen Film mit bewegten Bildern aus Bergsons "Evolution créative" und untersucht den Trickfilm (an Beispielen Mattenklott Freie Beiträge © Mattenklott www.zaeb.net 2 russischer Filmkunst) im Rückgriff auf Schelling und dessen These von der griechischen Mythologie als Kunst-Welt im Werden. Krioukov legt dar, dass das nicht selten verachtete Genre Trickfilm, einmal in einem Zeitsprung aus Schellings Perspektive gesehen, lehrt "die Welt mit metaphysischen Augen zu sehen".

Wissenschaftsbilder - Bilder der Wissenschaft

Frosch und Frankenstein, 2009

Bilder der Wissenschaft BERND HÜPPAUF/PETER WEINGART Die Wirkung von Bildern, die für wissenschaftliche Zwecke hergestellt wurden, war nie ausschließlich auf die angesprochenen Wissenschaftler und einen geschlossenen Kreislauf innerwissenschaftlicher Kommunikation eingegrenzt. Sie wurden stets auch von einem anderen Publikum wahrgenommen, von Wissenschaftlern anderer Disziplinen und von Betrachtern, die nach Unterhaltung durch Belehrung suchten. Seit dem Siegeszug der empirischen Wissenschaften und der Medienrevolution gegen Ende des 19. Jahrhunderts gewannen Wissenschaftsbilder, deren Geschichte sich bis in die frühe Neuzeit zurückverfolgen lässt, eine neue Qualität. Wissenschaftsbilder, wie wir sie heute kennen, sind erst in dieser Zeit entstanden. Ihre Zahl und Bedeutung nahm sprunghaft zu, und sie erreichten eine breite Öffentlichkeit. Nicht das wissenschaftliche Interesse, sondern ästhetische Qualitäten, vorwissenschaftliche Neugier und auch ein sensationalistischer Neuigkeitswert lenkten den Blick einer wachsenden Zahl heterogener Rezipienten auf diese Bilder. Wir wissen wenig darüber, wie Wissenschaftsbilder betrachtet werden und welche Spuren sie beim Betrachter hinterlassen. Die Bilder sind Teil der Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte zwischen Wissenschaftlern sowie von Anschauungen über Wissenschaft in der Öffentlichkeit. Wir unterstellen also ein Kontinuum der Kommunikation (Whitley 1985). Gleichwohl ist eine analytische Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Typen von Bildern erforderlich, um die unterschiedlichen Genres der Bilder und die Übergänge zwischen den verschiedenen Gruppen von Produzenten und Rezipienten sowie die wechselseitigen Einflüsse herauszustellen. Sie können als Teil eines umfassenderen Medialisierungsprozesses verstanden werden (Weingart 2005). Wir führen die Unterscheidung zwischen folgenden Typen von Bildern ein, die von ihren Produzenten und intendierten Zielgruppen ausgeht:

Das Wunderbare und Erhabene mikroskopischer und kosmischer Bildwelten

Size Matters. Größe in der Fotografie , 2024

Mikrofotografien, die winzig kleine Organismen, Zellen und Moleküle vor Augen führen, und Astrofotografien, die weit entfernt liegende Planeten, Sternennebel und Galaxien nahebringen, rufen intensive Gefühlseindrücke hervor. Über spektakuläre Ansichten verbinden sich fotografische und filmische Inszenierungen dieser Sujets mit dem Bereich der Unterhaltung, der unter anderem das Kino, das Fernsehen und das Internet einschließt. Der Katalogbeitrag zur Ausstellung "Size Matters. Größe in der Fotografie", die vom 1. Februar bis 20. Mai 2024 am Museum Kunstpalast in Düsseldorf stattfand, geht den Fragen nach, welche Aekte den Ansichten des Kosmos und des Mikrokosmos in der Vergangenheit zugeschrieben wurden und wie sich die Bewertung jener Dimensionen, die sich weit entfernt von den menschlichen Dimensionen aufspannen, seit dem Anbeginn von Teleskopie und Mikroskopie verändert hat.