Toleranz & Skepsis. Moses Mendelssohn, Salomon Maimon und die jüdische Aufklärungsphilosophie (original) (raw)

IFB-Rezension Moses Mendelssohn : ein jüdischer Denker in der Zeit der Aufklärung / Shmuel Feiner. Aus dem Hebräischen von Inge Yassur. [Simon-Dubnow-Institut für Jüdische Geschichte und Kultur]. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2009

222 S. : Ill. ; 23 cm.-ISBN 978-3-525-35097-3 : EUR 24.90 [#0396] Noch eine weitere Biographie Mendelssohns? So könnte man angesichts der Veröffentlichung dieses Buches des israelischen Historikers Shmuel Feiner von der Bar-Ilan-Uniersität fragen, nachdem erst kürzlich die monumentale Biographie von Dominique Bourel Mendelssohns Werk und Leben in allen Verästelungen umfassend dokumentiert und dargestellt hat. 1 Feiners Darstel-lung allerdings zielt, anders als das vor Informationen überquellende Werk Bourels, auf ein breiteres Publikum. Dies läßt sich schon an der unterschiedli-chen Bibliographie sehen. Während Bourel umfassende bibliographische Er-schließungsarbeit betrieb, kann es Feiner bei einigen wenigen ausgewählten Literaturhinweisen belassen (S. 207). Eine Zeittafel sowie ein unbedingt sinn-volles Glossar und eine Reihe von Abbildungen ergänzen den Band und ma-chen ihn für den allgemein interessierten Leser brauchbar, auch wenn er deut-lich weniger Hinweise auf weiterführende Literatur als die Rororo-Monographie zu Mendelssohn von Stephen Tree enthält. 2 Feiner kann aufgrund des engen Raumes nicht alle Verästelungen nachzeich-nen, die mit Mendelssohns Schriften verbunden sind, die aber auch für das von dem Herausgeber Dan Diner apostrophierte Publikum wenig hilfreich wä-ren. Aber auch Feiner weist auf verschiedene interessante Umstände hin, so etwa darauf, daß Mendelssohn in seinem ersten Werk seine Bewunderung für Spinoza zum Ausdruck gebracht hatte, was damals höchst problematisch war, da Spinoza im 18. Jahrhundert als Inbegriff der Ketzerei, wenn nicht des Atheismus galt (S. 50). Feiner präsentiert insgesamt eine sehr einfühlsame, 1 Moses Mendelssohn-Begründer des modernen Judentums / Dominique Bou-rel. Aus dem Französischen von Horst Brühmann.-1. Aufl.-Zürich : Ammann, 2007.-800 S. ; 24 cm.-Einheitssacht.: Moses Mendelssohn-La naissance du judaisme moderne <dt.>.-Zugl.: Paris, Sorbonne, Habil.-Schr., 1995.-ISBN 978-3-250-10507-7 : SFr. 58.00, EUR 34.90 [#0168].-Rez. in IFB: http://ifb.bsz-bw.de/bsz266615848rez.htm 2 Moses Mendelssohn / dargest. von Stephen Tree.-Orig.-Ausg.-Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, 2007.-156 S. : Ill., Kt. ; 19 cm.-(Rororo ; 50671 : Rowohlts Monographien).-ISBN 978-3-499-50671-0 EUR 8.50.

IFB-Rezension Von Moses bis Moses ... : der jüdische Mendelssohn ; Studien / Christoph Schulte.-1. Aufl.-Hannover : Wehrhahn, 2020.

AUFSATZSAMMLUNG 20-4 Von Moses bis Moses ... : der jüdische Mendelssohn ; Studien / Christoph Schulte.-1. Aufl.-Hannover : Wehrhahn, 2020.-247 S. : Ill. ; 24 cm.-ISBN 978-3-86525-797-0 : EUR 22.00 [#7112] Die Rolle Moses Mendelssohns in der Philosophie und Kultur des 18. Jahr-hunderts ist von vielen Seiten beleuchtet worden. 1 Es lag und liegt dabei nahe, daß von Seiten der Germanistik und Philosophiehistorie vorwiegend die Beziehungen Mendelssohns zur deutschen bzw. europäischen Literatur und Philosophie der Zeit untersucht wurden. 2 Zwar ist es dabei immer klar, daß Mendelssohn als Jude eine besondere Stellung in der Kultur jener Zeit einnahm, aber die spezifisch jüdische Komponente Mendelssohns ist schon

IFB-Rezension Ausgewählte Werke / Moses Mendelssohn. Hrsg. und eingel. von Christoph Schulte ... - Bd. 1. Schriften zur Metaphysik und Ästhetik 1755 - 1771 ; Bd. 2. Schriften zu Aufklärung und Judentum 1770 - 1786. - Darmstadt 2009

Da die sogenannte Jubiläumsausgabe der Werke Moses Mendelssohns ver-gleichsweise teuer ist, kann eine Veröffentlichung zentraler Schriften des wich-tigsten jüdischen Denkers des 18. Jahrhunderts in einer Auswahlausgabe wie der vorliegenden nur begrüßt werden. Vor allem dann, wenn wie in der vorlie-genden Ausgabe, ein angemessen breites Spektrum der Schriften Mendels-sohns ausgewählt wurde, so daß tatsächlich ein runder Eindruck wenigstens von den in deutscher Sprache verfaßten Schriften Mendelssohns entstehen kann. Themen, die von Mendelssohn verhandelt wurden, sind Ästhetik und Metaphysik, Mathematik, Religionsphilosophie, politische Philosophie und Fragen des Judentums. Auch die Textsorten, die in dieser Ausgabe präsentiert werden, sind vielgestaltig: Bücher und Abhandlungen, Kritiken, Aufsätze und Rezensionen, Übersetzungen, Bekenntnisse, Polemiken und Briefe (S. 7). Das editorische Vorgehen der Herausgeber sieht folgendermaßen aus. Die Texte werden durchgängig nach Erstdrucken geboten, also auch in deren Rechtschreibung, offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend verbes-sert; nur bei der Interpunktion wurde eine behutsame Modernisierung vorge-nommen, wo diese unvermeidlich war (wofür freilich keine Beispiele geboten werden). Leider ohne Beispiele zu nennen, die eine Beurteilung erlauben wür-den, wird auch vermerkt, daß die "gegenüber den Erstdrucken sehr unter-schiedlichen Eingriffe und Lesarten der Bandbearbeiter der jeweiligen Bände" der Jubiläumsausgabe, so die Herausgeber, "in dieser Studienausgabe nicht immer mitvollzogen" werden. Es ist so schwer zu beurteilen, ob und inwiefern dies einen nennenswerten Unterschied für die Textpräsentation ergibt, da ein Textapparat nicht vorhanden ist. (Immerhin gibt es zur Zeit bereits zwei Ein-zelausgaben von Mendelssohns Jersualem, in deren einer der Herausgeber, David Martyn, auf die vielen Fehler der Edition in der Jubiläumsausgabe hin

Die Vernünftigkeit des jüdischen Dogmas - Samuel Holdheims Kritik an Mendelssohns Religionsphilosophie

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 2020

Moses Mendelssohn’s (1729–1786) religious philosophy, path breaking as it was, became the object of heavy critique by many German Jewish thinkers of the nineteenth century. One of the most outspoken rejections of Mendelssohn’s ideas came from Samuel Holdheim (1806–1860), probably also the most radical Reform rabbi of the century. Holdheim objected against Mendelssohn’s separation of religious law and philosophy – suggesting rather a re-integration of the great humanistic ideas of the Hebrew Bible into Jewish thought, proposing thus an inherent connection between the monotheistic principle and the more rational commandments of the Torah. On the other hand, Holdheim denied Mendelssohn’s belief in the eternal validity of the ceremonial commandments of the Bible and demanded to view those as largely obsolete, outdated by history itself. However, Holdheim explained Mendelssohn’s positions as born out of their own time, and essentially as the attempt to ward off Christian attempts at luring the Jews into baptism.

Der Ungrund des Widerspruchs. Zur Aktualität von Moses Mendelssohn

Picard, Jacques: "Der Ungrund des Widerspruchs". Zur Aktualität von Moses Mendelssohn, in: Bienenstock, Myriam; Bühler, Pierre (Hg.): Religiöse Toleranz heute - und gestern, Freiburg; München 2011, S. 141-161., 2011

Der Berliner Philosoph Moses Mendelssohn, Freund von Gotthold Efraim Lessing, rekurriert auf semiotische Differenz, um Gründe der Wahrheit, wie sie Religionen anführen, und Gründe der Menschen im Verhältnis zueinander, wie sie Politik notwendig machen, auseinander zu halten. Auf semiotischer Unterscheidung von Bezeichnetem und Bezeichnendem fusst epistemologisch die Begründung von Toleranz. Der Widerspruch als Ausgang eines aufgeklärten Pluralismus in der Gesellschaft wird deshalb stets ein bezüglich der Wahrheit nie auszulotender "Ungrund" bleiben müssen.

Zur Frage der Toleranz in der Epoche zwischen Reformation und Aufklärung

International Dialogues on Education Journal

This article deals with the origins of religious tolerance in the modern era. It goes back to the early modern era, when intolerance by the Roman-Catholic church towards new reformative movements showed itself to be particularly pervasive. At the same time, the Roman-Catholic church faced opposition from regional princes and free imperial cities who had become powerful and frequently tended to lean towards the new faith. They demanded the acknowledgment of the reformative faith by the pope and the emperor. However, they could hardly be called tolerant towards other faiths in their own territories, especially in the case of minorities seeking public recognition of their alternative beliefs and religious practices. Stark intolerance eased off only when tolerance functioned as an inherent political necessity, in hopes of gaining large economic benefits, especially under secular rule yet hardly ever under that of the church. The results from an international conference presented here sh...

Jüdische Religionsphilosophie als Apologie des Mosaismus (book chapter)

Jüdische Religionsphilosophie als Apologie des Mosaismus

Ich schlage vor, den Zusammenhang der modernen jüdischen Religionsphilosophie als die fortwährende Auseinandersetzung mit einer ganz bestimmten Herausforderung anzusehen, die sich, von der modernen Philosophie ausgehend, gegen das Judentum richtet und nur mit philosophischen Mitteln bearbeitet werden kann. Worin besteht diese Herausforderung? Handelt es sich dabei etwa um eine Variante des Konflikts zwischen Glauben und Wissen, d.h. zwischen Religionsglauben und wissenschaftlichem Weltbild, die das Hauptmotiv in der modernen christlichen Theologie bildet, und stellt die moderne jüdische Philosophie somit eine Parallele zur modernen christlichen Theologie dar? Oder muss man das Hauptmotiv der modernen jüdischen Philosophie anderswo suchen?