Filozofický ústav SAV Tugendhats philosophisches Programm in seiner Kritik an Heideggers Wahrheitsbegriff 1 (original) (raw)

Der Wahrheitsbegriff in Martin Heideggers "Sein und Zeit"

Heidegger's treatment of the topic of truth in "Being and Time" is confronted with many criticisms. Of special importance is the thesis that Heidegger is unable to provide a general analysis of the truth of a statement; furthermore, the claim is influential that when being concerned with Dasein's disclosedness Heidegger does not succeed in plausibly dealing with the topic of truth. This paper offers a new approach to Heidegger's conception as presented in "Being and Time" and defends it against well-known criticisms. It also reveals various positive impulses of this conception for the problem of truth and the philosophy of language.

Opfer und Wahrheit bei Martin Heidegger, in: Heidegger-Studien 32(2016), 129-150

Die philosophische Suche nach der Wahrheit strebt traditionell nach der Emanzipation des Menschen von vorrationalen, kultischen Gedanken-und Verhaltensschemata. Zu ihnen gehört auch die Institution des Opfers, das der gewöhnlichen Handlungsrationalität widerspricht und keiner einfachen Optimierungsstrategie folgt. Nicht zufällig ging in der Moderne das religiöse Bezugssystem des Wortes ‚Opfer' allmählich verloren und wurde das Opfer mehr und mehr zu einer Metapher. 2 Nur als solches blieb es Bestandteil der Alltagssprache; auch in der Sprache der Philosophie, die sich bewusst von der religiösen abgrenzt, wurden Opfermetaphern und Opferfiguren weiter tradiert. Somit stellt sich die Frage, ob und inwieweit in der Philosophie und ihrer Frage nach der Natur der Erkenntnis die spezifische Logik des kultischen religiösen Opferrituals fortlebt. Meine Vermutung ist, dass die philosophischen Begriffe des Opfers und der Wahrheit einander gegenseitig erhellen. Bekanntlich hat Martin Heidegger es sich zur Aufgabe gemacht, die Wahrheit neu zu denken und traditionelle Wahrheitsbegriffe als abgeleitete darzustellen. Es fällt auf, dass er unter anderem den Versuch macht, den Vollzug der Wahrheit des Seyns einem Opfer anzunähern. Das ist in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Es zeigt einerseits, wie bedeutsam der Opferdiskurs für die Philosophie ist, und andererseits dass für Heidegger die Wahrheit des Seyns nicht in Definitionen und Begriffen zu Sprache gebracht werden kann -es sind Metaphern wie die des Opfers, die das Seyn andeutungsweise denkbar machen sollen. Was wird dabei aber metaphorisch geopfert? Das wird auch von Heidegger kaum klar gesagt und verdient Aufmerksamkeit, wenn man Heideggers Denken und zugleich die metaphorische Fundierung besser verstehen will, auf die auch andere traditionelle Wahrheitsdiskurse bei ihrer Selbstdarstellung angewiesen bleiben. 3

Aufklärung der Aufklärung. Heideggers Spätphilosophie und die philosophische Theologie

Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2012

Heideggers späte Seins-und Ereignisphilosophie hat unübersehbar religiöse Bezüge, die sich zum Beispiel in dem Begriff des letzten Gottes, an dem Konzept der Göttlichen im so genannten Geviert und in den Arbeiten zur Hölderlintheologie zeigen. Während das Verhältnis dieser Einzelaspekte zu den konfessionellen Theologien Gegenstand zahlreicher Untersuchungen war und ist, soll hier das Gesamtanliegen der Heideggerschen Spätphilosophie auf das grundsätzliche Problem der Spannung zwischen Philosophie und Theologie bezogen werden: Zum einen trifft Heideggers Ontotheologiekritik viele Ansätze philosophischer Theologie insofern zu Recht, als in ihnen Gott vorhandenheitsontologisch als sogar kausal wirksame Entität gedacht wird, und zum andern lässt sich Heideggers Gesamtansatz so verstehen, dass der Mensch Teil eines unhintergehbaren Ereignisses ist, das sich weder verstehen noch auch nur objektiv erfassen lässt, wobei einerseits diese Unhintergehbarkeit wiederum religiösen Charakter hat und als Ausgangspunkt für eine angemessene und zeitgemäße philosophische Theologie dienen kann, und wobei andererseits die bloße Anerkennung dieser Unhintergehbarkeit eine Selbstaufklärung der Vernunft darstellt, die sich ihrer Grenzen bewusst wird und erst dadurch richtig selbst versteht. Entgegen Heideggers ungeheurem Einzigartigkeitsanspruch lässt sich damit seine hermetische Spätphilosophie als konventionelle Religions-und Vernunftkritik kontextualisieren und in diesem Sinne plausibilisieren.

Heideggers Interpretation des platonischen Sophistes

Epekeina International Journal of Ontology History and Critics, 2014

Vom 10. bis zum 12. April 2013 fand am Seminar für Klassische Philologie der Philipps-Universität Marburg das internationale transdisziplinäre Nachwuchswissenschaftlersymposion "Sophistes: Der platonische Dialog und Heideggers Marburger Vorlesung (WS 1924/25)" statt. 1 Dabei versammelten sich elf Nachwuchswissenschaftler aus Kanada/Rumänien, Italien, Deutschland, Belgien, Griechenland und Georgien, die die Disziplinen Klassische Philologie und Philosophie vertraten, um über die Disziplingrenzen hinweg sowohl über Platons Dialog Sophistes und über dessen von Martin Heidegger angebotene Auslegung als auch über die Voraussetzungen bzw. Möglichkeiten einer philologischen oder philosophischen Interpretation dieser Texte zu diskutieren. Vorgestellt wurden elf Vorträge, die sich hauptsächlich mit drei der heideggerschen Interpretation des platonischen Textes inhärenten Themenfeldern befassten: 1. Die Tagung sowie die Verö entlichung dieses Beitrages ist durch die großzügige Unterstützung der Volkswagen Stiftung gefördert worden.

Die Faktizität der Hermeneutik. Zu Gadamers Auslegung des Heideggerschen Frühdenkens im Hinblick auf die heutige Heidegger-Exegese

Es kann meines Erachtens nicht bestritten werden, daß eine der anregendsten, dauerndsten und breitesten Diskussionen der internationalen Heidegger-Forschung, die in den letzten zwei Jahrzehnten stattfanden, um das Heideggersche Denken vor Sein und Zeit kreiste. Die Anzahl der mit diesem Problemfeld zusammenhängenden Veranstaltungen (Vorträge, Vorlesungen, Seminare und Symposien), Veröffentlichungen und Übersetzungen legen dafür ein deutliches Zeugnis ab. Trotz, aber zugleich eben wegen der ständig wachsenden Literatur zu diesem Thema bleibt ein Überblick über dieses reiche Schrifttum noch aus 1 . Daß es kaum ein Autor zu finden ist, der sich ausdrücklich auf alle wichtigen Forschungsbeiträge bezieht, bezeugt aber nicht so sehr eine eventuelle Verlegenheit, als vielmehr die Lebendigkeit der Diskussion, deren Ergebnisse sich noch in keinen systematischen, endgültigen Rahmen einordnen lassen.

Die Wahrheit in der ungegenständlichen Skulptur: Martin Heideggers aletheia und die ‘walking pieces’ von Richard Long.

Martin Heideggers aletheia und die 'walking pieces' von Richard Long. Einleitung Die Aufgabe, sich mit Heideggers Der Ursprung des Kunstwerkes zu beschäftigen, mag schon Herausforderung genug sein. Heideggers Text in Beziehung zu bringen mit dem zeitgenössischen Englischen Land-Art Künstler Richard Long ist dagegen schon sehr gewagt. Einen Künstler durch einen philosophischen Text umfassend und schlüssig erklären zu wollen birgt eine Reihe von Gefahren. Einen umstrittenen Philosophen durch zeitgenössische Kunst aktualisieren zu wollen erscheint reizvoll. Beides war aber nicht meine Absicht. Martin Heidegger und Richard Long, das sind zwei getrennte Welten, die sich so nie für einander öffnen werden. Es sind nicht nur zwei komplett verschiedene Sprachen, es sind auch zwei verschiedene Sensibilitäten und Erfahrungshorizonte. Mein Vorhaben ist es an dieser Stelle beide Figuren und ihre ‚Welten' einander gegenüberzustellen -vielleicht sogar näher zu bringen. Auf jeden Fall haben sowohl Martin Heidegger als auch Richard Long eine Sache miteinander gemeinsam: man weiß nie genau, wie man sich zu ihnen verhalten soll. Ihre Werke sind vielfältig, verschlüsselt, unfassbar, inkonsequent und redundant.

Die Auslegung des Wesens der deutschen Universität in der Rektoratsrede Martin Heideggers

Roczniki Humanistyczne, 2017

KATARZYNA WÓJCIK * DIE AUSLEGUNG DES WESENS DER DEUTSCHEN UNIVERSITÄT IN DER REKTORATSREDE MARTIN HEIDEGGERS A b s t r a c t. Martin Heidegger hielt bei der Übernahme des Rektorats in Freiburg am 27.05.1933 die Antrittsrede "Die Selbstbehauptung der deutschen Universität". In dieser Rede hat er programmatische Vorstellungen zur Erneuerung der Universität zum Ausdruck gebracht, mit der Berücksichtigung eines aktiven Engagements der Studenten, von denen er einen "Dienst" auf drei Ebenen erwartete-als "Wehr-", "Arbeits-" und Wissenschaftsdienst. Die Rede entsprach zwar nicht den Hauptvoraussetzungen des NS-Bildungsprogramms, zeugt aber von seinem Beitrag zur nationalsozialistischen Gestaltungspolitik der deutschen Universität.