Ziehen zieht nicht mehr! Dingmobilität und Bewegungsbegriff (original) (raw)

Vom Auszug des Ziehens aus der Erziehung mittels Bildungsbe-ding-ungen. Ein experimenteller Nachvollzug. Seit ein paar Jahrtausenden hat sich bei allem Wandel eine Ordnung der Bewegung durchgesetzt, die gern als Sesshaftigkeit bezeichnet wird und als ziemlich große Sache in der Menschheitsgeschichte angesehen wird-­-ging damit doch einher, was Menschen als Welt gestalten und was als Kultur aufgefasst wird. Insbesondere die Idee, materialiter Neues zu schaffen strukturierte nach dem Gehen-aufrechter Gang-das Sitzen-Sesshaftigkeit-und Technik wurde gerade mit der Dingschaffung eine der beliebtesten Anthropotechniken überhaupt. Zur Zeit halten wir kleine rechteckige Dinge in der Hand-Mobile, Handy-mit deren Erfindung wir wieder einbischen mehr aufstehen und gehen. Theoretisch kann ich diesen Text im Sitzen denken und im Gehen schreiben, was die bisherigen Jahrtausende Sesshaftigkeit tendenziell umgekehrt gehandhabt wurde. ~~~ Was bedeutet es und wohin ziehen lang etablierte Bewegungskonzepte und zu Selbstverständlichkeit geronnene Sichtweisen, wenn wir wieder mehr aufstehen? Mehr aufstehen beispielsweise bedeutet, dass großstädtisches Sein vermehrt draußen stattfindet. Draußenkultur in Cities: der erdige Platz um den Baum wird umhegterweise Bank, Sitzplatz eines Draußencafés oder von und für Nachbarn. Ein Treffpunkt, soviel oder wenig Platz eben ist bzw. geschaffen wird. Waren Bürgersteige lange angelegte Wege fürs Gehen, Geh-­-wege, für Fuß-­-gänger, deren Gang das Ziel zu Hause hat, sind sie Jetzt Teil des zu Hauses. Im kollektiven Frischluftwohnzimmer am Straßenrand tut man Dinge, die lange drinnen stattfanden: Essen, Arbeiten, Teeplausch, Stillen, Dienstgespräche und so weiter. Menschen ziehen auf die Straße, verweilen im smarten Außenraum, der-Henne oder Ei-vernetzte Formen von Sesshaftigkeit in ehemalige Räume des Gehens und Fahrens verlagert. Auch in ohnehin fürs Draußensein angelegte Gärten ziehen Bewegungen eines klassischen Innenraums: Outdoorküchen boomen. Draußen leben ist bei Städtern ,in' und anders bodennah als die agrarischen Jahrtausende, nach deren Ende die überwiegende Menschheit zu Stadttieren wurde und wird. Stadt und Draußen; postagrikultural. Das neue Bewohnen und Gestalten des Urbanen: ein Frischluftbeispiel für Bewegungswandel im Außen, für sichtbar raumgestaltende Bewegung von Mensch und Ding. Bewegungswandel, die mit Bewegungswandeln im Innen von Dingen einhergehen, quasi unsichtbare Raumbilder zunächst-Software. Bewegungswandel im technischen Innen, die uns auf neue Weise ins Draußen ziehen. Nicht mehr, anders. Drinnen und Draußen: neue Relationen.