T. Bachnetzer/ St. E. Metz/ B. Nutz/ H. Stadler, Gletscherarchäologie in den Österreichischen Alpen (GAAA). Endbericht zu dem von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geförderten Projekt. Earth System Sciences (ESS), Austrian Acadamy of Sciences (Wien 2017) 1-28. doi: 10.1553/ESS-GAAAs1 (original) (raw)
2017
Das GAAA-Projekt (Glacial Archaeology in the Austrian Alps) baut auf einem 3-Säulensystem auf, das sich in Geländebegehungen, einem auf GIS basierenden Vorhersagemodell (Predictive Modelling) und Öffentlichkeitsarbeit unterteilen lässt. Im Rahmen von 20 Prospektionstagen konnten zahlreiche Artefakte geborgen und dokumentiert werden. Unter ihnen befindet sich ein am Vorderen Umbaltörl in Osttirol aus dem Eis ausgeapertes, mit Kerben versehenes Astfragment, das in den Zeitraum von 724-400 v. Chr. datiert. Im Rahmen des Projektes sollte ein GIS-basiertes Vorhersagemodell für gletscherarchäologische Funderwartungszonen erstellt werden. Dieses soll als Basis für gezielte Begehungen dienen, um eine maximale Zeitersparnis im Gelände zu ermöglichen. Unter Einbeziehung historischer und rezenter Gletscherstände werden Aussagen über zukünftige Gletscher- bzw. Eisflächenrückgänge getroffen, die in Korrelation mit bisherigen Fundaufkommen gesetzt werden. Basierend auf den physischen Charakteristika des Terrains können hierdurch Regionen definiert werden, die ein besonders hohes archäologisches Potenzial bieten bzw. besonders gefährdet sind. Das Modell ist noch in Ausarbeitung. Deshalb erfolgt die Berichterstattung mit den vorläufigen Ergebnissen. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit erschienen 17 Beiträge und Artikel in Zeitungen und Magazinen, die einem breiten Publikum die Thematik Gletscherarchäologie auf eine leicht verständliche Art und Weise näherbringen sollen. Des Weiteren wurde die Verteilung der Gletscherarchäologie-Infoflyer auf gletschernahen Hütten vorangetrieben. Während der Ausführung des Projektes wurden vier Gletscherfunde von Berggehern abgegeben. Darunter befindet sich ein 107 cm langes bearbeitetes Holzartefakt noch unbekannter Funktion vom Seekarjoch in Pfunds, das laut 14C-Datierung in das Hochmittelalter zwischen 1223 und 1275 n. Chr. datiert. Mit insgesamt zehn Vorträgen und drei Postern wurden die Ergebnisse des GAAA-Projektes einem Fachpublikum im In- und Ausland präsentiert. Im Rahmen des GAAA-Projektes fanden 2016 in Innsbruck der vom ÖAW mitfinanzierte internationale Gletscherarchäologiekongress Frozen Pasts 4 mit Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 11 Nationen und eine Gletscherarchäologieausstellung sowie 2015 ein Gletscherarchäologie-Workshop mit Fachleuten aus Tirol (Österreich), Graubünden (Schweiz) und Südtirol (Italien) statt. Durch das GAAA-Projekt gelang es die Gletscherarchäologie als archäologische Disziplin in der öffentlichen Wahrnehmung zu etablieren und die wissenschaftlichen Grundlagen für zukünftige weiterführende Forschungen zu schaffen.
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«. . . denn wir fanden auf diesem Gletscher Stük von Nussschalen, Ross- und Menschen-Haar und Hobelschniten, worüber wir uns nicht wenig verwunderten.» Was beim Seewiser Chronisten Nicolin Sererhard noch Verwunderung auslöste, wie er in seiner 1742 erschienenen «Einfalte Delineation aller Gemeinden gemeiner dreyer Bünden» notiert, wird im Zusammenhang mit dem aktuellen Gletscherschwund inzwischen systematisch erforscht. Mit einem neuen Projekt werden hochalpine Pässe regelmässig begangen und auf historische und urgeschichtliche Eisfunde untersucht.
Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, 2015
Development of the ‘Zemmgrund’ glaciers in the Zillertaler Alps since the Little Ice Age maximum Since the last Little Ice Age maximum in 1850 the glaciers in the Zemmgrund (11°50’ E, 47°00’ N) have strongly retreated. This retreat didn’t take place con-tinuously and was interrupted by two periods of growth between 1890 and 1925 and between 1965 and 1990. The length variations of the three large glaciers, Waxeggkees, Hornkees and Schwarzensteinkees, are measured annually and follow the general trend of changes of the glaciers in the Eastern Alps. Therefore these glaciers are sensitive climatic indicators. The analysis of the development of the glaciers’ areas and volumes yielded the following results: between 1850 and 1997 all glaciers in the Zemmgrund together lost 43 % of their area and the three large glaciers together lost approximately 45 % of their volume. Furthermore, for the period between 1850 and 1997, an equilibrium line increase of 140 m has been ascertained, from which a summer-temperature increase of one degree can be derived.
This paper presents first results of the excavations in the Bronze and Iron Age settlement of Airolo-Madrano in the Alpine Ticino valley (Switzerland), particularly concerning its settlement history, material culture, economic background and environmental setting. The coherently acquired and interdisciplinarily analysed stratigraphical, chronological and archaeo-biological data speak in favour of a self-sufficient settlement in the ecological border zone of the Central Alps. It offers substantial insight into the early permanent colonisation of the Alpine region in terms of history and cultural geography.
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