Zwischen ‘Femme fragile‘ und ‘Femme fatale‘: Das weibliche Element als zukunftsweisende Kraft für die pommersche Gesellschaft um 1900 in den "Geschichten aus Hinterpommern" Hans Hoffmanns (original) (raw)
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2019
Hans Hoffmann (*1848 in Stettin – †1909 in Weimar) was considered in his day one of the most important German-speaking writers of his time. Above all, his novellas were highly esteemed, being pointed to direct analogies with works by Storm, Keller, or Raabe. The book shifts Hoffmann and his work, nearly forgotten over the 20th century, into the focus of attention. This occurs on many grounds: to begin with, it is the very first book on Hoffmann since his death. Secondly, his Pomerania-referred historical novellas are examined from a completely new point of view: for the very first time compiled as a coherent text corpus, they are interpreted from present day perspectives within the context of the depiction of an artistic space. Narratological questions are given priority in this concise text analysis. Bartosz Wójcik undertakes a project aiming to deliver the very first input to picture the panorama of literary representation of Pomerania at the turn of the 20th century and to offer a research model for this purpose. He adopts positions of Jurij M. Lotman and his theory of cultural semiotic space. Using newest achievements of e.g. narratology and culture science to research the category of space Wójcik analyzes the literary representation of Pomerania and uses Hoffmann's historical novellas as reference. The study is based on a broad basis of scientifically processed material in historical, cultural and literary context. This approach is a prospective research program, appealing to those interested in the literary culture of Pomerania as well as fellow researchers of regionally referred literatures who seek optimum models and research methods.
To what extent can a femme fatale in the shape of a salamander be regarded as the incarnation of poetic seduction? How to frame a literary analysis of two works from such apparently dissimilar contexts? From a thematological perspective, this article examines how Hoffmann and Rebolledo take up the femme fatale tradition in order to narrate a deeply modern variation of seduction. The fatal fascination of poetry itself is presented in these novellas as a charming salamander, who, moreover, through her dual nature, posits the inner conflict of the poet in the Modern Age. At the same time, I intend to explore a comparatist approach that focuses on a concrete literary phenomenon without tracing influences and without, thereby, establishing hierarchies between works of different times and places. Inwiefern kann eine femme fatale in Salamandergestalt als Verkörperung dichterischer Verführung gelten? Wie gestaltet sich eine literaturwissenschaftliche Betrachtung zweier Werke aus derart verschiedenen Kontexten? Aus einer thematologischen Perspektive heraus beleuchtet der vorliegende Beitrag, wie Hoffmann und Rebolledo die femme fatale-Tradition aufgreifen, um eine zutiefst moderne Variante der Verführung zu erzählen, nämlich die verhängnisvolle Faszination der Poesie selbst, hier imaginiert als eine bestrickende Salamanderin, die durch ihren dualen Charakter zudem die Zerrissenheit des Künstlers in der Moderne zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig soll aufgezeigt werden, wie komparatistisches Arbeiten konkrete literarische Phänomene in den Blick nehmen kann, ohne deshalb hierarchisierende Einflussforschung zu betreiben.
Das Weiblich-Männliche in der saint-simonistischen Debatte um 1830
de « féminin » en se basant sur le cas concret de Pierre Leroux, adepte du saintsimonisme dès 1830 à Paris ; d'autre part, elle revient sur la notion d'identité sexuée, ainsi que sur sa variabilité intrinsèque. L'initiative politique et théorétique de Leroux au sein du groupe saint-simonien présente un intérêt historique, car elle a notamment participé à la diffusion au cours du XIX e siècle des croyances en la métempsychose et en des « vérités mystiques ». Ces « vérités mystiques » ont contribué à définir les identités de « genre » dans la pensée de Leroux et à façonner autour de 1840 son concept de « solidarité ». Or la question d'une « politique de la solidarité », et particulièrement de la « solidarité de genre » -c'est-à-dire d'une solidarité féminine qui ne fasse pas du féminisme une politique identitaire -est réactualisée dans le débat contemporain.
Mannermythos, Frauenmythos, und Danach? Anmerkungen Zum Mythos Ingeborg Bachmann
German Life and Letters, 2004
Der Essay setzt sich kritisch mit zwei Aspekten des gegenwärtigen Bachmann-Bildes auseinander, mit der Rückkehr des 'Männermythos' Ingeborg Bachmann in der literarischen Öffentlichkeit und mit der Fortschreibung des feministischen Bachmann-Mythos in der deutschen Literaturwissenschaft. Zunächst zeigt ein Blick auf das Bachmann-Bild in der neueren Zeitungskritik, dass dort inzwischen wieder präfeministische Vorstellungen und Klischees reaktiviert werden, die den Bachmann-Mythos der 1950er Jahre im neuen Gewand des ausgehenden 20. Jahrhunderts auferstehen lassen. Aber auch das Bachmann-Bild der feministischen Literaturwissenschaft hat sich noch nicht von Konstruktionen der 1980er Jahre gelöst, vor allem insofern, als nach wie vor an der Vorstellung von Bachmann als einer feministischen Vordenkerin festgehalten wird. Damals galt die Schreibweise der Autorin als vorweggenommene Konkretisierung poststrukturalistischer Thesen, heute werden ebenfalls wieder die neuesten geistes-und kulturwissenschaftlichen Errungenschaften in ihre Texte hineingelesen. Demgegenüber wird im folgenden darauf bestanden, daß es, will man Bachmann mit neueren Gender-Theorien in Verbindung bringen, keineswegs ausreicht, wenn ihre Texte die herrschenden Geschlechterverhältnisse kritisch in Frage stellen. Auch wenn Bachmann die Frage der Geschlechtsidentität zunehmend beschäftigt hat: den radikalen Gedankenschritt, der in der Verabschiedung von essentialistischen Begriffen von Geschlechtsidentität besteht, hat die Autorin noch nicht vollzogen. Der folgende Essay versteht sich also als Plädoyer dafür, die Leistungen, aber auch die Grenzen von Bachmanns Texten im Horizont ihrer historischen und gesellschaftlichen Bedingtheit zu sehenund nicht zuletzt die Macht der Geschlechtermythen ihrer Zeit ernst nehmen.
Weiblichkeitskonstruktionen in E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr und Meister Floh
E.T.A. Hoffmanns Stadterkundungen und Stadtlandschaften, 2018
Der vorliegende Beitrag fokussiert exemplarische Weiblichkeitskonstruktionen und –dekonstruktionen in zwei Meisterwerken Hoffmanns, dem Roman Lebens-Ansichten des Katers Murr (1820-1822) und dem Märchen Meister Floh (1822). Im Roman Kater Murr sind die Gestalten der Rätin Benzon und der Prinzessin Hedwiga zwei der facettenreichsten Frauenfiguren in Hoffmanns Gesamtwerk. Ihr kom-plexes Wesen dementiert die in der traditionellen Forschung oft vertretene Meinung, Hoffmann habe kein Mitgefühl mit der weiblichen Psyche und nur idealisierte, von Männerphantasien inspirierte Frauenbilder er-denken können. Durch die Charakterisierung der Rätin Benzon und der Prinzessin Hedwiga scheint Hoff-mann stattdessen einen tiefen empathischen Blick in die existentiellen weiblichen Verhältnisse seiner Zeit geworfen zu haben. Frau Benzon vertritt die bürgerliche, erzwungene Anpassung der Frauen an die für das weibliche Geschlecht vorgesehenen Normen (Liebesfähigkeit bei Verzicht auf Sinnlichkeit und Leidenschaft, Aufopferung des Begehrens und des individuellen Entwicklungspotenzials). Demgegenüber repräsentiert die Prinzessin Hedwiga mit ihrem unkonventionellen Verhalten und mit ihrer Fähigkeit, ihre inneren Visionen durch eine poetische Energie zu verfolgen, ein normabweichendes Weiblichkeitsmodell. Im Märchen Meister Floh stellen Gamaheh und ihre Doppelgängerin Dörtje Elverdink zwei Weiblichkeitsmuster dar, die in zahl-reichen Variationen das Gesamtwerk Hoffmanns durchziehen. In ihrer Sprachlosigkeit gilt die schöne Mär-chenprinzessin Gamaheh als das stumme weibliche Geheimnis, als das unerreichbar verlorene Naturhafte, das einem männlichen, unter der Maske der Wissenschaft agierenden Begehren preisgegeben wird. Der weibliche Körper erscheint hier in seinem Zur-Schau-Gestellt-Werden der männlichen Technologie zwar zugänglich, aber dann in seiner geheimnisvollen Differenz und Alterität unerreichbar. Gamahehs Doppelgängerin Dört-je repräsentiert dagegen die flache, stereotype Ikone, die alle kollektiven Attribute der Weiblichkeit in sich vereinigt.