Der apokalyptische Abessinier und seine endzeitliche Spuren in der Kartografie und Literatur des Mittelalters: Eine eschatologische Deutung des Horns von Afrika nach dem Verlust von Akkon 1291 (original) (raw)

In meinen Ausführungen werde ich zunächst einige Worte vorausschicken, die ihnen den Unterschied und das Gemeinsame zwischen einer modernen und einer mittelalterlichen Weltkarte, auf Lateinisch mappa mundi, geläufiger machen. Was erwarten wir eigentlich von einer Karte? • Die präzise Wiedergabe eines Raumes auf einer glatten Fläche, die wir Karte nennen. Diese Erwartung kann in keiner Karte vollauf erfüllt werden, da die Projektion einer Kugel auf eine zweidimensionale Fläche immer mit einer Verzerrung verbunden ist. Das Gemeinsame in der modernen und in der mittelalterlichen Karte ist, dass beide verzerrt sind (SLIDE 2 Mercator und Gall-Peters Projektionen, St. Viktoriner Isidor Karte). Dabei werden wir verleitet diese Verzerrung auf den limitierten geographischen Horizont im Mittelalter zurück zu führen. Das Mittelalter hat die antike Auffassung von drei Kontinenten (Asien, Afrika und Europa) übernommen und in dem häufigen Grundmuster einer T-Karte erfasst (SLIDE 3). Ebenso teilte das Mittelalter mit der Antike die Auffassung, dass die Welt kugelförmig und keine Scheibe sei. Diese irrtümliche Zuschreibung ist eine aufklärerische Märe, die im 18. Jahrhundert verbreitet wurde, um das vermeintlich dunkle Mittelalter in Verruf zu bringen. Man braucht (SLIDE 4) nur den Reichsapfel in der mittelalterlichen Krönungsdarstellung zu betrachten, um darin die Weltkugel wiederzuerkennen. Die mittelalterlichen Weltkarten haben ein auffälliges Merkmal. Die Kontinenten erscheinen auf Kosten des Gewässers im Verhältnis 6:1. (SLIDE 5 Polychronikon der Ramsey Abtei). So entwickelte sich das Erscheinungsbild des Ozeans in der Mappa mundi als äußerer Ring, der die Kontinente einschloss. Dieser Proporz ist aus dem Vierten Buch Esra entnommen und ich zitiere Kapitel 6 Vers 42: "Am dritten Tage gabst du den Wassern Befehl, sich am siebenten Teile der Erde zu sammeln; sechs Siebentel aber legtest du trocken und bestimmtest sie, dass ein Teil davon von dir bebaut werden sollte". • Eine klare Orientierung, unseren Weg zum Ziel zu finden. Eine Karte hat die Funktion einen Weg zu erkunden, um ein Ziel zu finden. Das Ziel kann ideologisch bzw. religiös artikuliert sein wie z. B. wie man zum Paradies oder zur Erlösung gelangt oder wo das apokalyptische Szenario des Weltendes beginnen wird. Das Ziel einer Karte kann aber auch weniger hochtrabend sein und schlicht auf den Weg nach Hause zu weisen. Hierbei kann man sich einer Stadtverkehrskarte bedienen (SLIDE 6), die mehr wie ein Diagramm als eine Karte aussieht. Auf genaue Wiedergabe der Entfernungen zwischen den Stationen wird verzichtet. Was zählt ist die Reihenfolge der Stationen und die maßgebliche Richtung die mit der

Der apokalyptische Abessinier – Der Transfer eines frühislamischen Motivs nach Europa. Eine eschatologische Deutung des Horns von Afrika in Mappae mundi des 13

Ziel der Arbeit ist es anhand einer textkritischen Bestandsaufnahme den Transfer eines apokalyptischen frühislamischen Motivs bis zu seiner Einverleibung in den Prophetien des 5. Kreuzzugs und sein Weiterleben in der recuperatio Literatur nach dem Verlust von Akkon in 1291 zu rekonstruieren. Gleichzeitig soll die Studie kartografische Belege für eine bislang kaum beachtete eschatologische Gefahrenzone am Horn von Afrika aufdecken. Die Arbeit befasst sich unter anderem mit folgenden Fragen:  Wie wurden eschatologische Erwartungen vom Ende der Welt in mittelalterlichen Weltkarten konfiguriert?  Wie konnte das Horn von Afrika zu einer gegen Islam gerichtete eschatologische Region in Weltkarten werden?  Wie konnte ein frühislamisches apokalyptisches Motiv in anti-islamische Prophetien und in die recuperatio-Literatur Eingang finden? Der Auslöser zu diesen Fragestellungen war ein Enigma im SO der Londoner Psalterkarte, wo eine eingeschlossene Region am Horn von Afrika konfiguriert wurde ohne selbst eine Erklärung geliefert zu haben. Frappierend ähnlich ist sie jedoch mit dem NO der Karte, die als Habitat der endzeitlichen Gog und Magog bekannt ist. Ist diese aemulatio im Sinne von Michel Foucaults Kategorien der Ähnlichkeiten, ein Hinweis für ihre eschatologische Bedeutung? Aber bevor wir in die Materie einsteigen, möchte ich zunächst eine Nomenklaturfrage klären. In der Zeitspanne zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert unterscheiden lateinische Quellen kaum zwischen Nubien und Äthiopien. Dieses Unvermögen geht vor Allem auf die Kontaktarmut Europas mit Afrika im Allgemeinen und mit dem Horn von Afrika im Besonderen zurück. Der Begriff Horn von Afrika war im Mittelalter unbekannt. Die in der Antike unbekannte Bezeichnung Nubia wurde in Europa durch arabische astrologische Tabellen und Klimata-Karten eingeführt. Die Bezeichnung Abessinia, die aus dem Arabischen al-Habascha stammt, erschien, Ausnahmen abgesehen, erst im 14. Jahrhundert. In 15 von 37 enzyklopädischen Weltkarten aus dem 12.bis zum 14. Jahrhundert ist der Archetyp der endzeitlichen Region im NO am Rand der Welt vertreten. Die Vernordung der endzeitlichen Bedrohung ist durch die biblischen Prophetien von Jeremias und Ezekiels festgelegt worden. Die übrigen 22 Weltkarten, die mehrheitlich dem Kartentyp von Beatus Liebana angehören, haben keine Verortung der endzeitlichen Gog und Magog. Sie halten sich nämlich an den Text der Offenbarung Johannes, der diese Bedrohung von allen 4 Enden der Welt erwartet und dadurch keine Richtlinie für Kartenmacher hinterlegt hatte. Im NO befindet sich das Habitat der legendären wilden Völker Gog und Magog. Sie wurden gemäß der Legende von Alexander d. Großen im Kaukasus hinter den Kaspischen Toren eingeschlossen.

Der apokalyptische Abessinier und die Kreuzzüge –

In meinen Ausführungen werde ich zunächst einige Worte vorausschicken, die ihnen den Unterschied und das Gemeinsame zwischen einer modernen und einer mittelalterlichen Weltkarte, auf Lateinisch mappa mundi, geläufiger machen. Was erwarten wir eigentlich von einer Karte?

Die "Hesperischen Aithiopes" an der Westküste Afrikas und ihre Bedeutung in der geographischen Literatur des Altertums bis auf Ptolemaios

Zusammenfassung: Negroide Völkerschaften wurden von griechisch-römischen Autoren „Aethiopes“ genannt; diese Bezeichnung bezog sich nicht nur auf das Gebiet des heutigen Staates Äthiopien.Der Name „Hesperische Aethiopes“ bedeutet „die westlichen Aethiopen“. Die Karthager und die griechisch-römischen Autoren bis ins 1. Jh. n. Chr. verstanden unter den Hesperischen Aethiopen schwarzafrikanische Völkerschaften oder auch libysche Gaetulerstämme mit dunklerer Hautfarbe; diese dunklen Gaetuler benannte Ptolemaios, der Geograph aus Alexandria, schließlich „Schwarze Gaetuler“ (Melanogaetuli). Doch all diese Völkerschaften lebten in einem „Westlichen Aethiopia“, d. h. dem Mauretanien südlich der römischen Provinz, jedoch nicht weiter als bis zur karthagischen Insel Kerne in der Arguin-Bucht. Eine Notiz bei Strabo bildet lediglich eine Ausnahme; er könnte schwarzafrikanische Völkerschaften am Ozean südlich der Sahara gemeint haben, unterschätzte jedoch die eigentliche Entfernung von den libyschen Garamanten mit zehn Tagen gewaltig. Und dennoch rücken die Hesperischen Aethiopes, verglichen mit einer heutigen Landkarte, bei Ptolemaios sehr weit nach Süden. Man findet sie bei ihm südlich der Sahara. Etwa bis zur Zeitenwende reichte die antike Kenntnis Westafrikas nicht über die Insel Kerne hinaus. Sie war der einzige Ort an der westafrikanischen Küste, der von nicht-karthagischen Seefahrern angelaufen worden ist. Alle Nachrichten über die Hesperischen Aethiopes bis in das 1. Jh. n. Chr. hinein basieren größtenteils auf dem Periplus des Karthagers Hanno (um 500 v. Chr.). Eine Parallelquelle zu diesen Aethiopes bildet der Periplus des Pseudo-Skylax um 300 v. Chr. Vermutlich während des 2. Jh. n. Chr. wurden die Gebiete Westafrikas südlich von der Insel Kerne von gaditanischen Seefahrern besser erforscht, so dass der Lebensraum der Hesperischen Aethiopes bis in die Richtung des heutigen Senegal und noch weiter südlich versetzt wurde. Summary: Negroid peoples were called by Greek-Roman authors „Aethiopes“ and the name referred not only to the region of the modern state Ethiopia.The name „Hesperian Aethiopes“ means „the western Aethiopes“. Carthaginians and Greek-Roman authors up to the first century AD understood by “Hesperian Aethiopes” Black African peoples and also Libyan tribes of the Gaetuli with darker skin colour (Melanogaetuli). These dark Gaetuli finally were named by Ptolemy, the Alexandrinian geographer, “Black Gaetuli” (Melanogaetuli). But all these peoples lived in a “Western Aethiopia”, that means the region of Mauritania in the south of the Roman province, but not further as up to the Carthaginian island Cerne (the bay of Arguin). There is only a note of the geographer Strabo as exception; he could have ment Black African peoples at the Ocean southern of the Sahara, but he underestimated totally the complete distance of the Libyan Garamantes with ten days of voyage. Ptolemy indeed located these Aethiopes also southern of the Sahara. At the beginning of the Christian chronology there was no ancient knowledge beyond the island of Cerne; it was the only place which was visited by non-Carthaginian traders. All knowledge about the Hesperian Aethiopes up to the first century AD bases for the most part on the Periplus of the Carthaginian Hanno (about 500 BC). A parallel source to these Aethiopes is the Periplus of Pseudo-Scylax about 300 BC. Probably during the second century AD the regions of West Africa southern of the island of Cerne were better explorated by navigators of Gades in Spain; so the region of the Hesperian Aethiopes was located up to the river Senegal and still further southern of it.

Das Buch der Reisen des Benjamin aus Tudela und seine Beschreibung Nordostafrikas und Ägyptens um das Jahr 1171 Ein Beitrag zur Geschichte der frühen Ägyptenkunde

Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo, 2018

In 1173 Benjamin of Tudela, of the Spanish kingdom of Navarre, wrote an account of his journeys through the Mediterranean into Mesopotamia, and about his return journey which supposedly took him around the Arabian Peninsula and via northeast Africa to Egypt and home. Although his ”Book of Travels” has been dealt with extensively, this article intends to scrutinize his description of Fatimid Egypt – from Aswan to the Nile Delta and Sinai; its Jewish communities; trade connections; and ancient sites and monuments – and to assess its possible value as a source for the regional history of Egypt in medieval times as well as its alleged part in disciplinary ”pre-history” of Egyptology.

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Zyperns Mendikanten zwischen den Konfessionen, in: Abrahams Erbe – Konkurrenz, Konflikt und Koexistenz der Religionen im europäischen Mittelalter, hrsg. von Klaus Oschema, Ludger Lieb und Johannes Heil (Das Mittelalter 2), Berlin/München/Boston 2014, S. 305-319.

in: Abrahams Erbe – Konkurrenz, Konflikt und Koexistenz der Religionen im europäischen Mittelalter, hrsg. von Klaus Oschema, Ludger Lieb und Johannes Heil (Das Mittelalter 2), Berlin/München/Boston 2014, S. 305-319.