Politik der Metapher – Einleitung (original) (raw)
Metaphern in der Sprache der Politik
Die Tatsache, dass sich z.B. Politiker nach Skandalen um von ihnen verwendete Sozioparasiten-Metaphern mit der Begründung herauszureden versuchen, deren stigmatisierend-diffamierende Konnotationen seien ihnen nicht bewusst gewesen, kann ja nicht für bare Münze genommen werden und wird gegebenenfalls von Justiz und politischer Öffentlichkeit als Schutzbehauptung disqualifiziert. Somit kann die kognitive Metaphernanalyse, wenn sie diskurshistorisch, pragmatisch und psycho-linguistisch informiert und differenziert vorgeht, einen wichtigen Beitrag zur politischen Sprachanalyse und -kritik leisten.
Zu einer geschichtlichen Reflexion über die Metapher
2003
The article expounds Jean Gebser’s views on the use of adjective through the history of the West. Starting from Gebser, it proposes a historical interpretation of metaphor on two levels, poetic practice and theoretical reflexion. The analysis contains examples from Classical Antiquity and old German poetry to the present, under special consideration of Spanish Baroque. Modern metaphor is characterized by the absence of analogy, which poses aesthetic and gnoseological problems and argues for a computer-assisted reformulation of Poetics.
Metapher und Metonymie, 2015
Dem Deutschen Wörterbuch Hermann Pauls ist zu entnehmen, dass sich an die Zusammensetzung verschwinden die Vorstellung knüpfe, "daß etw[as] für die Wahrnehmung schwächer wird oder ganz vergeht" (Paul : 1101)). Das im Artikel angeführte Verwendungsbeispiel der Sonne, die hinter einer Wolke verschwindet, veranschaulicht die Möglichkeit, das Verb auch dann zu gebrauchen, "wenn der Gegenstand an sich vollständig erhalten bleibt" (Paul : 1101)). Das im Titel aufgerufene Verschwinden der Metapher meint diesem Verständnis entsprechend nicht die Auflösung des sprachlich-kognitiven Phänomens an sich, sondern dessen Marginalisierung in Prozessen des Lehrens und Lernens. 1 Als Gerd Katthage 2004 seine Studie zur Didaktik der Metapher vorlegte, zeichnete er ein deprimierendes Bild der Position, die der Metapher im Deutschunterricht zukommt. Geprägt von der Traditionslast antiker Rhetorikund damit zum substituierbaren "figurativen Ornament" (Katthage 2004: 4) degradiert -sei die Metapher Beleg für " [d]ie Spannung zwischen Fachwissenschaft und Unterrichtspraxis", die sich bei diesem Thema zu einer "Kluft ausgeweitet" habe, "die auch didaktische Gründe nicht mehr rechtfertigen kön-|| 1 Der Titel meines Beitrages greift verallgemeinernd eine Wendung auf, die Gerd Katthage 2004 in seiner Kritik an der damals aktuellen Auflage des Deutschbuchs 9 (Cornelsen-Verlag) benutzt. Katthage zufolge ‚vergesse' das Schulbuch ausgerechnet in den Kapiteln zu Lyrik und Kreativem Schreiben zu Bildern und Texten den bereits eingeführten Begriff der Metapher: "Wie immer dieses Verschwinden der Metapher begründet sein mag, es zeigt sich darin eine deutliche Werteinschätzung der Metapher und eine konzeptionelle Entscheidung zu ihrer Didaktik. Als Form sprachlicher Bildlichkeit findet die Metapher ihren Platz in der 6. Klasse, als sprachliches Alltagsphänomen ist sie von Schülern der 8. Klasse erschließbar. Komplexere literarische ‚Metamorphosen' […] kommen dann aber (besser) ohne den Begriff der Metapher aus" (Katthage 2004: 84-85).
Arbeiten in und mit Metaphern: eine konzeptionelle Anregung
2016
Der Umgang mit Metaphern in Beratung und Therapie wird oft selbst nach der Logik eines Werkzeugs diskutiert, als waren Metaphern Instrumente, die man kunstfertig einsetzen konnte. Die von der kognitiven Linguistik (Lakoff & Johnson, 1980, 1998) abgeleitete Metaphernanalyse erschuttert dieses naive Selbstverstandnis: Auch BeraterInnen und TherapeutInnen leben in ihren kaum bewussten metaphorischen Mustern, und qualitative Forschung zeigt, dass metaphorische Kommunikation ein situatives und interaktives Phanomen ist, zu dem alle Teilnehmenden beitragen. Der Aufsatz fasst den aktuellen Diskussionsstand zusammen und schlagt eine behutsame und reflexive Vorgehensweise vor.
Schrift und Gerechtigkeit. Kritisches zur Metaphysik. Content/Intro
Wien: Passagen Verlag, 2018
Inhalt Dank 13 Vorwort 15 1. Grenzgänge Von der Travestie des Seins zum phänomenologischen Striptease 35 Von der Herrschaft des logos zur Souveränität der Schrift 67 Von der quête der Kritik zur Dämonologie des Affekts 87 2. Rückgänge Vom asketischen Ideal zur dionysischen Aufgabe 109 Vom Unfug des Seienden zur Gabe der Gerechtigkeit 145 Zwischen Platon und Mallarmé, zwischen der Wahrheit und der Literatur 189 Nachwort 213 Literatur 221 Nachweise 229 15 Vorwort
Metaphern: Quelle von Missverständnissen im interkulturellen Diskurs?
Metapher und Metonymie, 2015
Das britische Wirtschaftsmagazin The Economist verwendet oft Metaphern, um seinen Lesern ökonomische und politische Sachverhalte zu erklären. Wenn die Metaphorik aus anderen Sprechergemeinschaften als der englischen stammt, sieht sich das Magazin allerdings genötigt, sie zu übersetzen und zu erläutern, damit die Leser sie verstehen können. So ging es z.B. im Dezember 2012 in einem Leitartikel unter der Überschrift "Slow, but popular" um zwei in deutschen Debatten verwendete Metaphern: (1a) Two duelling German metaphors capture the strategy of Angela Merkel, Germany's chancellor, in the euro crisis. The pejorative version is that she is using "salami tactics", cutting off the thinnest possible slice of any rescue sausage being negotiated so as to make it more digestible for the German public. […] The more positive metaphor is that Germany's government is "driving by sight" (auf Sicht fahren). This is the term Germans use for safe driving in fog, when cars must slow down enough to be able to stop for any object that suddenly appears out of the mist. […] Its message is that, even in the fog of crisis, Germans are in safe hands. (The Economist, 08.12.2012) Die Metapher der SALAMITAKTIK dürfte den Lesern des Economist wahrscheinlich im Allgemeinen bekannt sein, handelt es sich doch um eine Begriffsprägung, die eine eigene "Wikipedia"-Seite aufweist und als Bezeichnung für das Vorgehen der ungarischen kommunistischen Partei bei der schrittweisen Machtübernahme nach dem zweiten Weltkrieg international berüchtigt wurde. 1 Erklärungsbedürftig ist also vor allem die spezielle Anwendung des Kompositums auf die Beteiligung der deutschen Bundesregierung an den EU-Maßnahmen bei der Konsolidierung des griechischen Staatshaushalts, wobei der eigenen deutschen Bevölkerung nur ‚scheibchenweise' finanzielle Opfer abverlangt werden, um sie nicht zu sehr zu verärgern. Die Konkurrenz-Metapher des AUF-SICHT-|| 1 Wikipedia 2013 a,b; zu weiteren aktuellen Verwendungen der Salamitaktik-Metapher in der britischen Presse siehe z.B. The Independent (30.07.1992): "Salami-tactics [of the EU] lend succour to the Euro-sceptics" und The Economist (24.03.2012): "Salami tactics […]. Hungary is trying to satisfy its critics".
Zeitschrift Fur Padagogik, 1999
Der Text geht aus von der konstruktivistischen These der kognitiven Linguistik, das Metaphern nicht nur dem rhetorischen Schmuck dienen, sondern ein wichtiges Instrument sind fur unseren Umgang mit Wirklichkeit - dies nicht nur im Alltag, sondern auch im Rahmen wissenschaftlicher Konzepte. Die These wird entwickelt und fur die Fachsprache der Erziehungswissenschaft konkretisiert. Eine detaillierte Analyse verschiedener zentraler Texte zeigt, das unser Zugang auch dort, wo Metaphern nicht der Vermittlung der Theorie dienen, sondern nur den Text attraktiv machen, interessante Aussagen daruber ermoglicht, auf welche Aspekte der didaktischen Vermittlung in einem Text besonderes Gewicht gelegt wird. Auserdem wird demonstriert, das das Nachdenken uber die Bildersprache einer Disziplin auch ein Beitrag zu ihrer Selbstreflexion und Standortbestimmung ist. (DIPF/Orig.) The authors proeeed from the constructivist thesis of cognitive linguistics proclaiming that metaphors do not only serve as ...
Eintrag im Historisch-kritischen Wörterbuch des Marxismus, Band 9/I, Hamburg 2018, Sp. 683-700.
Bildbruch: Beobachtungen an Metaphern
2021
Zwischen dem Artikel "Weiblichkeit" und dem Artikel "Werk" fehlt in den von Karlheinz Barck et al. herausgegebenen Ästhetischen Grundbegriffen eine "Welt". Und im Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft gibt es zwar das "weltliche Spiel", die "Weltliteratur" und – direkt vor dem "Werbetext" – das "Welttheater", nicht aber die "Welt" selbst, noch nicht einmal eine mögliche. Dieses Fehlen, die Lücke im Lexikon ästhetischer und literaturwissenschaftlicher Grundbegriffe, lässt sich als manifester Ausdruck eines epistemologischen Mangels lesen: In ihm begegnet einem gleichsam die sichtbare Leerstelle, die die kantische Erkenntniskritik in den Enzyklopädien der Moderne hinterlassen hat, indem sie das Ganze der Welt ins unerreichbare Außerhalb der menschlichen Erkenntnisfähigkeit rückte. Dass nicht erst seit Kants Antinomien der reinen Vernunft in diese begriffliche Leerstelle die Metapher tritt, hat Ha...