Politik der Metapher – Einleitung (original) (raw)

Metaphern in der Sprache der Politik

Die Tatsache, dass sich z.B. Politiker nach Skandalen um von ihnen verwendete Sozioparasiten-Metaphern mit der Begründung herauszureden versuchen, deren stigmatisierend-diffamierende Konnotationen seien ihnen nicht bewusst gewesen, kann ja nicht für bare Münze genommen werden und wird gegebenenfalls von Justiz und politischer Öffentlichkeit als Schutzbehauptung disqualifiziert. Somit kann die kognitive Metaphernanalyse, wenn sie diskurshistorisch, pragmatisch und psycho-linguistisch informiert und differenziert vorgeht, einen wichtigen Beitrag zur politischen Sprachanalyse und -kritik leisten.

Zu einer geschichtlichen Reflexion über die Metapher

2003

The article expounds Jean Gebser’s views on the use of adjective through the history of the West. Starting from Gebser, it proposes a historical interpretation of metaphor on two levels, poetic practice and theoretical reflexion. The analysis contains examples from Classical Antiquity and old German poetry to the present, under special consideration of Spanish Baroque. Modern metaphor is characterized by the absence of analogy, which poses aesthetic and gnoseological problems and argues for a computer-assisted reformulation of Poetics.

Arbeiten in und mit Metaphern: eine konzeptionelle Anregung

2016

Der Umgang mit Metaphern in Beratung und Therapie wird oft selbst nach der Logik eines Werkzeugs diskutiert, als waren Metaphern Instrumente, die man kunstfertig einsetzen konnte. Die von der kognitiven Linguistik (Lakoff & Johnson, 1980, 1998) abgeleitete Metaphernanalyse erschuttert dieses naive Selbstverstandnis: Auch BeraterInnen und TherapeutInnen leben in ihren kaum bewussten metaphorischen Mustern, und qualitative Forschung zeigt, dass metaphorische Kommunikation ein situatives und interaktives Phanomen ist, zu dem alle Teilnehmenden beitragen. Der Aufsatz fasst den aktuellen Diskussionsstand zusammen und schlagt eine behutsame und reflexive Vorgehensweise vor.

Schnittstellen: die Metapher als Metapher

Der Sammelband Schnittstellen. Die Gegenwart des Abwesenden, herausgegeben von Katharina Hoins, Thomas Kühn und Johannes Müske, thematisiert den Begriff der Schnittstelle, jenseits der Anwendung in technischen Bereichen, als Metapher für Überlappungen, Berührungspunkte oder Grenzziehungen, die unsere Welt-und Realitätswahrnehmung beeinflussen. Zehn Beiträ-ge aus Kulturanthropologie, Kunst-, und Kulturwissenschaften, Geschichts-, Islamwissenschaft, Informatik, Geografie und Volkskunde bieten umfassende Analysen von Schnittstellenformen und ihren Funktionen. Gemeinsam setzten sich die Autor_innen mit dem Verständnis von Wis-sensproduktion in alltäglichen, technischen und akademischen Bereichen auseinander. Diesem Projekt ist es gelungen, einen Oberbegriff aus unterschiedlichen Zusammenhängen anzuwen-den, ohne aus ihm eine inflationäre Metapher zu machen. Der Titel Schnittstellen. Die Gegenwart des Abwesenden und das Cover des Sammelbandes ließen die Lese-rin auf den ersten Blick etwas desorientiert. Denn die Schnittstelle als übergreifendes Konzept findet zahlreich Anwendung in unterschiedlichen Wissensfeldern jenseits seiner Verwendung als Interface aus technischer Sicht. Das Cover zeigt eine Fotografie der Auflagefläche eines Kopierers (CLC1100 von Wolfgang Tillman). Erst nachdem im Vorwort die Metapher der Schnittstelle erklärt wird, bekommt die Leserin eine genauere Idee vom Konzept des Sammelbandes (Resultat einer Interdisziplinären Ta-gung in Hamburg, 2012). Als Metapher für Überlappungen, Berührungspunkte oder Grenzziehungen erscheinen im Sammelband Schnittstellen als notwendige Bestandteile, nicht nur der technisierten Welt, sondern vor allem unserer Weltwahrnehmung. Als Berührungspunkte oder als Orte der Über-schneidung versprechen Schnittstellen zudem " die Gegenwart des Abwesenden " (S. 8). Der Sam-melband zeigt, wie der Oberbegriff Schnittstelle umfassende Analysen unter Berücksichtigung von Objekten, Medien, Akteur_innen und Netzwerken ermöglicht.

Rechte Metapolitik

Philosophie Magazin, 2024

Rechtsextreme streben nach kultureller Hegemonie-auch über die Universitäten. Dabei können sie an so einflussreiche Denker wie Martin Heidegger und Reinhart Koselleck anschließen, die ihre wahren Absichten geschickt zu verbergen wussten. Der marxistische Philosoph und Mitbegründer des Partito Comunista Italiano, Antonio Gramsci, wurde im Juni 1928 von der faschistischen Justiz Mussolinis zu zwanzig Jahren Kerker verurteilt. In seinen berühmten Gefängnisheften setzte er sich mit der Frage nach den Bedingungen erfolgreicher Eroberung politischer Macht und ihrer Erhaltung auseinander. Er kam zu dem Schluss, dass militärische Gewalt alleine nicht genüge, um Macht zu gewinnen und langfristig zu erhalten, sondern es darum gehen müsse, breite Zustimmung zu erlangen. Dieses Konzept einer "intellektuellen und moralischen Führung" nannte er "kulturelle Hegemonie". Anknüpfend an Gramsci propagiert heute der rechtsextreme Stratege Martin Sellner einen "Staffellauf der metapolitischen Pionierarbeit", da die Eroberung der Macht weder aus den Gewehrläufen komme noch in den Parlamenten erfolge, sondern auf kultureller Hegemonie beruhe: "Wir sind alle rechte Gramscianer bis zu einem gewissen Grad in unserer Konzeption von Macht." Es handelt sich dabei um eine Aneignung von rechts, die das Denken des Gegners aushöhlt, indem sie dessen Methode nur der Form nach gelten lässt und dessen emanzipatorische Prämissen über Bord wirft. DIE UNIVERSITÄTEN EROBERN Vor zwei Jahren erklärte Sellner, es gehe darum, sich vor allem innerhalb der Geisteswissenschaften durchzusetzen: Die "Quelle der Beherrschung der Diskurse" liege in den Universitäten. Er fügte hinzu: "Sich die Universität anzueignen läuft darauf hinaus, sich die Geisteswissenschaften anzueignen." Wie sich diese schleichende Eroberung seit den frühen 1950er Jahren vollzogen hat und bis heute vollzieht, soll im Folgenden an den Beispielen des als Philosoph geltenden Martin Heidegger und des Historikers Reinhart Koselleck veranschaulicht werden.

Metapher und Norm

2015

The relation between metaphor and normativity is not limited to implicit or explicit rules for establishing and using metaphors as linguistic expressions. On a scale between normative a non-normative meaning, metaphors generate different readings that can be activated in different ways, depending on context and interpretation. Cognitive metaphor theories make allowances for this potential of variation and modification, modelling metaphor as a conceptualization that is based on an original domain, used for a blending according to the production situation. We will discuss how and under which conditions this semantic and pragmatic potential of metaphors can be activated.