Die Toleranz als Tugend (original) (raw)
Mit folgender Bachelorarbeit über die Tugend der Toleranz möchte ich in erster Linie einen überblicksmäßigen Einblick in unterschiedliche Herangehensweisen zu den Begriffen der Tugend und der Toleranz geben. Dazu möchte ich mich primär auf die Werke Nikomachische Ethik von Aristoteles, Metaphysik der Sitten von Immanuel Kant und Toleranz im Konflikt von Rainer Forst konzentrieren. Ich habe diese Werke aus diesem Grund herangezogen, da sie meines Erachtens einen guten Einstieg in die äußerst komplizierte und viel diskutierte Materie der Tugend und der Toleranz liefern. All diese Werke konzentrieren sich darauf, Antworten auf die Fragen, was ‘Tugend an sich’ ist und welche Komponenten Toleranz als Tugend enthält, sowie was es dafür benötigt, zu liefern. Ich möchte meine Arbeit in drei Kapitel unterteilen, wobei diese immer wieder auf einander zurück- oder vorgreifen werden. Zu Beginn möchte ich den Tugendbegriff nach Aristoteles erörtern und werde hierzu den ein oder anderen zusätzlichen Begriff, wie den des Glücks, erläutern müssen. Es gilt vorab zu erwähnen, dass für Aristoteles der Tugendbegriff ein essentieller war, weshalb ich bezüglich der Darlegung seiner Ideen besondere begriffliche Vorsicht werden walten lassen. Im Zuge dessen werde ich auch etwas genauer auf das Gut-an-sich eingehen, welches nach Aristoteles von tugendhaften Handlungen als oberstes zu erreichendes Ziel angesehen wird. Wie solch ein tugendhaftes Verhalten auszusehen hat und welche Fähig- und Fertigkeiten dafür von Nöten sind, werde ich im Laufe dieser Arbeit ebenfalls näher ausarbeiten. Daran anschließend werde ich näher auf die Tugendkonzeption von Immanuel Kant eingehen. Hierzu ist es essentiell, besondere Begrifflichkeiten, wie die des ‘Selbstzwecks’ oder des ‘Pflichtbewusstseins’ näher zu definieren, sowie auf die Würde, die jedem Menschen unbedingt zugesprochen wird, genauer einzugehen. Mir ist es persönlich ein wichtiges Anliegen zu zeigen, wie Kant die Toleranz gegenüber anderen Menschen verstanden hat und wie er zu der Auffassung gekommen ist, dass jedem Menschen unantastbare Würde und Zweck-an-sich zukommen. Diese Würde ist stark mit der Toleranz verknüpft, weswegen ich Augenmerk darauf legen werde, den Tugendbegriff nach Aristoteles mit dem Toleranzbegriff nach Kant zu verbinden und die Frage zu klären, ob Toleranz bereits vor mehreren Jahrhunderten als Tugend angesehen wurde. In diesem Zusammenhang werde ich in weiteren Schritten näher darauf eingehen, ob Toleranz als tugendhaftes Verhalten das Gut-an-sich als intrinsischen Wert enthält. In Kapitel drei werde ich mich vor allem mit der von Rainer Forst hervorragend aufgeschlüsselten Toleranzkonzeption beschäftigen, wobei ich abermals auf die zuvor geschilderten Definitionen von Tugend und Toleranz eingehen werde, um so, anhand von Rainer Forst, eine allumfassende Toleranzkonzeption bis an die Grenzen des Tolerierbaren aufzustellen. Dazu werde ich mich im Insbesonderen auf drei Kapitel seines Werkes konzentrieren, die allesamt sowohl von Tugend, als auch explizit von Toleranz handeln, weswegen sie ideales Material für die Ausführung dieser Arbeit darstellen. Zudem werde ich all dies unter aktuellen sozial relevanten Gesichtspunkten ausführen. Ziel dieser Arbeit soll es sein, zuerst eine leicht verständliche und schlüssige Argumentation des Tugendbegriffs zu geben, um diesen in weiterer Folge auf den Begriff der Toleranz nach sowohl Immanuel Kant, als auch nach Rainer Forst anzuwenden. Ich möchte mit dieser Arbeit einen Beitrag für ein besseres Verständnis der Toleranz im Allgemeinen leisten und so auch die praktisch anwendbaren Grenzen der Toleranz aufzeigen. Mir ist es ein persönliches Anliegen, mit dieser Arbeit aufzuzeigen, dass Toleranz nicht mit Gleichgültigkeit gleichzusetzen oder per Gefühl der Hierarchie anzuwenden ist. Toleranz, und das wird sich vorzüglich bei Rainer Forst zeigen, kann und muss auf Augenhöhe der beiden Parteien - sowohl bei der Partei, die toleriert, als auch bei der Partei, die toleriert wird - von statten gehen und muss aktiv, autonom und überzeugt betrieben werden. Gerade in der heutigen Zeit, in der sich Europa und Österreich nach und nach in die Richtung einer Spaltung der Gesellschaft bewegen, gilt es den Hebel aktiv anzusetzen und Toleranz aus freien und eigenen Stücken auszuüben. Nichtsdestotrotz ist es genau hier ein Falsches anzunehmen, dass Toleranz grenzenlos ist. Genauso wichtig wie Toleranz als Tugend zu betreiben, ist es auch, diejenigen nicht zu tolerieren, die diese Konzeption versuchen dahingehend auszunützen, um ein stark hierarchisches Gebilde zu konstruieren. Diese Arbeit soll somit ein kleiner Beitrag zur Kundgebung der aktiven Toleranz mit Grenzen des Tolerierbaren sein.