Mathias Kramer und Spanien (original) (raw)

2019, Schriften der Matthias Kramer Gesellschaft

In Hinsicht auf sein Leben und seine Werke ist Matthias Kramer nicht durch eine besondere Beziehung zu Spanien bekannt. Gerade daher kann eine Beschäftigung mit eben diesen Beziehungen neue Perspektiven des Kramerbilds eröffnen. 1. Die spanische Kultur und Sprache in Kramers Schaffen Kramers Kontakt mit der spanischen Kultur und Sprache ist mit Sicherheit auf sei-ne Zeit in Wien zurückzuführen. Der Wiener Hof war seit der Thronbesteigung des in Spanien erzogenen Habsburgers Ferdinand I. (1503-1564) das Zentrum der spa-nischen Kultur in Mitteleuropa, weshalb dort ein positives Klima allem Spanischen gegenüber herrschte. 1 Nach dem Abschluss der Gymnasialausbildung bei den Jesui-ten in Köln, wo er Französisch und Niederländisch gelernt hatte, schlug Kramer den üblichen Weg der mittellosen Schichten ein, um sich eine Weiterbildung zu ermög-lichen, und ging in ein Kloster der Kamaldulenser im Kahlenbergerdorf 2 bei Wien, wo er neben Theologie auch Philosophie und Philologie studierte. Er wurde Prediger am vielsprachigen Kaiserhof Leopolds I. (1640-1705) und kam dort in Kontakt mit dem Italienischen und dem Spanischen. 3 Diese waren, neben dem Französischen, die meistverwendeten Fremdsprachen an einem Ort, der dem spanischen Hofzere-moniell folgte. 4