Book review: Ethnografie urbaner Territorien. Metropolitane Urbanisierungsprozesse von Mexiko-Stadt (original) (raw)
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Vorbemerkung Unsere aufmerksamen Leser haben sicher schon bemerkt, dass sie bereits die 40. Ausgabe dieser Zeitschrift in der Hand halten. Damit sind wir jetzt zehn Jahre für unsere Leser da. Einige von Ihnen sind seit der ersten Ausgabe dabei, die im Frühjahr 2006 noch mit 56 Seiten im Schwarz-Weiß-Druck erschienen ist. Seitdem hat sich vieles verändert: der Umfang der Hefte liegt bei durchschnittlich 74 Seiten, wir sind "farbiger" geworden, und während wir im ersten Jahr mit nur zwei Heften Ihr Interesse testen wollten, präsentieren wir Ihnen seit 2007 AmerIndian Research vier Mal im Jahr. Gleichzeitig gratulieren wir dem "Magazin für Amerikanistik". Während wir stolz die 40. Ausgabe feiern, erscheint das Magazin schon seit 40 Jahren! Dazu unseren herzlichen Glückwunsch! Immerhin hat uns Dietmar Kuegler uneigennützig viele wertvolle Hinweise gegeben, noch bevor unser erstes Heft erschienen ist. Ohne seine Hilfe wäre uns der Start nicht so leicht gefallen. Wir feiern aber nicht ganz allein. Denn unsere Mitstreiterin Frau Prof. Ursula Thiemer-Sachse, die unsere Zeitschrift seit Anfang an begleitet, mit Hinweisen hilft und ihre Lektorenleistung einbringt, wird in diesem Monat 75 Jahre alt. Für uns ist das Anlass, ihre Arbeit zu würdigen und herzlich zum Geburtstag zu gratulieren. Sie war es auch, die Rudolf Oeser und mich vor mehr als 25 Jahren in Kontakt brachte, woraus eine echte Freundschaft entstanden ist, die gemeinsam mit den technischen Fortschritten in Internet und Digitaldruck die Zeitschrift AmerIndian Research erst ermöglichte. Wir freuen uns, dass wir viele treue Leser haben, die mit Kritik und Lob helfen, die Zeitschrift AmerIndian Research zu gestalten, möchten Sie aber trotzdem bitten, uns auch bei anderen Interessenfreunden bekannt zu machen und sie für ein Abo zu gewinnen. So wollen wir eine zeitlich begrenzte Aktion starten: Leser werben Leser und Gelegenheitsleser werden selbst Abonnenten. Wer ein neues Jahresabonnement vermittelt oder selbst abschließt, kann sich aus dem Nachlass des Düsseldorfer Instituts für amerikanische Völkerkunde einen der folgenden Titel auswählen: Reinhold
In diesem Aufsatz geht weniger um die Untersuchung von Grenzstrukturen in politischen Reliktlandschaften, sondern um die denkmalkundlichen und kunstgeschichtlichen Erfassungs- und Kartierungmöglichkeiten fortbestehender Grenzlandschaften als vollwertige Kulturlandschaften. Deren Dimensionen werden weniger von der politisch gesetzten Grenzlinie, sondern gerade aus der grenzüberschreitenden und stets dynamischen Kulturpraxis der oftmals politisch marginalisierten Bevölkerung beiderseits der Grenze selbst konstituiert. Damit rücken ihre schwer lokalisierbaren, da alltäglich, oftmals anti-elitär und bezüglich der herrschenden Leitkultur zweier abgegrenzter Staaten gegenkulturell motivierten und zugleich kunst- und architekturhistorisch selten salonfähigen Artefakte ins Zentrum - und mit ihnen die, von der realen Grenzlinie aus unterschiedlich tief in die jeweiligen Landeshälften ausstrahlenden Interaktionsräume mit ihren politischen, sozialen, kulturellen und mentalen Kontruktionsparametern von Grenzen in den Vordergrund. Der vorliegende Beitrag durchläuft vier Schritte. Schritt 1 diskutiert die politischen, sozialen, kulturellen und mentalen Komponenten von Grenzen in ihrer Ambivalenz zwischen Zentrum und Peripherie. Schritt 2 beschreibt den Grenzraum zwischen den USA und Mexiko aus der herkömmlichen staatsnationalen Perspektive als kulturelle Peripherie, die als angebliche Randzone kultureller Ausdünnung und subversiv-illegaler Migrationstendenz durch Grenzfortifikationen gegenüber dem jeweiligen Nachbarland bewehrt wird. Schritt 3 diskutiert den v. a. kulturwissenschaftlich motivierten Paradigmenwechsel, in dem der Grenzraum nicht mehr als kulturelle Peripherie zweier Nationen, sondern als grenzüberschreitende Kulturlandschaft wahrgenommen wird, die gerade erst von der zentralen (und damit nicht mehr peripheren) Grenzlinie her konstituiert wird. Schritt 4 geht der Frage nach, wie man den dynamischen Kulturraum einer grenzüberschreitenden Bevölkerung anhand ihrer Kulturpraxis bzw. anhand ihrer nachweisbaren, kulturellen Artefakte kartieren kann. Im Falle des US-mexikanischen Grenzraumes beschäftigt sich dieser Beitrag mit dem sog. mural movement der mexikanisch-amerika- nischen (Chicano)-Bevölkerung, die gerade das Thema der Aus-, Ein- und Entgrenzung an staatsnationaler Peripherie grenzüberschreitend ins Zentrum ihrer Motivation stellt.
Auch wenn man Mexiko oft besucht hat, sich in dem Menschengewimmel seiner 20-bis 30-Millionen-Metropole jedes Mal wieder zu Hause fühlt, erlebt man Beeindruckendes, Erschütterndes, Unerwartetes. Einiges anekdotenhaft Anmutende, das aber auch die Bandbreite der Probleme der mexikanischen Wirklichkeit erkennen lässt, sei hier berichtet. Wer ein offenes Auge und Herz für die einfache Bevölkerung hat, kann viel dazu lernen! Und die Blicke des Fremden lassen erst einmal etwas als besonders erkennen, was dem Einheimischen als selbstverständlich und daher nicht betrachtenswert erscheint. Das ist aber bei uns nicht anders!
Im mexikanischen Fernsehen lief eine Sendung unter dem Titel "La otra mirada hace sentido", was man so übertragen könnte: "Es lohnt sich, ein zweite Mal hinzuschauen!" Dies erschien mir als Motto einer Ausstellung von Fotos geeignet, die ich während vieler Aufenthalte in verschiedenen Regionen Mexikos gemacht habe. Mit meiner ethnologischen und ethnohistorischen Forschung haben sie nicht vorrangig zu tun, wohl aber mit der Tatsache, dass der Blick eines Fremden auf das allmählich vertraut Werdende anders ist als der von Einheimischen. Viele Details, die unter anderem auch dem vielschichtigen, oft hintergründigen Humor der Mexikaner zu verdanken sind, wurden im Foto eingefangen. "Como México no hay dos" (= Wie Mexiko, so gibt es keine zwei!) Also: für Mexiko gibt es nichts Vergleichbares, sagen die Mexikaner voller Nationalstolz in einem geflügelten Wort. Jedoch sind die zu beobachtenden Erscheinungen so vielfältig, ist die mexikanische Realität so voller Details, dass Mexiko eine Vielheit in der Einheit bildet, dass es unendlich Vieles gibt, in dem sich die selbstbewusste Einmaligkeit manifestiert.
Verhandlungssache Mexiko Stadt: Umkämpfte Räume, Stadtaneignung, imaginarios urbanos, 2008
Final Version Publication Info: Wissel, Christian von. 2008. ‘Im Wilden Westen von Mexiko Stadt: Sozialräumliche Territorialisierung und städtische Öffentlichkeit am Beispiel der Schlucht des Río Mixcoac.’ Pp. 79–93 in: Verhandlungssache Mexiko Stadt: Umkämpfte Räume, Stadtaneignung, imaginarios urbanos; MetroZones, edited by A. Becker, O. Burkert, A. Doose, A. Jachnow, and M. Poppitz. Berlin: b_Books.
Mexico-City: Stadtentwicklung von unten zwischen Totenkult und Guerilla Gardening
Original Titel: Unter Millionen: Stadtporträt Mexico-City. Komplexität – Herausforderung – Verhandlung Vortrag an der Heinrich Böll Stiftung, Berlin, am 16. Nov. 2009. https://www.boell.de/de/navigation/lateinamerika-7821.html Mexiko-Stadt zu porträtieren ist ein schwieriges Unterfangen. Die Stadt entzieht sich in vielerlei Hinsicht den herkömmlichen Beschreibungsmethoden und ist in ihrer Komplexität als „Stadt“ im eurozentrisch geprägten Sinne einer zwar widersprüchlichen aber doch kohärenten Einheit kaum zu fassen.
Review: Kölmel: Toffolo Describing the City Describing the State (dt. / engl.)
ArtHist, 2022
Liest man heute die Berichte spätmittelalterlicher Pilger, die sich von nördlich der Alpen auf ihrem Weg ins Heilige Land in Venedig für die Überfahrt einschifften, ist man von der Fülle an Informationen erstaunt, die diese während ihres Aufenthalts in der Lagunenstadt sammelten. Legendäre historische Ereignisse spielen in diesen ebenso eine Rolle, wie der Reichtum der Stadt, ihr politisches System oder ihre Wehrhaftigkeit. Das Bild, das sie entwerfen, war aber kein Zufallsprodukt. Denn kaum ein Gemeinwesen dieser Zeit war so um das eigene Image und seine Verbreitung bemüht wie Venedig. Sandra Toffolo beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und Wiedergabe dieses Images. Dabei nimmt sie die Eigen- und Fremdbilder sowohl von Venedig als Stadt, wie auch die von Venedig als Staat in den Blick. im 15. Jahrhundert.