Die Außenwirkung des späthethitischen Kulturraumes. Einleitung (original) (raw)

2004, Alter Orient und Altes Testament 323

Die Regionen Nordsyriens und Südostanatoliens beheimateten i m frühen 1. Jahrtausend v. Chr. eine Vielzahl kleinerer Fürstentümer, in denen sich die so genannte »späthethitische Kunst« entfaltete. Sie bildeten jedoch keines-wegs eine geschlossene kulturelle, politische oder sprachliche (,,ethnische«) Einheit: Das Zusammenleben von indo-europäischen Luwiern und westse-mitischen Aramäern sowie weiterer Gruppen wie den ebenfalls westsemiti-schen Phöniziern fand seinen iederschlag in der Ausprägung unterschied-licher kultureller ormen. Ersichtlich wird dies sowohl in der materiellen Kultur als auch in den in verschiedenen Sprachen verfassten Inschriften und den divergierenden religiösen Vorstellungen der Fürstentümer. Die Forschung hat seit langem erkannt, dass dieser vielseitige »syro-ana-tolische« Kulturraum während einer bestimmten, als der »orientalisieren-den« bezeichneten Periode eine prägende Rolle bei der Herausbildung we t-licher Kulturen, insbesondere i m Ägäisraum und i n Italien, gespielt hat. Dies ist zum einen durch Importfunde, zum anderen durch Veränderungen in der politischen, gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Lebenswelt der Griechen und Etrusker fassbar. Dabei können i m Falle der häufig in genera-lisierender Weise als »orientalisch« bezeichneten Importe in Griechenland und Italien die Herkunftsgebiete innerhalb des syro-anatolischen Raumes nach dem heutigen Stand der Forschung besser unterschieden werden. Während die Erforschung der genannten Phänomene für die Regionen westlich von Anatolien bereits auf eine lange Tradition zurückblicken kann, stand bisher die Frage nach eventuell existierender kultureller, religiöser und politischer Außenwirkung des »späthethitischen« Raumes auf die angren-zenden Kulturen beziehungsweise politischen Einheiten in West-und Zen-tralanatolien sowie im Vorderen Orient, insbe ondere Assyrien, weniger deut-lich im Zentrum der Forschung. Erst in jüngster Vergangenheit ist eine Intensivierung der Diskussion zu beobachten. So hat die bessere Erschlie-ßung der Geschichte der luwisch-aramäischen Fürstentümer und damit auch der Chronologie der »späthethitischen « Kunst erneut die Frage aufgewor-fen, inwieweit diese die frühe neuassyrische angeregt hat. Weitere Aktualität hat die Fragestellung auch durch die zunehmend ich durchsetzende »hohe« Chronologie der Frühen Eisenzeit in Anatolien (Gor