Entwicklung und Beurteilung kleinbäuerlicher Kreditprogramme am Beispiel Venezuelas (original) (raw)

Kleinkredit und Marktteilhabe in der Vormoderne: Projektdesign

Mannheim Working Papers in Premodern Economic History, 2020

Das Projekt leistet einen Beitrag zur Geschichte des Mikrokredits in der Vormoderne. Es fragt nach der Bedeutung von Klein-und Kleinstkrediten für das wirtschaftliche und soziale Leben spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Gesellschaften. Die forschungsleitende Hypothese, dass gesellschaftliche Kohärenz wesentlich über Marktteilhabe erzeugt werden kann, wurde in der jüngeren Forschung beispielsweise von Fontaine, Schlumbohm und Clemens für die Frühe Neuzeit vertreten. In drei Fallstudien wird die Validität dieser These für spätmittelalterliche Gesellschaften überprüft. Ein wesentlicher Innovationsfaktor des Projekts ist dabei die Identifizierung von einschlägigen, bisher kaum beachteten Quellengattungen, die Auskunft über Klein-und Kleinstkredite liefern können, von denen man bisher stets postuliert hat, sie hätten nur geringen Niederschlag in den Quellen gefunden. Abstract (Englisch) Our project explores the significance of small-scale and even micro-credit for the social and economic life of medieval societies. For the early modern period, scholars such as Laurence Fontaine, Jürgen Schlumbohm or Gabriele Clemens have proposed that social coherence is particularly generated by the individual possibilities of market participation. In three case studies from different European regions we put this assumption to a test in view of late medieval societies. Previous research in medieval studies has rightly pointed to a significant lack of sources for small-scale and micro credits. Therefore, all three case studies aim to identify new types of sources which have previoulsy not or only marginally been used to explore medieval credit activities.

Mikrokredite als Instrument der Entwicklungspolitik

2009

In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Finanzierungsmethode der Kleinkreditvergabe als geeignetes Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit bzw. als Instrument für ein Empowerment von Frauen. In diesem Rahmen beziehe ich mich auf die staatliche Frauenbank BANMUJER in Venezuela, welche Kleinkredite an Frauen vergibt. Die Arbeit ist in einen theoretischen und einen empirischen Teil unterteilt, welche im Fazit miteinander verbunden werden. In meinem theoretischen Teil beziehe ich mich auf die Theorien von Muhammad Yunus, der Wirtschaftsprofessor und Friedensnobelpreisträger von 2006 hat durch seine Mikrokreditbank in Bangladesch, der Grameen Bank, eine weltweite Mikrofinanzierungswelle ausgelöst. Selbst die Weltbank erkennt die Vergabe von Kleinkrediten als wirkungsvolles Mittel der Armutsbekänpfung an. Dabei führt die Vergabe nicht nur zu einer wirtschaftlichen Besserstellung, sondern auch zu sozialen Veränderungen. Wie die von mir untersuchte venezolanische Frauenbank BANMUJER ...

Marginalisierte und Überflüssige. ‚Kleinstbauern‘ und ‚Landlose‘ in Brasilien

Exklusion in der Marktgesellschaft, 2008

Der Ausschluss aus gesellschaftlichen Verhältnissen der Produktion und Konsumtion enthält immer Momente der Gewalt, stellt Gewalt dar oder basiert auf ihr. Privateigentum am Boden, an ländlichem oder städtischem, ist in seiner materiellen gesellschaftlichen Qualität ein Ausschlussverhältnis. Auch das moderne Privateigentum baut daher auf Gewalt, ist ein gewaltsames Verhältnis und ruft diese hervor. Diesem Syllogismus sind die nachstehenden Ausführungen zum ländlichen Brasilien der Gegenwart gewidmet. Wie ich zeigen möchte, besteht die Funktion des Privateigentums am Boden in Form des Latifundiums oder heute des Agrarunternehmens im Ausschluss der das Land bearbeitenden Massen, sei es in Form von "Kleinstbauern" (minifundistas) oder von landlosen Landarbeitern und Landarbeiterinnen, vom Zugang zu eben diesem Land. Die modernisierte Agrarproduktion, Agroindustrie und Agrobusiness, ausgerichtet auf die Weltmärkte und von diesen abhängig, machen sich zunehmend vom Arbeitskräftereservoir der Kleinstproduzenten und Landlosen unabhängig und diese überflüssig. Überflüssig aus der Sicht des sich globalisierenden Kapitals und seiner Imperative. Die Marginalisierten und Überflüssigen siedeln nunmehr in den verödeten Räumen neben und unterhalb der Hoch-und Schnellstraßen des Kapitals.

Das Gute Leben als Alternative zum Wachstum? Der Fall Ecuador

2013

Zusammenfassung: Die ecuadorianische Verfassung von 2008 führt mit dem Guten Leben -das sie als Grundprinzip von Staat und Gesellschaft festlegt- einen neuen politischen Begriff ein, der sich als Alternative zu wachstumszentrierten Entwicklungsvorstellungen behaupten konnte. Der Begriff des Guten Lebens (Sumak Kawsay) wurde seit dem Jahr 2002 im Diskurs der ecuadorianischen Indigenenbewegung etabliert und vor allem von Organisationen des Amazonasgebietes genutzt, um sich gegen die Erdölförderung auf ihrem Gebiet zu wehren. Diese wird als ein Angriff auf die Natur und die Lebensweise der Menschen dort definiert. Die Übernahme des Begriffes durch den Staat im Zuge der Verfassungsgebenden Versammlung 2007/2008 führte zum Entstehen von zwei verschiedenen und teilweise entgegengesetzten Interpretationen des Guten Lebens: die Indigenenbewegung hat den neuen Begriff -stets in Kichwa als Sumak Kawsay- in ihren bestehenden Diskurs als Kristallisationspunkt ihrer umwelt- und wirtschaftspolitischen Forderungen integriert; viele nicht-indigene politischen Intellektuelle begreifen das Gute Leben hingegen als Krönung einer jahrtausendealten, interkontinentalen Denktradition, die mit den Indigenen nur wenig zu tun hat. Somit kommt es seit einigen Jahren zu Konflikten zwischen zwei unterschiedlichen Definitionen desselben Begriffes – die Indigenen wehren sich unter dem Motto des Guten Lebens gegen eine Regierungspolitik, die unter demselben Motto ihre Lebensweise gefährdet. Abstract: The 2008 Ecuadorean Constitution introduced with the Good Life -defined as basic principle of State and society- a new political concept that could establish itself as an alternative to visions of development focused on growth. The concept of Good Life (Sumak Kawsay) has been established in the discourse of the indigenous movement in Ecuador since the year 2002 and has been used especially by the Amazonian organizations in order to fight petroleum exploitation in their territory. This activity is defined as an attack on nature and the people living there. The adaptation of the concept by the State during the Constituent Assembly in 2007/2008 lead to the appearance of two different and in part antagonistic interpretations of the Good Life: the indigenous movement integrated the new concept -always in Kichwa as Sumak Kawsay- in their established discourse as a crystallization of their ecological and economical demands; many non-indigenous political intellectuals, on the other hand, understand the Good Life as the culmination of a millennial intercontinental tradition of thought that hardly relates to indigenous peoples. Thus, since some years, there are conflicts between two different definitions of the same concept – the indigenous peoples defend themselves under the slogan of the Good Life against a state politics that endangers their way of life under the same slogan.

Ansätze der Kleinbauernförderung im Globalen Süden: Kontroversen, Erfahrungen, Synthesen

2020

Es herrscht weitgehend Konsens, dass die Sicherstellung der Welternährung nicht ohne die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern (nachfolgend Produzent*innen) in Afrika, Lateinamerika und Asien möglich sein wird. Dies sind bis zu 570 Millionen Betriebe bzw. 2 Milliarden Menschen. Schon aufgrund der sehr großen Zahl ist auch für die Erreichung weiterer Nachhaltigkeitsziele eine nachhaltige Entwicklung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft unabdingbar.<br>Kontrovers diskutiert wird die Frage, wie Kleinbauernhaushalte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen diese Herausforderungen bei wachsender Weltbevölkerung und bei zunehmend knapper Agrarfläche bewältigen sollen. In der Diskussion um zielführende Entwicklungs- und Förderstrategien lassen sich vier wesentliche Kontroversen erkennen: Fokus (ganzheitliche oder spezialisierte Unterstützung), Technologie (Low- oder High-input-Landwirtschaft), institutioneller Rahmen (vornehmlich staatliche oder privatwirtschaftliche Dienstleistunge...

China, Lateinamerika und die Karibik – eine etwas andere Art von Entwicklungshilfe

2011

Mit der Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und den Staaten Lateinamerikas sowie der Karibik hat Beijing seine Rolle als entwicklungspolitisches Geberland in der Region ausgeweitet. In der offiziellen chinesischen Sprachregelung wird für die Entwicklungszusammenarbeit der Begriff "Auslandshilfe" verwendet, bei der an erster Stelle der gegenseitige Nutzen und die Gleichberechtigung der Partner stehen sollen. Bei der Durchsetzung der "Ein-China"-Doktrin zur Nichtanerkennung Taiwans pflegt China diesen partnerschaftlichen Sprachstil allerdings nicht. China praktiziert seine Auslandshilfe in unterschiedlichen Formen, mit verschiedenen Instrumenten und Konditionen, die sich in mancherlei Hinsicht von der Entwicklungszusammenarbeit der westlichen Geberländer unterscheiden. Für Chinas entwicklungspolitisches Engagement gilt vereinfacht die Gleichung: Auslandshilfe = Außenpolitik + wirtschaftliche Zusammenarbeit + Entwicklungshilfe. Die Transparenz der chinesischen Geberleistungen ist begrenzt, zumal die Übergänge zwischen Entwicklungshilfe, Investitions-und Handelskrediten sowie Direktinvestitionen fließend sind. Schwerpunkte des chinesischen Engagements in Lateinamerika und der Karibik sind Vorhaben zum Ausbau der Infrastruktur, Projekte im Rohstoff-und Energiesektor sowie Aus-und Weiterbildungsmaßnahmen. Auf Kritik stoßen in Lateinamerika die chinesischen Complete Projects, für die alle Komponenten-von der Planung bis zur Vollendung-überwiegend von China bereitgestellt werden.

Bankkredite für Unternehmerinnen: geringe Benachteiligung in entwickelten Finanzsystemen

2007

Frauen gründen im Vergleich zu Männern seltener Unternehmen, ihre Gründungen fallen kleiner aus und sie wählen eine andere Finanzierungsstruktur. Es existieren jedoch nur wenige Informationen über die Hintergründe dieser Unterschiede. Insbesondere für Europa gibt es kaum gesicherte Erkenntnisse darüber, ob die beobachtbaren Differenzen geschlechtsspezifi sche Hemmnisse beim Zugang zu externen Finanzierungen und ihren Konditionen widerspiegeln. Die vorliegende länderübergreifende empirische Analyse des DIW Berlin belegt vor allem für GUS-Staaten eine Benachteiligung von Unternehmerinnen beim Kreditzugang. Als Unternehmerinnen werden hier Frauen verstanden, die ihr Unternehmen mehrheitlich besitzen und selbst leiten. Die GUS-Staaten weisen einen besonders niedrigen Entwicklungsstand des Finanzsystems auf. In den weiter entwickelten Finanzsystemen der ausgewählten "alten" EU-Länder-zu denen neben Griechenland, Irland, Portugal und Spanien auch Deutschland gehört-trägt der hohe Wettbewerb vermutlich dazu bei, dass bei der Vergabe von Krediten keine Unterschiede für männliche und weibliche Unternehmer nachgewiesen werden können. Im Hinblick auf die Finanzierungskosten bestehen allerdings auch in Ländern mit entwickelten Finanzsystemen Nachteile für von Frauen geleitete Unternehmen. Dieser Befund zeigt sich auch, wenn diejenigen Effekte herausgerechnet werden, die auf ein höheres Risiko hindeuten. Theoretischer Hintergrund zur Diskriminierung auf dem Kreditmarkt Eine Diskriminierung auf dem Kreditmarkt kommt dann vor, wenn sich der Kreditgeber bei der Vergabe des Darlehens von individuellen, für die Transaktion nicht relevanten Charakteristika des Kreditnehmers, wie z. B. Geschlecht oder Rasse, leiten lässt. 1 Der Nobelpreisträger Gary S. Becker erklärt Diskriminierung mit den Präferenzen von Anbietern, die sich gegen die Assoziierung mit einer bestimmten 1 Davon zu unterscheiden ist die statistische Diskriminierung. Falls zum Beispiel bestimmte Charakteristika wie das Geschlecht von Schuldnern mit ihrer Bonität hoch korreliert sind (und keine sonstigen stichhaltigen Informationen zur Bonität verfügbar sind), werden Kreditgeber diese Charakteristika als Indikatoren des Kreditrisikos dieser Gruppe generell betrachten. Für die als hochriskant geltenden demographischen Gruppen verschlechtern sich dann die Finanzierungsmöglichkeiten und-konditionen, ohne dass hier eine Diskriminierung im Beckerschen Sinne vorliegt. Vgl.

Wirtschaftsförderung bei indigener Bevölkerung in Lateinamerika

2018

Wirtschaftsförderung bei indigener Bevölkerung in Lateinamerika Die internationale Entwicklungszusammenarbeit führt bereits seit vielen Jahren Projekte für indigene Gruppen in Lateinamerika und in der Karibik durch. Die deutsche staatliche Entwicklungszusammenarbeit hat sich den indigenen "Zielgruppen" 1 verstärkt erst seit den neunziger Jahren angenommen, wohingegen kirchliche und Nichtregierungsorganisationen (NROs) bereits früher diese Bevölkerungsgruppen förderten. Projekte für indigene Zielgruppen wollen die Situation der Bevölkerung in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bildung verbessern. 2 Die Wirtschaftsförderung bei indigenen Gruppen stellt jedoch einen Schwerpunkt der internationalen Zusammenarbeit dar, die auf der Grundannahme basiert, dass bei indigener Bevölkerung Probleme bei der Subsistenzproduktion und bei der Warenproduktion bestehen, beziehungsweise dass sie als Marktteilnehmer (Lohnarbeit, Warenproduktion) Nachteile hinnehmen muss. Projektmaßnahmen sollen diese Benachteiligungen ausgleichen helfen. Die Nutznießer von Entwicklungsmaßnahmen, die indigenen Gruppen Lateinamerikas, haben vielfältige Produktions-und Reproduktionsmuster entwickelt und ihr jeweiliger Integrationsgrad in die Nationalgesellschaft ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Wirtschaftsaktivitäten indigener Bevölkerung reichen von Brandrodungsfeldbau in (tropischen) Waldgebieten und Viehzucht in den Hochplateaus der Anden, über kleinbäuerliche Landwirtschaft bis zu Lohnarbeit und Handel in den Städten. Auch die Klassenstruktur indigener Bevölkerung ist unterschiedlich; sie reicht von landlosen Bauern bis zur indigenen "Intelligentsia", die häufig (Landschul-)Lehrer sind und über großen Einfluss in indigenen Regionen verfügen. Wegen dieser Vielfalt gibt es keine einheitliche Definition von Wirtschaft indigener Bevölkerungsgruppen in Lateinamerika und es muss von "Wirtschaften" indigener Gruppen gesprochen werden. Jedoch ist die heutige Realität der weitaus meisten indigenen Gruppen in Lateinamerika durch mehr oder weniger große Integration in den Markt und in die Nationalgesellschaft gekennzeichnet, was zu einer Reihe von Anpassungsproblemen führt, 1 Obwohl der Begriff "Zielgruppe" kein ethnologisches Konzept ist, verwende ich ihn in diesem Beitrag, da er in der Entwicklungszusammenarbeit durchgängig benutzt wird, mangels eines eigenen ethnologischen Konzepts. 2 Eine einführende Darstellung der Themenbereiche der Entwicklungszusammenarbeit bei indigenen Gruppen bietet der Band Indigene Völker in Lateinamerika und Entwicklungszusammenarbeit, herausgegeben 2004 von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ).