Tagungsprogramm "Carl Einstein im Kontext neuer Avantgardetheorien" (12.-13.03.2020 Düsseldorf) (original) (raw)
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Mit der Ausrufung des Anthropozäns wurde der Moderne eine neue Zeitlichkeit eingeschrieben, die den Menschen in geologische Formationsprozesse einbettet und nichtmenschliche Zeitskalen in den Vordergrund rückt. Doch welche Wissenschaften autorisieren und produzieren dieses Zeitwissen überhaupt? Welche Konzeptionen von Zeit liegen dem Anthropozän zugrunde bzw. gingen ihm voraus? Diesen Fragen ging der von der Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik geförderte Online-Workshop nach. Sechs Präsentationen mit jeweils zwei Repliken sowie drei Keynotes explizierten die epistemischen Eigenlogiken und historischen Hintergründe modernespezifischer Denk-und Darstellungsweisen von Zeit an der Schnittstelle von Natur-, Lebens-und Geisteswissenschaften. Das Anthropozän galt dabei als gemeinsamer Ausgangspunkt und thematische Klammer, ohne dass die Beiträge sich darauf beschränkten. In den Diskussionen kamen verschiedene Begriffe, Medien und Skalen von Zeit zusammen.
Carl Einstein Re-Visited: Die Aktualität seiner Sprache, Prosa und Kunstkritik
Das ZKM Karlsruhe, das Museum für Literatur am Oberrhein und die Carl-Einstein-Gesellschaft/Société Carl Einstein e. V. veranstalten im Februar 2017 zum ersten Mal eine Carl-Einstein-Konferenz in der Jugendstadt des Autors. Die Tagung fragt nach den Potenzialen von Einsteins Schreiben, seinen zeitgenössischen Einflüssen und den Nachwirkungen seines Werkes für die Literatur- und Kunstgeschichte. The ZKM, the Museum für Literatur am Oberrhein and the Carl Einstein Society will host a conference on Carl Einstein in February 2017, to be held for the first time in the town of his youth. The conference asks about the potential of Einstein’s writing, his contemporary influences and the aftermath of his work in literature and art history. Le ZKM, le Museum für Literatur am Oberrhein Karlsruhe et la Société Carl Einstein organisent pour la première fois un colloque Carl Einstein dans la ville de jeunesse de l’auteur. On y interrogera les potentiels multiples de l’écriture d’Einstein, les influences sur ses contemporains et les répercussions de ses travaux sur l’histoire de l’art et de la littérature.
Das Gotha der Aufklärungszeit als Schauplatz physikalischer Experimente steht im Mittelpunkt der Tagung des neugegründeten Sammlungs- und Forschungsverbunds Gotha. Ausgangspunkte dafür sind Handschriften, die sich in der Forschungsbibliothek Gotha erhalten haben: Lichtenbergs Manuskript seiner „Vorlesung über die Naturlehre“ (FB Gotha Ch. B 1116) und die Mitschriften Herzog Ernsts II. zu den von Lichtenberg abgehaltenen „Physikalischen Lehrstunden“ (FB Gotha Ch. A 1273, Ch. A 1065, Ch. B 1065a). Unter Ernst II. wurde der Gothaer Hof zu einem Zentrum der aufgeklärten Wissenschaften, dem der Herzog nicht nur als Mäzen, sondern auch als Liebhaber der Experimentalphysik vorstand. Dieses Interesse dokumentieren die umfangreichen Notizen Ernsts II. zu dem naturkundlichen Privatissimum mit Dutzenden von besprochenen und vorgeführten Experimenten, das er sich von seinem Geheimen Archivar Ludwig Christian Lichtenberg halten ließ. Zusammen mit Lichtenbergs Manuskript einer „Vorlesung über die Naturlehre“ erlaubt diese aussagekräftige Überlieferung einen tiefen Einblick in die höfischen Wissenspraktiken und die anregende Atmosphäre des Gothaer Hofes um 1800. Die bislang kaum erschlossenen Quellen dokumentieren die spektakulären Experimente Lichtenbergs ebenso wie das ernsthafte Bemühen des Herzogs, das präsentierte Wissen zu durchdringen. Lichtenberg, der für die von ihm wesentlich verbesserte Elektrisiermaschine überregional bekannt wurde, orientierte sich bei seiner Vorlesung für den Herzog nicht am Lehrbuch des Johann Christian Polycarp Erxleben, das erst infolge der Überarbeitungen des Göttinger Bruders Georg Christoph Lichtenberg zu einem Standard werden sollte. Vielmehr griff der Gothaer selbst auf die wichtigsten Lehrbücher der Zeit zurück, um ein eigenständiges Lehrwerk zu entwerfen. Dass er dies auch materialiter konnte, lag nicht zuletzt an der progressiven Anschaffungspolitik Ernsts II., der in Tausende naturwissenschaftliche Bücher sowie zahlreiche physikalische Apparate investierte. Denn das von Lichtenberg vorgetragene Wissen war nicht nur neu, es lebte von den durchgeführten Experimenten, die sogar allerneueste, in Zweifel gezogene Versuche nachbauten und auf die Probe stellten. Die höfische Gesellschaft der Amateurwissenschaftler unterhielt sich nicht nur, sie forschte, experimentierte und publizierte. Die Arbeitstagung wird Lichtenbergs „Vorlesung über die Naturlehre“ in ihre Wissenshorizonte und Entstehungskontexte einordnen, die Bezüge zu gleichzeitigen Forschungsaktivitäten am Gothaer Hof aufzeigen und die Manuskripte selbst einer intensiven Lektüre unterziehen. Ziel ist es, das Material zu erschließen und mit den Gothaer Sammlungsbeständen zu verbinden: die darin erwähnten naturwissenschaftlichen Werke, Apparate und Instrumente mit den Bibliotheks- und Museumsbeständen, mit archivalischen Aufzeichnungen sowie mit der Gothaer Publizistik, u.a. dem von Lichtenberg herausgegebenen „Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte“. Fragen stellen sich dabei insbesondere nach den konkreten Inhalten der Experimentalvorlesung, ihrer Aktualität und Rezeption sowie nach den vorgeführten Versuchen, den dazu benötigten Apparaten, deren Anschaffungswegen und Mechanikern. Gefragt werden muss zudem nach der Vernetzung der ‚scientific community‘ in persönlichen wie publizistischen Netzwerken sowie nicht zuletzt nach dem Verhältnis von (akademischer) Wissenschaft und (höfischem) Dilettantismus.